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Alt 27.05.2009, 15:19
gelincik02
 
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Standard Halide Edip Adivar: Die Tochter des Schattenspielers

So aktuell wie nie: eine junge Türkin auf der Suche nach der eigenen Identität

Toleranz ist nichts, was einem in die Wiege gelegt wird. Man lernt sie. So wie Rabia, die Enkelin eines sittenstrengen Istanbuler Patriarchen. Konfrontiert mit westlichen Einflüssen und dem Fremden auch innerhalb der türkischen Kultur, wird Bildung ihr Schlüssel zum Glück. Halide Edip Adivars unterhaltsamer Entwicklungsroman ist ein leidenschaftliches Plädoyer für kulturelle Offenheit.


Im Kleine-Leute-Viertel Sinekli Bakkal trägt niemand den Koran schöner vor als die kleine Rabia. So schön, dass sich der Polizeipräsident ihrer musikalischen Ausbildung annimmt und dem Mädchen den Blick in eine aufregend neue Welt ermöglicht. Sie begegnet Tanz und weltlichem Gesang, der Weisheit des Sufismus und einem italienischen Klavierlehrer, der keinem Disput aus dem Weg geht. Von der Gattin des Polizeipräsidenten erfährt Rabia endlich auch die Wahrheit über ihren Vater, den Schattenspieler und Freigeist, den die Mutter noch vor ihrer Geburt ins Exil hatte schicken lassen. Halide Edip Adivars Roman zeichnet ein differenziertes Panorama der türkischen Gesellschaft am Ende des Osmanischen Reiches. 1935 in englischer Sprache geschrieben und nur ein Jahr später von Adivar selbst ins Türkische übersetzt, gilt er in ihrer Heimat bis heute als populärer Klassiker.

Konak? Hafis? Sufismus? Hidrellez günü? Der ideale Türkei-Roman für Kenner wie Entdecker.




Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.02.2009


Rezensentin Christiane Schlötzer freut sich über dieses "unterhaltsame Sittenporträt" von Halide Edip Adivar, die kurz nach Gründung der türkischen Republik mit den Machthabern trotz ihrer nationalistischen Gesinnung in Konflikt geriet und das Land verließ. Auch im britischen Exil warb sie weiter für eine moderne Türkei, berichtet die Rezensentin. Stilistisch ist die Autorin nach Schlötzers Meinung zwar nicht umwerfend "elegant". Dafür sei das Buch "ein Plädoyer für die Freiheit, ein individuelles Glück zu suchen". Einen "Sog" entwickelt die Geschichte dadurch, findet die Rezensentin, dass sie sowohl "emanzipationsgetöntes Entwicklungsdrama" als auch "politische Chronik" ist. Halide Edip Adivar ließ sich dazu nach Meinung der Rezensentin stark von ihrer eigenen Biografie inspirieren.