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Alt 04.11.2004, 05:40
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joy joy ist offline
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Standard geschmacklos

Der Tee schmeckte nicht mehr. Am Abendessen fand er auch kaum noch Geschmack. Lag es an seiner Erkältung? Seine Kopfschmerzen begleiteten ihn schon seit Tagen. Einen Abendtee, den wollte er sich noch vor dem Schlafengehen gönnen. Er sollte ihn wärmen, vergebens, fand er doch nicht einmal gefallen daran ihn zu trinken; denn ersetzen konnte der Tee nichts.
Er schaute im leeren Raum umher; Möbel, Bücher, Kleidung und an der Wand ein Schatten, doch der chatten war allein. Jeder Blick schien in den Raum zu hallen, jeder Augenschlag, das einzige, was er hören konnte. Seine Sinne schienen sich geschärft zu haben. Doch machte dies jetzt noch einen Sinn? So nah am Wahnsinn?
Tagelang hatte er sich zermürbt, daher die Kopfschmerzen. Sein Blick fiel auf die Uhr; es war zu spät, zu spät obwohl die Uhr erst zehn schlug. Seine Augen fielen ihm zu, er konnte nicht mehr, das leben ist zu ermüdend.
Die letzen Stunden, die letzen Tage, die er hatte, sollte er sie alleine verbringen? Gerade jetzt hätte er ihre Wärme gebraucht. Aber sie deswegen anzurufen, ihr zu sagen, dass er todkrank ist, wäre dies fair?
Ich habe es verdient, so schien er sich zu trösten; nahm noch einen Schluk vom Tee, der mittlerweile erkaltet war. Und dabei liebten sie sich so sehr. Er dachte an sie: so ist es besser, so leidet sie zumindest nicht. Er versuchte sich vorzustellen, dass er an ihrer Stelle sei und von seiner Krankheit erfuhr. Ich würde alles geben, um ihr dieses Leid zu nehmen. Zu wisen, dass sie irgendwann nicht mehr da ist; und es floß ihm eine Träne übers Gesicht. Er spürte wie sich die Tränen bildeten; scharfe Sinen wie nie; er spürte noch einen Tropfen. Es schmerzte. Doch die Tränen glitten so sanft an ihm herunter. So sanft spürte er sie, wie er sie gespürt hatte. So nah wie sie war ihm keiner. Mit jeder Träne vergoss er ein Stück Vergangenheit. Sie fanden ihren Weg übers Gesicht; einen Weg und einfach so; anscheinend ohne Bemühungen. Wieso fiel es ihm dann so schwer alles hinter sich zu lassen? Er atmete sie ein. Ihr Duft schien sich im ganzen Raum festgesetzt zu haben.
Die Tasse fiel ihm aus der Hand. Wie der Teppich doch diese Flüssigkeit aufsaugte, es war bloß noch ein Fleck zu sehen. So schnell weg, doch der Fleck bleibt für immer. Er machte sich keine Mphe ihn wegzuwischen. Welchen Sinn würde dies denn noch haben? Ihm schien alles egal zu sein. Er fand keinen Geschmack mehr am Leben. Der süße Tod lockte; es gab nichts mehr, was ihn in dieser Welt halten konnte. Wieso den Tod abwarten, wenn er seelisch schon allgegenwärtig war?
Er konnte nie gut einschlafen, wollte jetzt aber für immer schlafen, todmüde war er; legte sich auf das Bett, seinAtem wurde immer langsamer, und langsamer. Die Bewegung seiner Brust wurde immer seichter. Tränen begleiteten ihn auf seinem Weg in den Schlaf. Der Schlaf, ein halbtoter Zustand.
Er schlief nun, doch seine Brust bewegte sich nicht mehr. Der Raum schien leerer zu sein als je zuvor, und er bloß noch ein Teil des Mobiliars. Kein Schatten mehr an der Wand. Ein Fleck auf dem Teppich, und das Telefon klingelte.