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Alt 18.08.2004, 08:07
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Standard Armutlu Tatil Köyü - Zweifelhafte Werbun

Da ich in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, beherrsche ich die deutsche Sprache besser als das Türkische, weswegen ich diese wichtige Mitteilung auf Deutsch niederschreibe, hoffe allerdings, dass meine türkischen Brüder und Schwester diese Informationen weitergeben.
Auf der Suche nach einem Arbeitsplatz, bin ich auf die Stellenanzeige in der türkischen Tageszeitung ‚Türkiye’ gestossen, in der dringlich nach Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, mit oder ohne Schulabschluss, für eine „Bürotätigkeit in den Büros in Hamburg, Köln, Dortmund, Berlin, Frankfurt, Stuttgart, München und Nürnberg“ gesucht werden. Diese Anzeige erschien – vielleicht wird auch noch weiterhin dafür geworben – in türkischer Sprache. Ausserdem kannte ich auch die Werbung im türkischen Fernsehen für das ‚Armutlu Tatil Köyü’.
Da ich nun einigermaßen gut türkisch sprechen kann, habe ich mich für diese Tätigkeit beworben. In den nächsten Tagen hat sich ein Vertreter (türk.: temsilci) gemeldet. Ich möchte hier nicht seinen Namen nennen, weil ich mit dieser Mitteilung besonders meine türksichen Brüder und Schwester warnen möchte, voreilig eine Entscheidung zu treffen, wenn Sie die Telefonnummer in der türkischen Werbung für dieses Feriendorf anrufen und einen Vermittler zu sich nach Hause einladen.
An jenem Tag hat der Vermittler mich nicht in seinem Büro empfangen, sondern bei einem Kunden, dem er eine Wohnung in Armutlu Tatil Köyü verkaufen wollte. Nach einigen Minuten habe ich bereits herausgefunden, dass diese Art von Tätigkeit nichts für mich ist, weil es sich hierbei um eine offensive Verkaufsstrategie von den Vermittlern handelt. Danach wird in Armutlu Tatil Köyü keine Wohnungen verkauft, sondern nach dem System von „devre mülk“ ein Wohnraum für eine bestimmte Zeit (z.B. für den 7. oder 8. Monat eines Jahres) zur Verfügung gestellt. Danach kann man dann immer zu diesem Zeitraum beim Feriendorf Urlaub machen bis zum „Lebensende“ – wie es der Vermittler gesagt hat. Die Wohnungen werden ständig geputzt, es gibt einen Fitnesscenter, eine Moschee, Thermalbecken, Läden, Sportangebote, getrennte Schwimmbecken und Strände für Frauen und vieles mehr. Aber dieses System „devre mülk“ hat seinen Preis, je nachdem was für eine Wohnung in welcher Lage erworben wird. In diesem Fall sollte der Interessent mehr als
15 000 Euro (ein Teil in Raten und einen Teil im voraus) für nur 15 Tage Nutzungsrecht im Jahr für ein ungefähr 98 Quadratmeter gossen Wohnraum bezahlen. Ich musste mit ansehen, wie der Vermittler mit seiner offensiven Verkaufsstrategie die noch bestehenden Zweifel des Interessenten beseitigte, obwohl der Interessent arbeitslos war und bereits von ähnlichen Angeboten eigentlich nichts mehr hören wollte. Der Interessent hatte nämlich erwähnt, dass er bereits in den Moscheen von Milli Görüs beinahe von Vertretern für ein anderes Angebot hereingelegt worden wäre. Leider habe ich nicht genau mitbekommen, ob er nun den Betrug von der Firma Yimpas gesprochen hat, wovon auch an unserem Ort viele Menschen hereingelegt worden sind, weil die Vertreter hauptsächlich in den Moscheen erschienen und dort sich als „Muslime“ ausgaben. Allerdings frage ich mich, wie man sich als „Muslim“ ausgeben kann, wenn beim Verkauf eines Produktes nicht der Mensch im Vordergrund steht, sondern die eigenen finanziellen Verdienste aus den Provisionen. Ebenfalls überlegte sich der Interessent, dieses Feriendorf zunächst einmal direkt in der Türkei zu sehen, jedoch antwortete der Vermittler darauf, dass bereits mehr als 80% der Wohnungen für einen bestimmten Zeitraum bereits vermietet wurden und dass es sich beim aktuellen Angebot um eine 2-wöchige Kampagne handelt. Nach dieser Kampagne würden die Preise steigen. Außerdem hätte auch der türkische Präsident, Tayyip Erdogan, bereits eine Wohnung gemietet und dass unzählige Wohnungen bereits an Abgeordnete und praktizierenden Muslime verkauft worden seien. Im Nachhinein fiel mir ein, dass diese Informationen in kürzester Zeit überhaupt gar nicht auf dessen Richtigkeit überprüft werden kann. Da der Interessent eine Ehefrau hatte – an jenem Abend war sie nicht zu Hause – die vor einigen Jahren nach Deutschlang kam, Sprachprobleme hat und einen Psychologen besucht, nutzte der Vermittler geschickt diese Informationen für sein Geschäft. Er behauptete nämlich, dass diese Investition sich besser rentiere als eine Investition in Deutschland, weil besonders die türkischen Frauen hier in Deutschland wie in einem Gefängnis lebten und durch diese Wohnung sich richtig erholen und entspannen könnten.
Nach dem Gespräch mit dem Kunden ging ich nun mit dem Vermittler in ein Cafe und er erklärte mir die Einzelheiten dieser Tätigkeit. Die Mitarbeiter sollten nicht in den Büros arbeiten, wie es zunächst in der Stelleanzeige stand, sondern sie sollten als Vermittler tätig sein, da nach der Werbung im türkischen Fernsehen unzählige türkische Familien angerufen hätten und diese Vermittler nun Termine ausmachen sollten. Die eigene Provision betrage
4 % vom Verkaufsbetrag. In meinem Kopf entstanden zahlreiche Fragezeichen und innerlich hatte ich bereits eine solche Tätigkeit abgelehnt, weil die Menschen dazu gebracht werden sollen, sofort – wenn möglich schon im ersten Gespräch – eine Unterschrift abzugeben. Besonders sein Argument, dass sogar bereits arbeitslose und Menschen mit einem Schufa-Eintrag, die also bereits finanzielle Probleme haben, solche Wohnungen gemietet haben, hat mich innerlich sehr verletzt. Diese Menschen werden von Vermittlern dermaßen beeinflusst und geradezu mit unzähligen Informationen zur einem Kaufabschluss gebracht, ganz gleich ob diese Menschen zur Zeit finanzielle Problem haben oder nicht.

Ich möchte alle meinen türkischen Brüder und Schwester – besonders diejenigen der 1. und 2. Generation – darum bitten, gerade bei solchen Angeboten vorsichtig zu sein. An meinem Wohnort hat nicht nur die Firma Yimpas in den Moscheen die Wünsche der türksichen Menschen missbraucht, sondern auch andere, weswegen ich diese Tätigkeit niemals ausüben könnte. Schaut euch doch zunächst das Kaufsobjekt in aller Ruhe an, beratet euch innerhalb der Familie und mit anderen Menschen und wenn der Vermittler immer wieder Argumente dagegen ausspricht, so sollte dies doch ein Zeichen mehr dafür sein, dass man einem solchen Angebot fernbleiben sollte. An unserem Ort hat sich eine Frau umbringen wollen, weil sie ihre gesamten Ersparnisse an die Fa. Yimpas investiert hat und durch den Konkurs dieser Firma alles verloren hatte.
Bitte gibt diese Informationen weiter an diejenigen, die besonders an diesem oder ähnlichen Angeboten interessiert sind.

WESSELAM