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Alt 18.04.2007, 21:03
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henrymiller henrymiller ist offline
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Standard Malatya: Toll super PR für die Türkei:-/

Ne rezellik yahu!

Es geht fast so zu wie im Irak - kein Unterschied zu den dortigen Geiselnahmen und den anschließenden Köpfungen der Entführten!

Was für ein unzivilisierter, furchtbarer, barabarischer Akt! Grausamer geht"s ja wirklich net...Mann, Mann...ich glaube es einfach nicht was in der Türkei abgeht; diese Tat geht mir nicht in den Kopf hinein! Sind das Taten von radikalen Islamisten?

Qua vadis Turque? kann ich nur fragen!

18. April 2007, 16:37 Uhr

Von Boris Kalnoky
Türkei

Gefesselt und die Kehlen durchschnitten

Beim Anschlag in der osttürkischen Stadt Malatya haben die Täter ihren Opfern die Kehlen durchschnitten. Drei Mitarbeiter des kleinen Bibelverlags wurden gefesselt aufgefunden. Einer konnte sich mit einem Sprung aus dem Fenster retten, wurde aber verletzt. Kurz nach dem Mord verhaftet die Polizei mehrere Verdächtige.


Unbekannte Täter haben in der ostanatolischen Stadt Malatya das Büro eines kleinen Bibelverlages angegriffen und drei der Mitarbeiter ermordet, darunter ein Deutscher. Ein viertes Opfer sprang durchs Fenster und liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Er gilt als Tatverdächtig. Die Angreifer fesselten ihre Opfer und schnitten ihnen die Kehlen durch. In manchen Berichten hieß es, dass die Köpfe komplett abgetrennt wurden. Der "Zirve"-Verlag, offenbar von freikirchlichen Evangelikalen betrieben, war in der Vergangenheit wiederholt bedroht worden, auch in Internetforen. Er war in Malatya zum Politikum geworden, nachdem lokale Medien die Frage stellten, ob er illegal sei. Das Verbreiten christlicher Schriften an Nicht-Christen gilt in der Türkei als Missionierung und damit als Verbrechen. Umgekehrt ist das Verbreiten muslimischer Schriften an Nicht-Muslime legal.

Zuletzt war der Gouverneur selbst im Interview einer Lokalzeitung gefragt worden, ob der Verlag illegal sei. Diesbezüglich wurde Dasöz vom Fernsehsender NTV zur Rede gestellt, und sagte per Telefon, er habe damals der Zeitung bestätigt, dass die Behörden gegen den Verlag ermittelten, um seine Legalität zu prüfen.

Der Verlag hieß früher nach Angaben der Nachrichtenagentur Dogan "Kayra", änderte aber seinen Namen, nachdem massive Drohungen des örtlichen Nationalistenklubs eingegangen waren. Verlagsdirektor Hamza Özant bestätigte dem Sender CNN, dass es seit langem "zahlreiche" Drohungen gegeben habe.

Hinweise auf Islamisten

Über das Tatmotiv und die Täter gab es zunächst keine Hinweise. Nach den häufigen Drohungen aus dem extrem nationalistischen Milieu richtet sich der erste Verdacht gegen diese Kreise, die brutale Vorgehensweise ist aber ungewöhnlich bei politischen Morden mit nationalistischem Hintergrund. Das Durchschneiden der Kehlen der wehrlosen Opfer, das "Schlachten" von Ungläubigen, ist eher ein Markenzeichen der radikal islamischen Hisbollah. Vier Menschen wurden kurz nach dem Anschlag von der Polizei festgenommen. Es wurde bislang nicht bekannt, um wen es sich handelt.

Sie war in der Vergangenheit in der Türkei präsent und wurde nach Meinung führender Terrorexperten lange vom Militär geduldet und benutzt, um gegen die kurdische PKK vorzugehen, die antireligiös eingestellt ist. Auch die Hisbollah rekrutierte vor allem Kurden.

Später jedoch zerschlugen die Sicherheitskräfte die türkische Hisbollah mit großem Erfolg. Seit etwas mehr als einem Jahr häufen sich Berichte, wonach die Hisbollah wieder erstarkt. Die Gründe dafür sind nicht ganz klar. Gouverneur Dasöz sagte, dass die Hisbollah-These in die Ermittlungen einbezogen würde.

Die aggressiv missionierende evangelikale Bewegung ist seit Jahren in der Türkei aktiv. Oft kommen die "Pioniere" aus den USA, gründen eine kleine Gemeinde, und gehen dann zur nächsten Aufgabe über. Mittlerweile gibt es nach Angaben der Freikirchen selbst mehr als 4000 ihrer Anhänger in der Türkei. Die Bewegung ist damit die einzige wachsende christliche Gemeinde in dem zu 99 Prozent muslimischen Land und wird von vielen Muslimen, aber auch Nationalisten als Bedrohung empfunden. In islamisch orientierten Medien war auch schon von "35 000 Missionaren" die Rede.

Vor allem über das Internet ist die Empörung über Missionare, die "das Land teilen wollen" zu einem Massenphänomen geworden. Das Schimpfwort gilt zunehmend für jeden, der nicht patriotisch genug scheint: Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk, der mittlerweile aus Angst vor Todesdrohungen aus der Türkei geflohen ist, wurde auch als "Sohn der Missionare" tituliert.

Die zuweilen sehrheftigen Reaktionen gegen die Evangelikalen richten sich immer wieder auch gegen Geistliche der etablierten Kirchen. Seit dem letzten Jahr gab es mehrere Angriffe gegen christliche Geistliche in der Türkei. In Trabzon wurde Anfang 2006 ein katholischer Priester ermordet. Im Allgemeinen sagen Priester in der Türkei jedoch, dass sie nicht belästigt oder bedroht werden.

Reaktionen in Deutschland

In Deutschland haben Parteien und Kirchenvertreter mit Entsetzen auf den Überfall reagiert. Er sei erschüttert, erklärte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber. „Dass auch ein Christ aus Deutschland unter den Opfern ist, bringt uns das Geschehen besonders nahe.“ Die Bibel bezeuge das Wort des Lebens. Dieses Wort anderen anzubieten, dürfe niemals Grund dafür sein, Menschen an Leib und Leben zu bedrohen, teilte Huber in einer Erklärung mit.

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth forderte eine schnelle Aufklärung der Tat. Es sei zu befürchten, dass sich die ultranationalistische Welle in der Türkei „ein weiteres Mal gegen Minderheiten entladen“ habe.

Auch FDP-Chef Guido Westerwelle rief die türkische Regierung dazu auf, die Täter zu verfolgen: „Kein Glaube, keine Religion rechtfertigt diese Barbarei.“

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den Überfall scharf. „Mit Entsetzen habe ich von dem grausamen Verbrechen erfahren“, erklärte Steinmeier während einer Südamerika-Reise nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin. „Ich gehe fest davon aus, dass die türkischen Behörden alles unternehmen werden, um dieses Verbrechen aufzuklären und die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen“, fügte Steinmeier hinzu. Den Angehörigen der Opfer sprach er sein Mitgefühl aus. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes begab sich ein deutsches Konsularteam nach Malatya, 660 Kilometer östlich von Ankara, um den Fall zu untersuchen und den Angehörigen des deutschen Opfers konsularischen Beistand zu gewähren. Die Identität des Bundesbürgers sei den Behörden bekannt, könne aber noch nicht veröffentlicht werden, hieß es am Abend.

Quelle:

<a href="redirect.jsp?url=http://www.welt.de/politik/article818810/Gefesselt_und_die_Kehlen_durchschnitten.html" target="_blank">http://www.welt.de/politik/article818810/Gefesselt_und_die_Kehlen_durchschnitten.html</a>