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Alt 23.02.2006, 20:07
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garakedi garakedi ist offline
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Standard Good by old Europe

In China gibt es Unternehmen, von denen Sie noch nie gehört haben, die im kommenden Jahrzehnt jedoch auf der Wettbewerbslandkarte auftauchen und Ihre Existenz bedrohen werden“ Jack Welch, ehemaliger Vorstandschef von General Electric
Vor rund 50 Jahren haben wir noch die Nase gerümpft: Fernseher aus Japan? Wir haben doch Grundig, Nordmende und Saba. Autos aus Japan? Die können doch nur Deutsche, Amerikaner, Briten, Franzosen und Italiener –also wir im fortschrittlichen Westen – bauen. Damals, in den 50er und beginnenden 60er Jahren, amüsierten sich die westlichen Konsumenten noch selbstherrlich über die Exoten aus dem Fernen Osten. Als die ersten Sony-Fernseher in deutschen Wohnstuben liefen und die ersten Toyotas auf unseren Autobahnen fuhren, nahm man das milde lächelnd zur Kenntnis.
Vor rund 20 Jahren wiederholte sich dann das Schauspiel. Diesmal lächelte man über die Koreaner, die plötzlich Videorekorder und Autos auf dem Weltmarkt anboten. Ihre Markennamen klangen reichlich exotisch; Hyundai, Samsung, Kia, Lucky Goldstar oder das unaussprechliche Daewoo. Auch die Koreaner nahm keiner ernst im Westen, weder die Konzerne noch die Konsumenten.
Heute sind wir klüger: Die japanischen und koreanischen Nobodys von einst sind in viele Industrien weltweit dominierend und setzen Maßstäbe in Sachen Qualität. Einige von ihnen haben sogar ganze Branchen im Westen ausgelöscht. Kennen Sie einen deutschen Kameraanbieter? Kameras und Geräte der Unterhaltungselektronik werden –abgesehen von ein paar kleinen Nischenanbietern –im Westen überhaupt nicht mehr hergestellt. Fast alles in diesen Industrien kommt inzwischen aus Korea und Japan. Marken wie Toshiba, Panasonic, JVC, Sony und Samsung beherrschen die Märkte. Außerdem sind Japaner und Koreaner wichtige Mitspieler auf dem globalen Automarkt geworden.
Und nun schickt sich China an, denselben Weg zu gehen wie Korea und Japan. Aber wir im Westen scheinen zum dritten Male den gleichen Fehler zu machen –weil wir nicht glauben wollen, dass demnächst chinesische Konzerne mit ihren eigenen Produkten und eigenen Marken auf den Weltmärkten auftauchen werden. Wie damals vor 50 Jahren bei den Japanern, wie vor 20 Jahren bei den Koreanern, herrschen auch jetzt wieder Arroganz und Ignoranz auf westlichen Chefetagen: „unsere Untersuchungen haben ergeben, dass Führungskräften multinationaler Konzerne der Aufstieg der neuen chinesischen Unternehmensklasse, die einige ausländische Märkte bereits mit Erfolg erobert haben, vollkommen entgangen ist“, sagen die Berater und Professoren Ming Zeng und Peter Williamson, die am renommierten Insead in Singapur und französischen Fontainebleau lehren.
Die ersten chinesischen Multis tummeln sich schon auf den Weltmärkten. Sie fangen klein an und machen ihre ersten Auslandserfahrungen auf den umliegenden asiatischen Märkten. Doch Schritt für Schritt nähern sie sich den reifen Märkten des Westens. Markt für Markt, Branche für Branche werden sie erobern. Ihre zum Teil schwer auszusprechenden Namen kennen derzeit nur Insider. Wer hat schon jemals von Haier, Huawei, Lenovo, Ningbo Bird oder TCL gehört?
Diese, aber auch einige andere Namen sollte man sich merken, denn sie sind die Samsungs und Sonys von morgen. Bald werden sie in der Fortune 500 Liste auftauchen, der globalen Eliteliga der Konzerne. Sie werden den etablierten Mutis General Electric, Siemens und wie sie alle heißen kräftige Konkurrenz machen. Und sie werden bald auch das eine oder andere große Unternehmen im Westen aufkaufen. Spätestens dann wird hier niemand mehr lächeln.