Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 18.04.2005, 21:11
Benutzerbild von meluncan
meluncan meluncan ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 06.05.2008
Beiträge: 0
Standard Spiegel schreibt über die Armenierfrage

Hallo zusammen,

ich habe seit nunmehr seit einem Jahr den Spiegel im Abo und bin über die zunehmend einseitige Berichterstattung schockiert.

Der Artikel heute hat mich dermassen aufgeregt weil er einen traurigen Höhepunkt einer derart unmöglich einseitigen Berichterstattung darstellt dass ich hätte heulen können.

Letzte Woche noch wurde in einem lächerlich kurzen Beitrag die zunehmend aggresive Vorgehensweise der türkischen Luftwaffe gegeisselt habe sie doch 450 mal griechischen Luftraum verletzt !

Leider wurde aber nicht darauf eingegangen dass Griechenlad einseitig seinen Luftraum von 6 auf 10 Meilen vergrössert hat und somit geltendes Internationales Recht anpisst.

Wichtig aber wurde wahrscheinlich vergessen....

Zurück zur eigentlichen Sache.
Ich habe eben einen Leserbrief an den Spiegel versandt, wird wahrscheinlich nicht abgedruckt aber egal, also wens interessiert hier der Brief:

Sehr verehrte Damen und Herren,

Ich höre bereits die gesamte christliche Welt aufschreien an dem "Völkermord" an den Armeniern, bitte nehmen Sie zur Kenntnis dass ich Türkischer Staatsbürger sehr früh bereits mit diesen Vorwürfen konfrontiert wurde, daß erste Mal bereits zu meiner Grundschulzeit von meiner damaligen Klassenlehrerin.

Nun, ich möchte nun meine Kritik an diesem überaus einseitigen Artikel versuchen in Worte zu fassen.
Dass ist insofern überaus schwierig als dass ich im Moment fassungslos bin von diesem unsäglichen Artikel.

In Ihrem sehr schön mit historischen Zitaten und Quellen gespickten Artikel wird, zu keinem Zeitpunkt auf die Rolle des seit 1860 zunehmend aggresiven armenischen Nationalismus, leider nur ungenügend eingegangen.
Vielmehr gehen Sie darüber hinweg.

Die von Ihnen sehr plastisch geschilderten Ereignisse stellen lediglich einen Kulminationspunkt einer 60 Jahre währenden Auseinandersetzung zwischen Armeniern und dem Rest der Ethnien in dieser Region dar.

Während das aufkommen des Nationalgedankens der Jungtürken als einer der Gründe für diese Exzesse genannt werden, sind die Nationalen Bestrebungen der Armenier insbesondere in den Frontprovinzen:
Trabzon, Erzurum, Kars und Van für Sie nicht eines Wortes wert.

Es entsteht somit unweigerlich der Eindruck die nachfolgenden Ereignisse seien ausschliesslich das Produkt türkischen Nationalwahns unter der Jungtürkenbewegung.

Warum gehen Sie mit keinem Wort auf die widerum durch Quellen belegten freiwilligen Divisionen der Armenier ein die in der Russischen Armee dienten?
Warum gehen Sie mit keinem Wort auf die Rolle der sogenannten Hinjak Komittees ein die in fast allen größeren Städten im damaligen Osmanischen Reich eine Art Stadtguerilla bildeten?

Warum gehen Sie nicht mit einem Wort auf den Umstand ein dass die gesamte nicht armenische Bevölkerung der Stadt Van während der Besetzung vom 13-14 April 1915 massakriert worden war?

der 25 April 1915 also der Beginn der Deportationen würde dann sicherlich in einem anderen Licht erscheinen wie ich finde.
Was meinen Sie dazu? Bin ich jetzt ein blinder türkischer Nationalist wenn ich darauf hinweise?

Leider entsteht bei der Lektüre Ihres Artikels der Eindruck, dass der Türke seiner Natur nach ein Schlächter par Excellence ist.

Mir ist sehr wohl bewusst dass Sie dieses nicht beabsichtigt haben, vielleicht irre ich mich auch der Eindruck bleibt jedoch.

Ich hätte mir gewünscht Sie wären auch auf die Türkische Sicht auf diese tragischen Ereignisse eingegangen, es ist ja nicht so dass man auf türkischer Seite nicht alles daransetzen würde diesen Eindruck zu widerlegen.

Seit 1985 sind die Staatsarchive geöffnet, ich frage Sie nunmehr seit wann glauben Sie hat ein interessierter Historiker die Möglichkeit die armenischen oder russischen Quellen zu überprüfen?

Bitte nehmen Sie zur Kenntnis dass diese unglaublichen Greuel die Sie in Ihrem Artikel en Detail beschreiben auch von Türkischen Zeitzeugen berichtet werden können, nur unter genau entgegengesetzten Vorzeichen.
Wichtiger ist jedoch daß diese durch Quellen belegt werden können.

Warum gehen Sie nicht auf das Vorhandensein dieser ein?
Sind diese weniger Wert als die Zeugenaussagen, der Armenier?

Sie zitieren Quellen welche die Greuel an diesen armen Menschen schildern, sicherlich werden Sie in Ihren Recherchen auch auf Quellen gestossen sein die die Rolle der Armenier kritisch sehen?

Ich tue mich immer schwer damit, wenn nur eine Seite der Medaille poliert die andere hingegen unbeachtet bleibt.
Auf diese Weise müssen Sie sich mit dem Vorwurf der Einseitigkeit konfrontieren lassen.

Es ist Fakt dass die Armenier von der damaligen Staatsführung als potentielle Feinde identifiziert und aus "Staatsräson" deportiert wurden, die Türkei muss sich definitiv vorhalten lassen seine Staatsbürger armenischer Herkunft nicht genügend geschützt zu haben.

In diesem Zusammenhang weise ich darauf hin dass nach dem Kriegsende und der Republikgründung sehr wohl Verurteilungen gegen Mörder und Hasardeure Türkischer Herkunft ausgesprochen wurden.

Die Armenier waren Kriegspartei und wurden als Gefahr für Leib und Leben der Bevölkerung des Osmanischen Reiches angesehen.

Auf diesen wichtigen Aspekt gehen Sie wiederum nur ansatzweise ein, nein schlimmer noch Sie erwecken den Eindruck dass dies eine späte Rechtfertigung für die Willkürliche und angeblich von langer Hand geplante Ausbeutung und Versklavung einer christlichen Minderheit diene.

Mit Verlaub ich finde dass ehrlich gesagt perfide........

Wissen Sie dieser Artikel reiht sich nahtlos ein in Ihre tendentiös antitürkische weil einseitige Darstellung von Fakten.
Beachten Sie bitte dass ich FAKTEN geschrieben habe, denn ich leugne zu keinem Zeitpunkt und keinster Weise dass diese Greuel und Deportationen stattgefunden haben, Sie stellen aber anders als es Ihr Artikel transportiert nicht den Sachverhalt eines Völkermordes dar.

Denn darüber sind die Historiker sehr wohl geteilter Meinung wie Sie sicherlich wissen.

Mit freundlichen Grüßen,


Serdar Ugurlu