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Alt 10.08.2004, 20:22
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Standard Anschläge in Istanbul

AL-QAIDA GRUPPE BEKANNTE SICH ZU ANSCHLÄGEN IN ISTANBUL


Istanbul - Eine Gruppe mit angeblichen Verbindungen zum Terror-Netzwerk Al Kaida hat nach eigenen Angaben die Bombenanschläge auf zwei Hotels und eine Gas-Anlage in der türkischen Millionenstadt Istanbul verübt. Bei den Explosionen waren am Dienstag zwei Menschen getötet worden. Ein Türke und ein Iraner kamen ums Leben, elf Touristen wurden verletzt.


IRRITATION ÜBER URHEBER DER ANGRIFFE - WIDERSPRÜCHLICHE AUSSAGEN DES TÜRKISCHEN INNENMINISTERS

Zunächst hatte der türkische Innenminister Abdülkadir Aksu die PKK (KONGRA-GEL) beschuldigt die Anschläge verübt zu haben. Nur Stunden später aber verlautbarte Aksu während einer Pressekonferenz das es "noch keine Anhaltspunkte" gäbe welche terroristische Gruppe hinter den Anschlägen stehe. Die türkische Polizei (Antiterror Spezialisten) sowie die Gendarmerie (Geheimdienst der Gendarmerie, JITEM) leiteten Untersuchungen über den Bombentyp ein.

Ein islamischer Hintergrund ist mindestens ebenso möglich wie ein linksextremistischer oder kurdisch-nationalistischer. Die staatliche Zensur in der Türkei verhindert aber oft genaue Informationen, besonders wenn es sich um Akte bewaffneten Widerstands aus islamischen Kreisen handelt. Die westlich orientierte Staatsführung bangt um ihr Image in einer, immer noch mehrheitlich, traditionell islamischen Gesellschaft. Während der Bürgerkrieg gegen den kurdisch-nationalistischen Separatismus sich auf einen relativ kleinen Teil des Landes beschränkt, würde ein qualitativ ähnlicher Aufstand aus dem islamischen Lager heraus das Schicksal der westlich-laizistischen Staatsführung besiegeln. Deshalb greift die staatliche Zensur und Desinformation täglich in den Nachrichten-und Informationsstrom ein. Bombenanschläge und Schußwaffenüberfälle in den Westanatolischen Großstädten werden automatisch sozialistischen oder kurdischen Gruppen angehängt um eine populistische Reaktion der Bevölkerung zu bewirken.

Namen von führenden islamischen Untergrundorganisationen wie der sunnitisch-sufistischen IBDA-C (Front der Vorreiter des Großen islamischen Orients) oder der, ideologisch eher auf das iranisch-schiitische Model ausgerichtete, Hizbullah fallen in der staatlich kontrollierten Massenpresse nur wenn es um die vermeintliche "Zerschlagung" dieser "illegalen" und "staatsfeindlichen" geht. So wurde z.B. die IBDA-C in den letzten fünf Jahren mehrmals offiziell-staatlich todgesagt; die Verwunderung unter den Offiziellen war deshalb groß als sich ebendiese IBDA-C zusammen mit Al-Qaida (einer der Hauptorganisatoren war ein polizeilich gesuchter IBDA-C Aktivist) zu den verheerenden Angriffen gegen jüdische und britische Ziele in Istanbul im November 2003 bekannte. Auch damals leugnete der gleiche Abdülkadir Aksu eine innländische Täterschaft umd "Ruhe, Ordnung und Staat" nicht zu gefährden.

Es ist deshalb schon sehr wahrscheinlich das es sich wieder um einen Angriff türkisch-islamischer Untergrundorganisationen handelt. Man weiss das Al-Qaida keine eigenen Leute in die Türkei aussendet. Die Kontakte mit türkischen Islamistem werden zumeist im Nordirak, Syrien hergestellt. Traditionelle Kontakte bestehen natürlich schon viel länger aus gemeinsamen Aktivitäten im Ersten Afghanistan Krieg, dem Bosnienkrieg und Tschetschenien. Die Unterstützung von türkisch-islamischen Untergrundorganisationen durch Al-Qaida beschränkt sich deshalb derzeit generell auf Bereiche der Finanzmitteln, des Know-How, der Logistik und des nachrichtendienstlichen Austauschs.

So kann z.B. Sarkawi aus dem besetzten Irak heraus "Aufträge" bei den türkischen Genossen in Istanbul bestellen oder an diese weiterleiten. Die Türken dagegen halten, über den Nordirak und Syrien, für ihre arabischen Genossen den Weg nach Westen offen. Die türkische Staatssicherheit besonders deshalb Mitte Mai 2004 sehr strikt gegen eine Zelle der IBDA-C vorgegangen nachdem diese den ehemaligen Offizier Ihsan Güven und dessen Frau erschossen hatte. Offiziellen Verlautbarungen der Staatssicherheitsdienste plante die IBDA-Zelle auch ein Attentat auf Ministerpräsident Erdogan. Inoffiziellen Meldungen zufolge hatten sich die USA und Israel über die Unterstützung des irakischen Widerstands durch die IBDA-C beschwert und der türkischen Regierung aufgetragen die Verbindungswege (besonders über Syrien und dem Nordirak) zwischen arabischen und türkischen Islamisten zu unterbinden.


ABU HAFS AL MASRI BRIGADEN BEKENNEN SICH ZU DEN ANGRIFFEN IN DER TÜRKEI

In einer auf einer islamischen Internetseite veröffentlichten Erklärung kündigten die Abu Hafs al Masri Brigaden zudem weitere Anschläge gegen europäische Länder an. Das Attentat in Istanbul sei nur der Beginn einer Serie gewesen, heißt es darin.


ZWEI HOTELS UND EINE FLÜSSIGGASANLAGE GETROFFEN

Im Abstand von einer halben Stunde explodierten die Sprengsätze in den zwei kleineren Hotels und einer Abfüll-Anlage für Flüssiggas am Stadtrand. Im Hotel Pars im Stadtteil Laleli warnte gegen 2.00 Uhr früh Ortszeit (1.00 Uhr MESZ) ein anonymer Anrufer, dass in einem Zimmer eine Bombe versteckt sei. Zehn Minuten später wurde das Gebäude von einer schweren Explosion erschüttert. Zwei Menschen wurden getötet.

Etwa zur gleichen Zeit ging eine Bombe im Hotel Star Holiday hoch, das unweit von Sehenswürdigkeiten wie dem Topkapi-Palast und der Hagia Sophia liegt. In beiden Hotels wurden Gäste verletzt, unter ihnen Touristen aus den Niederlanden, China und der Ukraine.

Im Bezirk Laleli gibt es viele Läden mit Billigbekleidung. Jedes Jahr besuchen rund eine Million Touristen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion die Türkei. Viele kaufen hier billige türkische Textilen, die sie dann in ihrer Heimat verkaufen. Bei dem Anschlag auf eine Gasfüll-Anlage wurde niemand verletzt.


10.8.2004 18:45