Thema: Philosophie
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Alt 26.04.2006, 01:48
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Standard o.T.

Es wird oft behauptet, dass vor unserem Propheten Mohammed (570-632) auf der Arabischen Halbinsel kaum Schrifttum existierte, erst recht keine eigene Philosophie, aber das ist nicht wissenschaftlich bewiesen. Ich denke hier fehlen einfach die Fakten als solche, dass es entweder keine Schriften mehr gibt (verschollen etc.) oder die Nachkommenschaft kann die Schriften nicht mehr lesen...

Ausschlaggebend jedoch ist auch der Islam, dass sich die Philosophie als Kritiker zu den Theologie/Religion nicht entwickeln oder adäquat zur Religion toleriert wurde. Aber das ist nicht nur mit dem Islam so, auch die Inquisition der Kirche etc. hat um ein Vielfaches mehr als im Islam in der Philosophie Entwicklungen verhindert bzw. Restriktionen erteilt (meine persönliche Meinung)...

Der Koran ist nicht nur das heilige Buch der Muslime, sondern auch jene Schrift, welche die arabische Welt zu einer Einheit formte und ihre geistige wie historische Identität wesentlich verbürgt. Muslime selbst bezeichnen die arabische Philosophie mit dem Wort falsafa. Dieser Begriff charakterisiert die griechische Richtung im islamischen Denken.

Die Blüte der arabischen Philosophie fällt in die Zeit der größten Ausdehnung der islamischen Kultur. Wie vorher erwähnt, die arabische Philosophie stant im permanenten Konflikt mit der islamischen Theologie. Dies hat seinen Grund vor allem darin, dass für die Offenbarungsreligion des Islam die menschliche Vernunft hinter dem Wort des Propheten notwendig zurücksteht. Der Konflikt mit der Theologie führte deshalb letztlich zu einem fast vollständigen Abbruch der philosophisch-rationalen Tradition.

Im islamischen Spanien blühte die arabische Philosophie für eine kurze Zeit auf. In Ahnung der Unvereinbarkeit von philosophischem Rationalismus und Offenbarungstheologie versuchte der in Saragossa geborene Ibn Bajjah (lat. Avempace, 1100-1138) die Philosophie als elitäre und esoterische Denkrichtung zu verteidigen, welche den Massen besser verborgen bleibe.

Literarisch bedeutsam ist der Arzt Ibn Tufail (lat. Abubacer, 1105-1185) durch seine Erzählung Hayy Bin Yayzan, die Geschichte von einem auf einer einsamen Insel ausgesetzten Waisenkind, das autodidaktisch in empirisch-induktiver Methode das Studium der Natur (Botanik, Mineralogie) beginnt, dann durch einen Wesir von der Nachbarinsel mit den Lehren des Propheten bekannt wird und schließlich auf eine bewohnte Insel übersiedelt, um dort sein Wissen zu verkünden.

Der in Cordoba geborene Ibn Ruschd (lat. Averroes, 1126-1198), Richter und Leibarzt des Kalifen, wurde den Christen als Anhänger und scharfsinniger Kommentator des Aristoteles bekannt, von den Muslimen aber verfolgt. Von seinen eigenen Werken sind die meisten deshalb verloren und mit einer Ausnahme (in Venedig 1553 ins Lateinische) nur in hebräischen Übersetzungen erhalten. In seiner Widerlegung des al-Gazahli versucht er eine Erneuerung der Philosophie.

Der in Tunis geborene Historiker Ibn Chaldun (1332-1406) bereicherte den Islam durch eine kulturvergleichende Geschichtsphilosophie. Durch Tasköprüzade (bis 1555) entstand dem islamischen Denken (das zu dieser Zeit im arabisch besetzten Nordindien Asyl nahm) eine Enzyklopädie. Mystische Lehren entwickelte der Suhrawardist Sirazi (bis 1609). Westlich orientierte Staaten haben sich im 20. Jahrhundert um eine Wiederanknüpfung an die rationale Philosophie bemüht.