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Alt 04.11.2014, 17:43
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benekalice benekalice ist offline
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Daumen hoch Sind Sie ein Islamphobiker??? Teil 2

Dieter Nuhr: Das ist so. Warum auch immer. Das hängt eben damit zusammen, dass wir ausländerfreundlich sein wollen. Das bin ich natürlich auch. Ich bin ja in der alternativen Szene aufgewachsen. Da stoßen sich die moralischen Ideale. Frauenfreundlichkeit, Ausländerfreundlichkeit, Religionsfreiheit: Das geht nicht alles konfliktfrei zusammen. Und dann entscheidet man sich halt für den billigsten Weg und akzeptiert, dass man in Sachen Islam den Mund hält. Tatsache ist: Islamisten sind an fast allen bewaffneten Konflikten dieser Welt beteiligt, das ist kein Zufall. Dass Linke dazu schweigen, ist schlimm, aber bei denen galt arabische Gewalt schon immer als Folklore. Gegen Israel und die USA geht man auf die Straße, gegen den IS-Terror oder gegen militante Palästinenser nicht. Alte Tradition.

Welt am Sonntag: Mich wundert eines immer wieder: Sie sind ja nicht der klassische politische Kabarettist, der mit erhobener Faust auf die Bühne kommt, sondern Sie bieten satirisches Entertainment. Jetzt stehen Sie plötzlich im Fokus. Eigentlich gäbe es doch ganz andere, die die Speerspitze bilden könnten.

Dieter Nuhr: Ich will gar keine Speerspitze sein. Ich finde das selber völlig idiotisch, in welcher Rolle ich mich gerade befinde. Ich erwarte vom deutschen Kabarett übrigens auch keine Meinung mehr. Da geht es mehr um Erhaltung von Klischees, als um eine menschlichere Gesellschaft. Die drücken sich ja um alles herum, was nicht zu ihrem fest gefügten Weltbild passt. Es ist ja so, dass der Kabarettist immer genau weiß, wie es richtig geht. Und hier, in Sachen Islam, Freiheit und Terror, sind die Dinge eben schwieriger. Wie schaffe ich es, zugleich ausländerfreundlich, frauenfreundlich und islamfreundlich zu sein? Und dann noch für freie Meinungsäußerung? Da muss man sich vierteilen, um das hinzukriegen. Das widerstrebt dem kabarettistischen Ich-habe-alles-im-Griff-und-ich-weiß-alles-besser-Mantra.

Welt am Sonntag: Melden sich denn jetzt Kabarettkollegen bei Ihnen?

Dieter Nuhr: Das ist natürlich immer abhängig von der persönlichen Haltung. Es gibt nur wenige Kollegen, von denen ich glaube, dass sie eine offene Haltung haben oder auch so etwas wie eine Solidarität unter Kollegen. Und dazu gehört natürlich Andreas Rebers, der für mich ein großartiger Kollege ist. Ansonsten erwarte ich natürlich nicht, dass jetzt ein Georg Schramm aufsteht und zur Solidarität im Sinne der Meinungsfreiheit aufruft. Das würde ich von so einem nicht erwarten.

Welt am Sonntag: Es wäre aber trotzdem schön und angemessen.

Dieter Nuhr: Aber unwahrscheinlich.

Welt am Sonntag: Aber die Debatte geht weiter. Wird das Klima fürs Kabarett schwieriger?

Dieter Nuhr: Ich habe noch nie so viel Zuspruch bekommen wie in den letzten Stunden. Ich habe gar nicht den Eindruck, dass das polarisiert. Ich kriege fast ausschließlich positive Rückmeldungen.

Welt am Sonntag: Aber nicht von Kollegen, sondern vom Publikum, von normalen Leuten.

Dieter Nuhr: Ja. Also von denen, auf die es ankommt. Auf Facebook zum Beispiel. Da waren noch nie so viele Leute. Mein Beitrag dazu hat fast zwei Millionen Menschen erreicht. Das ist ja auch schon fast beängstigend. Ich suche die Polarisierung gar nicht. Ich bin eigentlich ein Typ, der es gerne nett hat mit den Leuten. Und der auch ergebnisoffen diskutiert. Ich kann auch ganz gut zugeben, wenn ich mich geirrt habe. Ich bin überhaupt kein Typ, der gerne provoziert. Das interessiert mich nicht.

Welt am Sonntag: Das Wort Hassprediger würden Sie auf sich also nicht anwenden wollen?

Dieter Nuhr: Da habe ich wirklich gelacht.

Welt am Sonntag: Ihr Kritiker ist offenbar Salafist.

Dieter Nuhr: Angeblich ja. Wenn der mich als Hassprediger bezeichnet, dann ist das vom humoristischen Standpunkt aus gesehen natürlich eine tolle Leistung.

http://www.welt.de/politik/deutschla...sprediger.html