Studie über Gewalt in der Ehe: Höher gebildete Frauen schlagen ihre Partner öfter
von Ulli Kulke
Berlin - Alice Schwarzer tut es. Victoria Beckham tut es. Und die "Olle" des ideellen Gesamtberliners "Bolle" sowieso: Sie schlagen zu. Fortsetzung der Beziehung mit anderen Mitteln. Und frei nach einer journalistischen Regel ist es eine Meldung, wenn es heißt: "Frau haut Mann", nicht aber bei "Mann haut Frau". Der Grund: Macht ja nichts, tut ein bisschen weh, "aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert", wie es in dem Gassenhauer heißt.
Tatsächlich aber haben den Spaß, den Spott, die Sprüche nur die anderen. Der Geschlagene hüllt sich in Scham und Schweigen, sorgt für die Dunkelziffer bei dieser Art von Körperverletzung. Gerhard Amendt, Soziologe aus Bremen, beleuchtet das Phänomen jetzt in einer umfangreichen Studie über zerbrechende Ehen. In einem Drittel der Fälle spielen danach Gewalttätigkeiten eine Rolle. Entgegen gängiger Klischees gingen diese zu knapp zwei Dritteln von den Frauen aus, zu 20 Prozent von beiden und nur zu 14 Prozent vom Mann.
Die Erhebung ist Teil einer umfangreichen Arbeit über Scheidungsväter, für die der Professor für Geschlechterforschung 3500 intensive Befragungen durchführte. Dabei interviewte er zwar nur geschiedene Männer, geht jedoch nach allen Erfahrungen davon aus, dass die Eingeständnisse über weibliche Gewalt am eigenen Körper eher unter- als übertrieben sind. In einem Interview der Juliausgabe der Zeitschrift "Psychologie Heute" sagt Amendt, dass Männer darüber "nur unter bestimmten Bedingungen sprechen wollen", oberflächliche Befragungen brächten keine Hinweise.
Gewalt in der Ehe zieht sich quer durch die Gesellschaftsschichten. Und dennoch ergeben sich einschlägige Faustregeln: Geht es um was, etwa um Vermögen oder Unterhalt, dann fliegen Hände, Vasen oder Tassen schon mal schneller. Und: Bei höherem Bildungsstand haut eher die Frau zu, bei niedrigerem der Mann. Gewalt gegen Männer - also typischerweise ein Akademikerinnendelikt? Ein Tatbestand jedenfalls, mit dem diejenigen offenbar am unbefangensten umgehen, denen der Diskurs über die so übermächtige Gewalt gegen Frauen besonders vertraut ist: "Ich hatte die Intelligenz", sagt Alice Schwarzer, "nur Männer zu ohrfeigen, die so gut erzogen und sanft waren, dass sie nie zurückgeohrfeigt haben." Man stelle sich vor: ein prominenter Macho, der Entsprechendes über die Frauen sagte - und über sich.
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