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Alt 20.02.2010, 12:15
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xsadece25x xsadece25x ist offline
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Standard Trauriges Geschehen..

Hallo allen, die sich hier zu diesem Thema geäußert haben, ich habe tatsächlich nicht alles durchgelesen, sondern nur kurz überflogen, aber da es ein wichtiges Thema ist, kribbelt es mir doch in den Fingern, auch meine Meinung/Erfahrung dazu zu äußern:

Wie manche hier wissen, arbeite ich als Ärztin in der Anästhesie und da ist es leider keine Seltenheit, dass man sogenannte Abrasios (Abtreibungen/Ausschabungen) anästhesiologisch betreut. Bisher kann ich mich nur an die Mütter erinnern, die das nicht wollten, die weinend in der Einleitung lagen und um ihr im Mutterleib verstorbenes Kind oder Kinder trauerten und man hilflos versucht routiniert seine Arbeit zu erledigen.
Aber natürlich tut es einem in der Seele weh, solches Leid und Trauer junger und weniger junger Frauen zu sehen, die sich auf ihr Ungeborenes gefreut und gehofft haben.
Nachdem diese Frauen in Narkose liegen ist es ein kurzes Zwischenspiel des Gynäkologen, die Körper der Frauen dieser ungeborenen Wesen zu entledigen, aber jedesmal erschreckt es mich, so etwas zu erleben. In meinem praktischen Jahr habe ich einen Abbruch bei einer etwas älteren Patientin (um die 40 Jahre, zum Mutter werden schon rel. spät) erlebt, der Foetus war in der 16. SSW und ich meine abgestorben, ich stand damals am Kopf der Patientin und habe die Narkose in Maskenbeatmung gemacht, so dass ich freien Blick auf den Gynäkologen hatte, der die Gebärmutter ausgeschabt hat und die "Reste" auf den Bauch der Frau abgelegt hat, da waren tatsächlich Ärmchen und Beinchen zu erkennen, winzig-miniaturhaft klein, aber man konnte es ganz genau erkennen, Ärmchen, Beinchen und Fingerchen. Das Gefühl, das ich damals empfunden habe, werde ich niemals vergessen. Trauer und absolutes Entsetzen.
Gestern war leider wieder ein Tag, wo ich Narkose in der Gynäkologie machen durfte und es kam notfallmäßig eine 21 jährige junge Frau, deren Zwillinge in der 8. SSW abgestorben waren, sie weinte und man sah ihr deutlich die Trauer an. Und wieder habe ich mich fürchterlich über den "Vorgang" der Abtreibung erschreckt, war noch damit beschäftigt ihre Narkose zu vertiefen, als es komische Geräusche und Laute von Seiten des Gynäkologen gab. Ganz erschrocken schaute ich zu ihm und meinte "Was war das?" erkannte einen dickeren Schlauch der aus der Gebärmutter der Frau schaute und sah irgendwelche blutigen Zellhaufen, die da durchflutschten und schon wieder erstarrte ich innerlich.

Natürlich gibt es auch geplante/gewollte Abtreibungen an lebenden Foeten, irgendwie kann ich mich an keins erinnern, viell. weil diese planmäßig geschehen und ich bisher noch keine Narkose an solch einem "geplanten Abtreibungstag" gemacht habe, aber es ist furchtbar. Mich als Frau läßt es nicht kalt, die Trauer der Frauen zu erleben oder aber die Teilnahmslosigkeit der Frauen, die nicht in der Lage sind zu verhüten und für die eine Abtreibung schon zu sowas wie Pille einnehmen wird.

Prinzipiell muß jede Frau für sich entscheiden, wie sie mit der Verantwortung einem Leben gegenüber umgeht, es gibt sicherlich Gründe, die man nicht aus der Welt reden kann, die eine Abtreibung zumindest verständlicher machen.
Für mich gehören zweifellos Vergewaltigungen dazu und natürlich Erkrankungen der Mutter oder des Kindes, die eine Entscheidung für einen Abbruch in einem ganz anderen Licht zu betrachten zwingen. Die Entscheidung fällt sicherlich nicht immer leicht, man soll sich ja nicht einbilden, man könnte sowas nachempfinden, wenn man selbst niemals in solch einer Situation gesteckt hat.

Was anderes ist es für mich persönlich zumindest, wenn aus sozialen oder egoistischen Gründen ein Abbruch erfolgt. Wie z. B. Geld reicht nicht aus, Figur ist danach hin, man hat schon 5 Kinder und macht sich Gedanken, was die Gesellschaft über einen munkelt, weil man das sechste bekommt oder oder oder...

Jedes Würmchen sollte natürlich das Recht haben zu überleben und auf die Welt zu kommen, aber häufig sollte man sich auch Gedanken machen, was das Würmchen tatsächlich für ein Leben erwartet, wenn es auf der Welt ist. Damit meine ich nicht die sozial schwachen Familien, um Gottes Willen, kein Kind muß in Deutschland verhungern.
Aber z. B. ein schwer behindertes Kind, dass auch wenn es lebendig geboren wird, ein Pflegefall sein wird und in wenigen Tagen/Wochen/Monaten versterben wird, solch einer Mutter würde ich niemals den Vorwurf machen, Leben zu töten, wenn sie sich für einen Abbruch entscheiden würde.
Vor allem, wenn man mal über eine Kinderintensiv läuft und diese "hoffnungslosen" Kinderchen sieht, die keine Lebenserwartung haben, aber unter Leid und Schmerz am Leben erhalten werden.

In diesem Sinne, euch allen ein schönes Wochenende und nicht immer ein Geschehen nur aus einer Perspektive betrachten..