Zitat von damia
Liebe Tülin,
ich les´ das hier seit gestern gespannt mit, weil mich einiges wirklich erstaunt.
Ich kann einige Deiner Aussagen aus Deinem Schriftwechsel mit den anderen vestehen, jedoch machst Du aus meiner Sicht genau eines falsch: Du stimmst Menschen zu, die ja gerade Gründe dafür suchen, auf den Türken rumzutrampeln - und das machst Du auch noch als Türkin. Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, bei jedem schlechten Wort, welches aus dem Munde eines Deutschen über einen Türken fällt, als TürkIn zustimmt (davon gehe ich jetzt mal aus, da ich kein positives Wort über Türken, noch eine sonstige Solidarität, was die Türkei betrifft, herauslesen konnte, egal, wieviel Mühe ich mir gegeben hab), aber spricht nicht gerade für Rückgrat oder bzw. tiefsinniger Intelligenz (eher für taktisch kalkulierte). Damit will ich Dich weder beleidigen, noch sonstig persönlich angreifen, aber Deine Diskussion über Türken ist derart negativ, dass ich mich frage, 'warum' man soviele positiven Aspekte ausblendet, sie versucht, zu verzerren oder eben die negativen Eindrücke so stark ballt, dass man kein gutes Wort über diese Sache verlieren kann.
* "die Türken haben nichts erfunden..."
-> Stimmt auch, sie waren ja auch mit der Defension und Expansion ihrer Weltvormachtstellung beschäftigt Die Geschichte fast aller Völker dieser Welt unterteilt sich in: Erfindern - Eroberern - Gebeutelten. Türken waren tatsächlich schlechte Wissenschaftler. Kleiner Trost, viele berühmte Philosophen stammen aus der Türkei.
* "die Geschichte eines Landes ist kein Grund, stolz auf sein Ursprungsland zu sein..."
-> Sie ist kein ausschlaggebender Grund, um "Stolz" zu empfinden, jedoch einer von mehreren, aufeinenderkonzipierenden Bausteinen. Das Resultat der Geschichte sind architektonische Vermächtnisse, Schriften und Länderkulturen, die die Besonderheiten eines Landes ausmachen. Desweiteren werden die Menschen stets nach ihren Ürsprüngen suchen, wozu das Herkunftsland oder das der Eltern, ausschlaggebend ist. Jeder Mensch besteht aus Vergangenheit, Gegenwart und seiner Zukunft, wobei die Veränderung des ersten Bausteins nicht Deiner Macht obliegt. Du hast an dieser Stelle die Wahl, Dich auf alles Schlechtredliche Deines Ursprungslandes zu konzentrieren und selber einen Teil Deiner Identät zu denunzieren, oder die positiven Aspekte zu betrachten und Dich voll und ganz selbst zu akzeptieren, womit Du dann über eine gesündere Selbstliebe verfügen würdest. Was bekommt Dir mehr?
Ein Beispiel hierzu: Die Amerikaner mit ihrer mickrig-300 jährigen Geschichte hätten aus meiner Sicht erst recht keinen Grund dazu, "Stolz" zu empfinden, was ihre selbstgelobte "Honourable History" betrifft. Sie tun es trotzdem - und siehe da, die USA ist Weltwirtschaftsmacht und ein kleiner Grund dafür ist aus meiner Sicht, dass die Amis immer brav Stolz darauf sind, "Amerikaner zu sein" und zusammenhalten, wobei es bei ihrem Nationalstolz schon Tendenzen zum Faschismus gibt.
* "Die Türken machen nur die niederen Arbeiten, der Deutsche die besserbezahlten..."
-> Das trifft für Deutschland eher zu, als für die Türken in der Türkei. Ich war vor 3 Tagen noch in Istanbul - Nisantasi, Sisli, Beyoglu und Taksim, hab in nem Spitzenhotel gewohnt, wo ich 'wieder sehr erfolgreiche und intelligente (ich betone wegen Deines vorangegangenen Wortlautes, nicht "gebildete") Türken, kennengelernt habe. Vielleicht solltest Du Dir mal die Türkei genauer betrachten; denn es gibt nicht nur unzivilisierte, arme Schlucker, die ausschließlich nach ihren eigenen Dogmen leben. Dieses Land ist bunter als ein Korb Tropenfrüchte und ich finde es unangebracht, das Dasein der Menschen einer gesamten Ethnie auf die 2 Milliönchen der hierlebigen "Stammeshalter" zu konzentrieren.
Desweiteren ist die Türkei das Land in Europa, das die meisten Studenten stellt. Strunzdoof ist die türkische Jugend nicht mehr, selbst wenn es gerade wegen dieser Tatsache eben zu-viele Akademiker gibt, die oft vorerst arbeitslos verbleiben und niedere, berufsferne Tätigkeiten in ihrem Land ausüben müssen, weil es zu-viele von ihnen auf dem Markt gibt.
Wie bereits angedeutet - Du siehst das, was Du sehen willst und fügst Dich der schon faschistischen Ansicht eines Altnazis, nur, weil Du den *Wert* eines Landes an seiner wirtschaftlich-materiellen, ferner geschichtlichen Machtstellung definierst, wodurch Du, nach meiner Auffassung, deshalb viele Aspekte in einem schlechteren Fokus siehst, als sie sind.
Übrigens - da der Materialismus in Deiner Diskussion im Vordergrund steht - die Türkei ist nach dem Weltkutlurerbe eines der reichsten Länder der Welt. Das wissen die meisten Türken nämlich gar nicht, wenn sie das Land als "arm, rückständig und nichtsnützig" betiteln. ALlein Der Verkauf "einer" Hagia Sophia würde vom Erlös her mehr handfestes Geld erbringen, als das Bruttosozialproduktes eines Schwellenlandes.
Was die EG-Aufnahme betrifft, sollten die Türken drauf pfeiffen, denn wie Horst Köhler in einer seiner Live-Reden mal wortwörtlich meinte, wird "Europa als christliche Gemeinschaft..." die Türkei niemals aufnehmen. Sonst hätten weder Rumänien, noch Bulgarien... was in diesem zitiere "Wirtschafts"bündnis verloren. Wie schön, dass man solche Tatsachen einfach ausblenden kann, um sein Gewissen zu beruhigen und sich *auf der Seite der Macht* wiegen kann.^^
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Und formalitätshalber zur eigentlichen Frage im Topic: Ja, würde ich, da ich mich nicht über andere definiere, mich weder an ihnen aufwerte, noch möglichst sonstige Vergleiche zwischen ihnen und mir ziehe, solange das Verständnis für- und untereinander stimmt, sowie Reigiösität kein Thema ist, egal, zu welcher Konfession man gehört. Es klappt auch verdammt gut.
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