Einzelnen Beitrag anzeigen
  #43  
Alt 18.10.2009, 02:36
afrodlte
 
Beiträge: n/a
Standard Ich beziehe mich mal nur auf den Ausgangsbeitrag:

Zitat:
Zitat von biblo Beitrag anzeigen
... so lange, der Sohn des Richters X auf´s Gymnasium kommt, und die Tochter vom Arbeitslosen Y, auf die Hauptschule muß.
Jepp.
Genau da fängt das Dilemma an. Die Kinder werden in grob schematisierte Schubläden gesteckt, nach dem subjektivem Maßstab und aufbauend auf dem feinfühligen Ermessen eines Lehrers - an die irrsinnige Idee, naives Vertrauen darauf auszuüben, ein Lehrer könne dies entscheiden, und wenn ja, dass diese Entscheidung unwiderlegbar richtig ist, wollen wir hier an dieser Stelle mal nicht eingehen - wodurch der erste Pflasterstein für den Weg der Karrierelaufbahn gelegt wird.
Die ausschlaggebenden Noten für die Empfehlung auf eine weiterführende Schule haben nur sekundäre Bedeutung, wenn man sich die Herkunft derer vor Augen führt, die letztendlich auf einer Hauptschule landen (Kinder aus Migranten- oder sozial schwächeren Familien), und einen Vergleich ihrer Leistungen mit den Schülern einer Gymnasialempfehlung macht; denn dabei wird man nicht selten eine Ungleichbehandlung bei Vorliegen einer identischen Situation feststellen, nämlich dass der Schüler gleichen Durchschnitts einer sozial schwächeren Familie die niedrigere Schulform besuchen darf. Aufgeführt werden zahlreiche Argumente, wie dass der Schüler besonderer Aufmerksamkeit bedürfe und auf der angegebenen Schule besser aufgehoben sei, dass er im Unterricht nicht hinreichend aktiv mitwirke oder einfach nur wegen mangelnden Sprachkenntissen auf der höheren Schulform nicht mitkommen könne und insgesamt betrachtet dort einfach benachteiligt werde, wobei die wahrhaftige Benachteiligung doch in den Konsequenzen dieses Entschlusses - man könnte es fast die Verbarrikadierung künftiger Chancen nennen - und der Ungleichbehandlung liegen.
Selbstverständlich wird dann im Umkehrschluss behauptet, dass Kinder aus Familien ärmerer Verhältnisse es nicht in eine andere Schule schaffen könnten...

Dies nur einleitend zu den unterschiedlichen Schulformen und deren Empfehlungen.

Aber auch in der weiteren Schullaufbahn müssen sich insbesondere Migrantenkinder eher anstrengen und höhere Leistungen erbringen, um überhaupt gesehen zu werden und mit den sonstigen Kindern auf einer Stufe stehen zu können. Das ist keine einseitige Behauptung meinerseits, sondern wurde - und das macht die Sache gerade so interessant - auch durch deutsche Nachforschungen bestätigt.

Wenn wir mal von den nach Anerkenntnis zappelnd eifernden Migrantenkindern, die dies ja durch und durch berechtigt durch die gesättigte unterschiedliche Behandlung tun, absehen, können wir trotzdem nicht die merkwürdige Form, wie sich ein Lehrer gibt und wie er seinen Beruf ausübt, ausblenden.


Das Mysterium Lehrkörper:

Man möge meinen, das Lehramt sei eine Diensleistung; sprich: man schickt seinen Sprössling in die ehrwürdige Bildungsanstalt, um vermitteltes Wissen in Anspruch zu nehmen, und, wie es sich so bei Dienstleistungen so gehabt, belegt man als 'Kunde' die erhabenere Stellung.
Um diesen nur scheinbar realen Gedanken gleich wieder zu verwerfen muss angeführt werden, dass die Schule incl. ihrer Inanspruchnahme eine Pflicht darstellt, dessen Erfüllung nicht nur unumgänglich ist, sondern eben wegen ihrer gesetzlichen Pflicht auch eigene Regeln beinhaltet.
Damit sind nicht schuleigene Hausordnungen oder das Schulgesetz gemeint; das wäre allzu banal .

Es sind die Umsetzung der lehrenden Tätigkeit und die sich eingeräumten Kompetenzen eines Lehrers. Mir scheint es oftmals, als überschätze ein Lehrer die im zuteil werdende Aufgabe, und schreite damit jenseits des zu vermittelnden Wissens in den Garten der Erziehung - aber dazu später.

Zunächst einmal tendieren Lehrer doch gerne zur Aufdrängung eines strikten Ober- und Unterverhältnisses, wobei gehorsamer Respekt aberverlangt wird. Wir sind im 21. Jh, und ein weicherer Rand der Grenzen sowie der Umgangsformen zwischen Jung und Alt sollten doch in unserer Gesellschaft schon zur Normalität gehören. OK, geben wir auch hier nach und setzen den Respekt als unabdingbare Voraussetzung für die Pflicht an der Schule, so muss doch immer noch ein gewisser Gegenrespekt erwiesen werden, um selbst welchen verlangen zu können.
Jedoch lassen Vorurteile, Selbstübereinschätzung und fehlende Manieren ein solches nicht zu. Weshalb dem Schüler links hinten in der Ecke als neuer Lehrer eine Chance gewähren, wenn dieser bereits als Rabauke bekannt ist, oder sich die Stellungnahme zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung des beteiligten Schülers türkischer Abstammung anhören, wenn sowieso Türken immer diejenigen sind, die anfangen?
Zur eigenen Aufmunterung durch den grauen Arbeitstag an der Schule (ich meine, 23,5 Stunden die Woche sind ja echt hart -.-) und ebenso zur Steigerung des Selbstwertgefühls werden Schüler auch gelegentlich gemobbt oder in aller Schärfe angegriffen. Schließlich sind dies ja ohnehin nur Schüler, die klein und angstdurchflößt sich keines Widerstandes trauen, und sollten welche doch noch aufmüpfig werden, rächt sich Schwere der Übermacht des Lehrers. Demotivierte und von Unlust geprägte Schüler sind das Resultat, aber was will man machen, selbst oder als Elternteil; reklamieren? Irrtum, wir befinden uns nicht in der Vertragsform einer Dienstleistung; somit kommt uns auch nicht eine Beschwer zu, denn der Lehrer darf das. Schließlich, so die Rolle des Lehrers im deutschen Schulsystem, obliegt ihm eine subjektive Einschätzung der Lage und die Wahl der die Auseinandersetzung behebenden Mittel. Mobbing? Nein, es war nur "eine Zurechtweisung in die Schranken". Diskriminierung? Niemals, der Lehrer war ja aufgrund "seiner pädagogischen Freiheit nahezu genötigt, die Noten des betreffenden Schülers zur allgemeinen Zufriedenheit herabzustufen" - und damit wären wir auch schon beim nächsten Thema:
Die pädagogische Seite der Aufgabenerfüllung des Lehrers.


Nicht nur zur Vermittlung des Lehrstoffes sei ein Lehrer verpflichtet, sondern auch zur Erziehung, denn, und das liegt ja auf der Hand (*grins*), wenn der Schüler doch schon den halben Tag an der Schule verbringt, könne er ja, bedingt durch den anderen "nur" halbtägigen Aufenthalt zuhause, nicht hinreichend in den Genuss der elterlichen Erziehung kommen. Hmm, greifen wir noch einmal den Gedanken einer hypothetischen Dienstleistung auf: wären da Erziehung durch die Lehrkraft, meist unbekannte Personen, wenn nicht unbedingt verwandt oder verschwägert, deren Erziehungsmethoden sowie -inhalte genauso unbekannt wie sie selbst sind, ein gewonnenes Plus oder eher ein unangenehmer Beigeschmack? Aber gut, ist ja ohnehin eine wurzellose These, also bleiben wir mal bei der Realität und schlucken den Kloß der schulischen Erziehung hilflos runter.
Was bleibt uns da im Halse stecken? Ach ja, die pädagogische Freiheit. Wie schön, wie alles an Bedeutung gewinnt, wenn es erst einmal einen Namen erhält =)
Früher sah man die afrikanischen Kinder oft im Fernsehen, welche aufgrund ihres Hungers sehr dünn und mit einem dicken Bauch vesehen waren, und hatte Mitleid mit ihnen, weil sie hungerten. Heute weiß man, dass aufgrund eines Eiweißmangels dieser vorgewölbte Bauch entsteht, was sich "Aszites" nennt - eine Krankheit. Nur dadurch ist dasselbe Kind nicht mehr hungernd, es ist "krank". "Kranksein" hat etwas abschreckendes. Warum man jedes Phänomen in Worte fassen können muss (außerdem Effekt, dass es rechtfertigend in Gebrauch genommen wird)?
Ebenso, wie man nun die Erklärung für die mangelnde Sprachkenntnis der Migranten hat: "Integration" - stets betont wie ein widerlicher Virus. Selbstverständlich sind dafür ja keine anderen Gründe ursächlich, und das Wort "Integration" wurde hierbei ja auch keineswegs zweckdienlich ausgelegt -.-
So ist es auch mit der "pädagogischen Freiheit". Kaum hat man mal einen Namen für etwas gefunden, muss man es auch oft genug verwenden. Wieso den Durchschnitt der zu errechnenden Zeugnisnote nach der üblichen Methode ermitteln - es unterliegt doch der "pädagogischen Freiheit" Gewichte auf einzelne Noten zu setzen, die die Leistung des Schülers eher "repräsentieren" (und nicht etwa, wie dem eigenen Gerechtigkeitssinn entsprechend herabsenken?). Da freue ich mich doch, dass meine Lehrer diesem Begriff noch nicht mächtig waren -.-

Soviel Unrecht an deutschen Schulen, und da wundert man sich, dass Schüler Amok laufen? Ich mich nicht.





Da wäre wohl einiges am deutschen Schulsystem zu korrigieren - ersparen wir uns die Arbeit, schmeißen es um, fegen die Trümmer dessen weg, denn diese könnten infizierende Auswirkungen auf das Neuere haben, und erschaffen es grund auf neu.