Es war 1996, ich war 21 hatte hatte meinen Millitärdienst absolviert und kam aus der Türkei nach Deutschland zurück. Paar Tage später ging ich in die Bücherei und auf dem Rückweg sah ich an einer Haltestelle ein wunderschönes Mädchen, die mich an sah. Wir schauten uns an und sie lächelte, ich lächelte zurück. Dann stellte sie mir eine Frage, was da in der Zeitung, die ich ich in der Hand hielt stand. In meiner Hand war die Cumhuriyet Hafta mit einem Bild von dem damaligen bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic drauf. So began unser unser erstes Gespräch. Sie war fast 180 relativ grossgewachsenen, lange hellbrauene Haare, ein engelsgleiches Gesicht und ihre Augen leuchtetend. Ich fragte sie nach ihrem Namen, Anela hieß sie und war 20 alt. Ich fragte sie ob wir uns mal wiedersehen könnten, denn meine Zeit war begrenzt und die Strassenbahn kam auch. Sie stimmte zu und wir trafen uns in einem an dem kommenden Samstag.
Wir sprachen über Gott und die Welt, dabei versäumte ich aber nicht mit subtilen Fragen Aufschlüsse über ihre Person zu erlangen. Sie tat es auch bei mir. :-)
Unser Gespräch wurde immer persönlicher und wir alberten viel rum und lachten über noch so jede Sache. Dann am Abend begleitete ich sie zum S-Bahnhof und als der Zug kam und sie Richtung des Eingang ging schaute ich ihr hinterher. Was mir entging, war dass sie zu den Fenstern schaute und ganz genau sehen konnte dass meine Aufmerksamkeit auch ihrem verlängertem Rücken galt.:-) Binnen weniger Sekundenbruchteile entschloss ich mich einfach in die S-Bahn mit einzusteigen und bis an den Ort wo sie aussteigen musste mitzufahren. Dann stiegen wir aus und gingen durch einen Park. Ich wurde langsamer, ergrifff ihre Hand, sie wendete sich mir zu und schaute mich an. Dann kam es zu unserem ersten Kuss. Ich lächelte sie an doch sie erwiderte meinen Blick nur ganz kurz und schaute erst mal verlegen weg und anschließend zu Boden. Das ging ihr wohl zu schnell, war mein Gedanke :-) Wir gingen schwiegend weiter und am Ende des Parks sagte sie, ab hier ist es besser wenn ich alleine weiter gehe. Wir verabschiedeten uns und gingen unserer Wege.
Nach paar Tagen rief sie mich an und wir trafen uns wieder in dem selben Cafe. An dem ganzen Tag haben wir über Beziehugen gesprochen. Darüber wie sie gelebt werden werden und gelebt werden sollten. Unterbewusst stellte ich einen Vergleich zwischen ihr und ihren einer Standard-Türkin an. Sie war zwar vom Glauben her gebürtig einen Muslimin, doch damit schien sie ganz wenig am Hut zu haben. Der Begriff Muslimin war für sie nichts anderes als die Definition ihrer Ethnie und da vertrat sie eine eindeutige nationalistische vom Krieg geprägte Haltung. Ich sah wie mein Weltbild ins Wanken geriet. Sie erzälte mir von ihrem Ex-Freund, ich höhrte es mir mehr oder weniger gefasst an. Ich dachte mir, so viel über ihre vergangenen Liebesbeziehungen will ich nicht wissen. Das machte mich unter anderem auch eifersüchtig. Sie ahnte es wohl auch und wir wechselten das Thema und sprachen über unsere Kindheit. Sie war in Deutschland geboren und ging im Alter von 6 Jahren mit ihrer Schwester nach Bosnien, Sarajewo zurück und kamen vor dem Ausbruch des Bosnien-Krieges wieder zurück.
Ich erlag ihrer bezaubernden Schönheit und der Fazination die von ihrer Person ausging. Ich wollte nicht zu sehr den Türken, der in allen von uns schlummert raushängen lassen und merkte, dass das aber in Ihrer Gunst nicht ganz oben stand. Sie sagte mir wiederum, dass sie einen starken Freund haben wollte. Einen Mann der auch sich wie ein Mann ist. Mit anderen Worten einen Light-Türken, der in einigen Punkten aber kein Türke sein sollte. Diese Erfahrung veränderte mein Frauenbild maßgeblich und nachhaltig, doch dass sollte mir viel später erst bewusst werden...An dem Abend wurde uns klar, dass was zwischen uns beiden verlief mehr als nur eine schöne Romanze war. Es war der erste Schritt zu einer ernsthaften Beziehung. Wir lernten und liebten uns mehr besser und immer mehr und beschlossen zusammenzuziehen. Sie eine Medizinstudentin und ich ein Studium-Abrecher :-) Der Alltag veränderte unser Bewusstsein zu unserer Liebe, unsere Liebe formte veränderte sich und gleichzeitig und machte uns auch reifer. Meine jugendlichen Ausläufer verschwanden und machten Platz für eine andere neue Seite von mir. Ich wurde in dieser Beziehung zwar kein anderer Mensch, doch andere Seiten meines Ich-Bewusstseins kamen zum Vorschein und prägten sich aus. Doch Revue passiernd betrachtet betrachtet aber noch nicht ausreichend genug. Ich hatte es wohl nicht kappiert, dass sie nicht meine Freundin sondern meine Frau werden wollte. Sie fing an sich mit mir über Kleinigkeiten zu streiten. Ich kam mir dabei vor wie ihr Kratzbaum und sie war die Katze die ihre Krallen ausfuhr.

Wir stritten uns und versöhnten uns, wir schwiegen uns an und versäumten dabei auch nicht uns anzulachen und auszulachen

Meine Eltern, die damals noch in Deutschland lebten, wollten dass ich eine Türkin heirate, sonst könnten sie ja ihre Schwiegertochter nicht verstehen

Wie dem auch sei, sowohl meine Eltern als auch Ihre Eltern waren aus dem selben Grund dagegen. doch das war uns vollkommen gleichgültig. Wir wollten ja ein Leben nach unseren Vorstellungen führen und nicht nach denen der anderen. Es verlief alles so wunderbar. Doch ich versäumte die Sache Dingfest zu machen. Und wurde zwar reifer aber anscheinend nicht reif genug um eine Beziehung in diesem Ausmass zu führen. Ich war nicht besitzerfreidend doch fürchterlich eifersüchtig und sie war eine Art besitzergreifend und sehr anhänglich. Damals hatte ich kein Rezept dafür und das führte bei uns zu einem Kommunikationsstau. Vieles wurde gedacht aber nicht mehr ausgesprochen und irgendwann beschloss sie, die Beziehung zu beeden und auszuziehen. Ich wollte es zwar nicht aber irgendwie wollte ich es auch nicht verhindern. Sonst hätte ich mich wohl anders verhalten. Es kam wie es kommen musste, wir trennten uns gingen auseinander. Die Beziehungsfähigkeit eines Mannes hängt davon ab mit welcher Frau er vorher zusammen war.

Ich bin nicht traurig, dass sie weg ging, sondern dankbar dass ich sie in einem vorherigen Lebensabschnitt hatte.