Ich habe vor kurzem in einem Interview über qualitative Demokratie mit Kim P. Erichsen, Gründer der Global-Voter Stiftung von einer interessanten Idee gelesen.
Also Kim P. Erichsen erzählt, dass die Demokratie im 19. und 20. Jahrhundert die Menschheit weitergebracht hat. Trotzdem kritisiert er, dass die Demokratie heute sich nicht weiterentwickelt. Er sagt, dass die quantitative Demokratie, die alle über einen Kamm schert, führe dazu, dass die politische Entscheidungsmasse immer unterdurchschnittlicher wird. Die Politikverdrossenheit steige überall an und wenn sich das in Demokratieverdossenheit überschläge, dann wäre das ein großes Problem.
Er schlägt also vor, dass Bürger, unabhängig vom Einkommen und Herkunft, mit besonderen Verdiensten um die Gemeinschaft bis zu zehn Wahlstimmen bekommen soll. Damit möchte er die Demokratiemüdigkeit und den Zustand, dass bereits einige Bürger sich in einer Demo-Diktatur fühlen, durch das aktive Handeln des Bürgers bekämpfen.
Er sagt: Wir wollen den Bürgern die demokratische Handlungsfähigkeit zurückgeben, in dem wir Leistung und Engagement für die Demokratie und Gemeinschaft nach einem klaren, für alle verständlichen Muster belohnen lassen.
Sein Konzept beschreibt er so:
Jeder Bürger wird mit einer Wahlstimme geboren, die er ab dem 16. Lebensjahr ausübt. Niemand kann diese Stimme aberkennen - das ist sozusagen die Basisstimme.
Dann gibt es eine weitere Stimme für einen Schulabschluss, eine weitere Stimme für abgeschlossene Berufsausbildung, eine Meisterprüfung oder ein Hochschulabschluss. Das Gleiche gilt auch für Bürger, die mehrere Jahre selbstständig waren, etwa nach einer Meisterprüfung. Wichtig ist halt, dass akademische und berufliche Karrieren gleich behandelt werden sollen. Sein Motto lautet: Anstrengung soll belohnt werden.
So ungefähr beschreibt er seine Vorstellungen. Ich denke, seine Vorschläge sind zwar interessant, aber dass was er beschreibt ist, ist keine Demokratie (Volksherrschaft) mehr, höchstens eine Elite-Demokratie, die mehr oder weniger die Massenüberlegenheit des (dummen) Volkes irgendwie umgehen versucht.
Es ist ein Irrglauben, dass ein Bauer, ein Bäcker, ein KFZ-Mechaniker oder eine Frisöse mehr für die Demokratie und Gemeinschaft tun wird, nur weil er/sie dafür ein paar Stimmen mehr bekommen würde.

Die wirklichen Gewinner eines solchen Systems wären nur die elitären Einheiten der Gesellschaft.
Aber eine andere Frage bleibt noch offen,
ist die Demokratie wirklich in Gefahr???