Pamuk steht hinter der Türkei
Orhan Pamuk stärkt seinem Land auf dem Weg nach Europa den Rücken.
Der diesjähriger Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels Orhan Pamuk plädiert nachdrücklich für eine EU-Mitgliedschaft der Türkei. "Wie jeder bei uns würde auch ich mich übel betrogen fühlen, wenn die Türkei alle nötigen Bedingungen erfüllte und dann nur das Angebot einer ,privilegierten Partnerschaft" erhielte", sagte Pamuk in einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
"Die meisten meiner Landsleute wollen den Beitritt nicht nur aus politischen und wirtschaftlichen Erwägungen, sondern auch aus einem psychologischen Grund: Sie möchten einmal das schöne Gefühl erleben, genauso behandelt zu werden wie die Europäer, gleichberechtigt", sagte er weiter.
Die Europäische Union betrachte er als Versprechen und als vorzügliches Instrument zur Reformierung der eingeschränkten Demokratie in der Türkei. Allein diese Hoffnung habe in seinem Land schon viel bewirkt. Wenn Europa zögere, fange auch die Türkei wieder an zu zweifeln. "Und das ist viel schlimmer, denn es bedeutet, dass antieuropäische Ressentiments die eingeschränkte Demokratie der Türkei zerstören."
Pamuk äußerte sich auch über sein Verhältnis zu seiner Heimat, das "zunehmend problematisch" sei, sagte der 53-Jährige. "Zu oft und jedes Mal mit mehr Nachdruck wurde mir schon gesagt, ich solle auf meine Worte Acht geben, auf meine Bücher, meine Kommentare, meine Interviews, auf jede Äußerung, die ich Journalisten oder Ausländern gegenüber fallen lasse." In den meisten Fällen hätten die Leute, "die über mich und mein Werk lamentieren, meine Bücher aber gar nicht gelesen".
Damit spielte Pamuk auf die Reaktionen auf seinen neuen Roman "Schnee" an, in dem er die politisch-sozialen Probleme in einer Kleinstadt in Südostanatolien schildert.
Viele Kritiker halten Pamuk für den bedeutendsten Prosaschriftsteller der jüngeren türkischen Generation. Seine Werke wurden bislang in 34 Sprachen übersetzt und in über 100 Ländern veröffentlicht. Am 23. Oktober wird er in der Frankfurter Paulskirche zum Abschluss der Buchmesse den mit 25.000 Euro dotierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegennehmen. Er sei sehr dankbar für den Preis, sagte Pamuk. "Meine Dankesrede in der Paulskirche liegt mir sehr am Herzen. Ich werde sehr sorgfältig über meine Worte nachdenken."
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