Die feministische Bewgung
Die feministische Bewgung ist mit dem Anspruch
aufgebrochen, die Ungerechtigkeiten und strukturelle
Unterdrückung, denen Frauen sich in den westlichen
Gesellschaften ausgesetzt sehen, zu beseitigen. Ihr
erster um die Jahrhundertwende geführter Kampf galt
der Durchsetzung eines Rechts auf höhere Bildung und
politische Mitbestimmung. Und was hat sie gebracht?
Gibt es noch andere Resultate als einige wenige nach
jahrzehntelangem Kampf erreichte Gesetzänderungen? Und
ist nicht die Ausbeutung und Unterdrückung der Frau
nur subtiler geworden? Haben nicht gerade die Frauen
in der postfeministischen Ära den Komplex, unbedingt
neben der Familie noch eine Karriere machen zu müssen
oder sich mit dem Gefühl herumzuschlagen, aus ihrem
Leben nichts gemacht zu haben? Auch wenn die Karriere
darin besteht, für 610 DM im Monat putzen zu gehen?
Was ist aus den feministischen Ansprüchen geworden?
Ist denn nicht gerade die Besessenheit der
restfeministischen Bewegung mit der angeblichen
Unterdrückung der Frau im Islam ein sicherer Indikator
dafür, daß über das Scheitern der eigenen
Emanzipationsbestrebungen hinweggetäuscht werden soll,
nach dem Motto: Wir müssen den anderen auf die Sprünge
helfen, wo wir selbst versagt haben?
Der ursprüngliche Ansatz des Feminismus, die
strukturelle Unterdrückung durch ein von Männern
gemachtes System aufzuzeigen, ist ja durchaus korrekt.
Der Lösungsansatz aber, die Unterdrückung der Frau
durch ein Konzept absoluter Gleichheit zu beenden, hat
durch das "Übersehen" der Tatsache, daß Männer und
Frauen nicht gleich sind, letzendlich nur dazu
geführt, den Frauen die doppelte Last aufzubürden. Das
Manko der feministischen Bewegung besteht darin, keine
realisierbare alternative Lebensordnung präsentieren
zu können. Sie greift letztlich mangels Alternative
auf genau die Idee zurück, die gerade zum derzeitigen
Zustand der westlichen Gesellschaften mit ihrer
Unterdrückung der Frau geführt hat: der Idee der
Freiheit. Dies wird am deutlichsten im Aspekt der
"sexuellen Freiheit", welche die feministische
Bewegung von Beginn an forderte. Ist es nicht gerade
die Ausübung dieser Freiheit, die sich am meisten
gegen die Frauen gerichtet und zu ihrer Ausbeutung und
Erniedrigung beigetragen hat? Abtreibung, das
Schicksal alleinerziehender Mütter, die um ihr
Existenzminimum kämpfen müssen, sind das Ergebnis
einer sexuellen Freiheit, die keine Verantwortung
kennt. Der Druck auf Frauen und Mädchen, an dieser
"Freiheit" zu partizipieren, wird zum Gegenstand
sozialer Ausgrenzung.
Ich bin so frei? Die Schwierigkeit besteht schon
darin, den Begriff der Freiheit zu definieren. Eine
absolute Freiheit für den Einzelnen kann es in einer
Gesellschaft nicht geben. Aber wer setzt und definiert
die Grenzen? Und ist es nicht so, daß derjenige, der
die Idee der Freiheit verinnerlicht hat, meint, frei
von Verantwortung zu sein, keine Rechenschaft ablegen
zu müssen und vor allem Grenzen, die andere gesetzt
haben, nicht akzeptieren zu müssen?
Freiheit in den kapitalistischen westlichen
Gesellschaften ist vor allem die Freiheit des
Stärkeren, den - oder die - Schwächere zu unterdrücken
und auszubeuten. Man will - ohne Rücksicht auf andere
- "sein Leben genießen". Genuß wird dabei im
Wesentlichen mit Konsum gleichgesetzt, der die
Menschen in vielfältige Abhängigkeiten bringt, derer
sie sich nicht einmal bewußt sind. Die Frau ist als
gesellschaftlich schwächerer Part ein Opfer dieser
Freiheit. "Ich bin so frei" heißt übersetzt in die
Realität nichts anderes als "Ich bin so frei, mich
ausbeuten zu lassen."
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