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Ich mag diese Diskussion zwischen meinem Freund ali und meinem Landsmann Thanassis nicht allzu sehr, zu viel Verbitterung kommt auf, und leider haben beide Seiten zum Teil Recht. Ich werde hier fuer keinen Partei ergreifen, ich werde nur ein paar Punkte hinzufuegen.
Ich wuerde mich auch nicht auf eine Volksbefragung in Frankreich oder Oesterreich verlassen. Ich denke eher dass es sich hierbei um Versprechungen der politischen Obrigkeit handelt um die Aengste der Bevoelkerung zu beruhigen, nichts mehr. Ausserdem, diese Volksabstimmungen werden (wenn ueberhaupt) erst in 10 Jahren stattfinden, bis dahin wird vieles anders sein.
Andererseits waere es nicht das erste Mal dass eine Volksabstimmung die Politik einer Regierung in EU-Fragen entscheidet. So zum Beispiel gab es in mehreren europaischen Laendern Volksabstimmungen ueber die Maastrichter Kriterien, in den 90igern. Es koennte sich also DOCH so etwas wiederholen. Sogar in Deutschland waere so etwas moeglich, vor allem wenn die CDU wieder an die Macht kommt (was ich fuer fast sicher halte).
Einen Vergleich zwischen Griechenland und Tuerkei wuerde ich auch nicht ziehen. Zwar haben unsere beide Laender in der Tat viele Gemeinsamkeiten (von allen unseren Nachbarn sind wir eigentlich mit den Tuerken am aehnlichsten, eine tragische Ironie: ausgerechnet mit unserem "Erzfeind"!!), andererseits ist Griechenland mit GANZ ANDEREN Voraussetzungen in die EU reingekommen als die Tuerkei es jetzt erreichen will. Die griechische Wirtschaft war damals viel stabiler als es heute die tuerkische ist, das politische System hatte sich weitgehend von der Diktatur erholt (in der Tuerkei werden immer noch die drei Staatsstreiche als "Revolutionen" bezeichnet, dabei war vor allem das Evren-Regime nicht gerade liberal), die Gewerkschaften hatten wieder eine geiwsse Macht (in der Tuerkei sind Gewerkschaften immer noch eine Ausnahme), die Landwirtschaft befand sich im Aufschwung, die Industrie entwickelte sich rapide. Natuerlich war Griechenland damals nicht das was es heute ist, aber die Voraussetzungen waren da.
Und die Tuerkei? Nun, trotz einer grossen Dynamik in der tuerkischen Wirtschaft ist das Pro Kopf Einkommen niedriger als in Estland, Lettland, Lithauen, Polen. Die Inflationsrate ist ca. 20% (Griechenland hatte bei ihrem EU-Beitritt eine Inflationsrate von 2,5%, als Vergleich). In dwer landwirtschaft beschaftigt sich ca 40% der Bevoelkerung, was IMMENSE Subventionen aus der EU-Kasse verlangen wird. Das Militaer spielt immer noch eine UEBERPROPORTIONAL grosse Rolle im ALLTAGSLEBEN des tuerkischen Buergers. Immer noch gibt es Zensur, wenn auch in viel kleinerem Ausmass als frueher.
Aber am schlimmsyen ist die Tatsache dass die Tuerken Europa iommer als einen Feind betrachtet haben. Immer sind es die "Europaer" die das Osmanische Reich zerstoert haben. die "Europaer" haben die Griechen im 1. Weltkrieg geholfen, die "Europaer" haben die gr-Zyprioten unterstuetzt, usw. usw. usw. Und bei allem Respekt vor Tayip Erdogan (ein grosser Mann fuer die Tuerkei, ihr werdet eas sehen), die Ausserungen der tuerkischen Regierung vor dem 17. Dezember zeugen immer noch von einer grossen Ignoranz der europaischen Realitaeten und von einer unnoetigen und laecherlichen Aggressivitaet. genau deswegen wird auch der Weg der Aufnahme der Tuerkei lang und schwierig sein.
Bitte, versteht mich richtig: in 10-15 Jahren bin ich sicher dass die Tuerkei ein wirklich starkes Mitglied der EU werden KOENNTE, aber heute? Auf keinen Fall, die tuerkische Gesellschaft ist einfach nicht reif dazu. Ja, die Tuerkei MUSS in die EU rein, aber wenn das heute passieren wuerde, dann wuerde dies jeglichen finanziellen Rahmen der EU-Kasse sprengen, und das lustige: weder die Tuerken noch die Europaer wuerden gluecklich sein.
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