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Alt 06.06.2004, 09:08
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Standard Mögen alle unsere Decken abgetragen sein

o.T.





Als ich beim Jüngsten Gericht meinem Schöpfer gegenüber stand, kniete ich vor dem Herrn neben all den anderen Seelen.

Vor jedem von uns lagen unsere Leben wie die Vierecke einer Decke in vielen Stapeln.
Ein Engel saß vor jedem von uns und nähte unsere Deckenvierecke zusammen zu einem Wandteppich, der unser Leben ist.

Aber als mein Engel jedes Stück Stoff vom Stapel nahm, stellte ich fest, wie zerlumpt und leer jedes meiner Vierecke war.
Sie waren gefüllt mit riesigen Löchern.
Jedes Viereck war beschriftet mit einem Teil meines Lebens, der schwer gewesen war, den Herausforderungen und Versuchungen, vor denen ich in meinem täglichen Leben gestanden hatte.
Ich sah meine erlittenen Leiden, welches die größten Löcher von allen waren.

Ich blickte mich um.
Niemand sonst hatte solche Vierecke.
Abgesehen von einem winzigen Loch hier und dort waren die anderen Wandteppiche gefüllt mit reichen Farben und den strahlenden Farbtönen des weltlichen Glücks.
Ich starrte auf mein eigenes Leben und war entmutigt.

Mein Engel nähte die zerlumpten Teile Stoffe zusammen, abgenutzt und leer, wie wenn man Luft verbindet.

Schließlich kam die Zeit wo jedes Leben vorgezeigt wurde, zum Licht hochgehalten wurde, die Prüfung der Wahrheit.
Die anderen standen auf, jeder abwechselnd, ihre Wandteppiche hochhaltend.
So ausgefüllt waren ihre Leben!
Mein Engel sah mich an und nickte mir zu, mich zu erheben.

Mein Blick sank in Scham zu Boden.
Ich hatte nicht all die irdischen Glücke gehabt.
Ich hatte Liebe in meinem Leben, und Gelächter.
Aber da waren auch Heimsuchungen von Krankheit, und Tod, und falsche Beschuldigungen, die mir meine Welt wegnahmen, und ich wusste es.
Ich hatte viele Male von vorne anzufangen.
Ich kämpfte oft mit der Versuchung aufzugeben, nur um irgendwie die Stärke zu sammeln mich aufzurappeln und wieder zu beginnen.
Ich verbrachte viele Nächte auf meinen Knien im Gebet, bat um Hilfe und Führung in meinem Leben.
Ich bin oft ins Lächerliche gezogen worden, was ich schmerzhaft erlitt, und jedesmal brachte ich es dem Vater dar in der Hoffnung, dass ich nicht schmelzen würde in meiner Haut unter dem kritisierendem Starren von denen, die mich unfair beurteilten.

Und nun musste ich der Wahrheit ins Auge sehen.
Mein Leben war was es war, und ich hatte zu akzeptieren was es war.

Ich stand auf und erhob langsam die verbundenen Vierecke meines Lebens zum Licht.
Ein ehrfürchtiges Keuchen erfüllte die Luft.
Ich blickte mich um zu den anderen, die mich mit weit geöffneten Augen anstarrten.

Dann sah ich auf den Wandteppich vor mir.
Licht überflutete die vielen Löcher und bildete ein Bild, das Gesicht von Christus.
Dann stand unser Herr vor mir, mit Wärme und Liebe in seinen Augen.
Er sagte:
"Jedesmal, als du mir dein Leben übergabst, wurde es mein Leben, mein Leiden und meine Kämpfe. Jeder Lichtpunkt in deinem Leben ist da, wo du zur Seite gingst und mich durchscheinen ließest, bis da mehr von mir als von dir war."



Mögen alle unsere Decken abgetragen und abgenutzt sein, um dem Christus zu erlauben durch zu scheinen.



(Verfasser unbekannt)