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Alt 13.05.2004, 15:30
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meryem95 meryem95 ist offline
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Standard Zahlendreher

Hallo Tamer,

dann erlaube mir noch eine Frage: Was soll den MG bedeuten?
Vielleicht verstehe ich noch immer nicht.

Ich habe in keiner Sonderschule angerufen sondern etwas anderes gemacht. Ich habe nachgeforscht und ganz andere Zahlen gefunden. Im Schuljahr 2002/2003 sind von 429 275 Sonderschülern gerade mal 15,8 % ausländischer Herkunft. Und ausländischer Herkunft schließt für dich ein, daß es sich dabei nur um Türken handelt?? Oder wie kommst du auf die Kalkulation von jedem 1,5. Türken als Sonderschüler? Zugegeben ist der Türke unter den ausländischen Schülern, der mit dem größten Anteil, dennoch deine Behauptung und Rechnung geht so nicht auf.
Gut du sprichst von einem anderen Jahr, den Jahren 1988-95. Bist von persönlicher Erfahrung geprägt, dass du so zeterst? Ich bin mir sicher deine Zahlen sind auch für 1988-95 nicht haltbar, wenn ich weiterforschen würde.
Sonderschulaufnahmeverfahren als Fließbandarbeit zu bezeichnen ist gerade zu impertinent. Ich mag den Deutschen einen gewissen Hang für Bürokratie nicht absprechen, aber das sind Schicksale über die – sicherlich nicht immer richtig – entschieden werden. Und es gibt tatsächlich auch Menschen mit ideellen Vorstellungen auf manchen Ämtern.
Noch mehr interessiert mich, weshalb Sonderschulen generell, auch bei dir, so einen schlechten Ruf haben? Diese Schulen haben in der Regel den gleichen Lehrauftrag wie alle anderen. Sie dienen vermehrt den geistig, körperlich und seelisch nicht ganz ausgereiften Kindern und sozial gefährdeten. Die aus was für einem Grunde in einer normalen Schule untergehen würden.
Von den 1 111 423 Hauptschülern sind es gerade mal 202 471 ausländische Schüler. Also knapp über 18 %. Hingegen sind von 100 % Gymnasiasten ganze 3,9 % Ausländer. Dagegen hält der Prozentsatz von knapp über 40 % an den Abendhauptschulen dagegen. Also ich finde diese Zahlen gar nicht so erschreckend, wie du uns vermitteln willst. Es mag Ballungsgebiete geben, in denen die Verteilung nicht ganz den Statistiken entspricht.
Das deutsche Schulsystem ist reformbedürftig keine Frage. Zu wenig wichtiges, zu wenig Flexibilität. Es gibt viel zu verbessern, sicherlich. Aber es nur auf den armen Ausländer als Leidtragenden zu schieben ist zu einfach. Denn davon ist auch jede deutsche Familie betroffen. Bildung beginnt nicht erst in der Schule. Alles auf den Pädagogen zu schieben ist ignorant und verantwortungslos. Der anfängliche Lebensweg wird zu Hause begonnen. Und da, gerade bei Ausländern, ist immer noch ein großes Mango vorhanden. Noch immer sind zu viele uninteressierte Eltern da, die nicht bereit sind ihre Ansprüche für ihre Kinder zurückzuschrauben oder deren Bedürfnisse und Gefühle ernst zu nehmen. Da wird geackert und geschuftet, die Kinder allein gelassen (mit ihren Problemen), und oft genug ist nur ein Elternteil der deutschen Sprache mächtig, so daß alles und viel zu viel auf den Schultern der Kinder abgeladen wird. Glaub mir ich weiß wovon ich spreche. Ich will Eltern nicht schlecht machen. Ich bin selbst keine perfekte Mutter. Sie haben einen Rang, eine Ehrerbietung verdient, die ihresgleichen sucht, dennoch haben sie auch den Kindern gegenüber Verantwortung. Eine ganz massive. Und auch sehr viel Macht. Über das Leben ihrer Sprößlinge. Manche können damit einfach nicht umgehen. Ich habe in den ganzen Spielgruppen die ich besuchte und leitete, in den ganzen Kleinkindergruppen von Psychomotorik, und was weiß ich, was es nicht alles gibt, nicht ein einziges mal eine Türkin gesehen, ganz selten eine Ausländerin. Und stell dir vor auch Deutsche bekommen Ablehnungsbescheide. Es ist ein Armutszeugnis zu behaupten, nur weil man eine der vielen verschiedenen Gruppen in Deutschland vertritt, man keine Bildung genießen dürfte und keinerlei Rechte hätte. Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Dennoch ist das Leben auch in der Hand jedes eigenen. Und wenn man mal die Gier nach Materiellem außer Acht läßt, gibt es genug Infoportale und Möglichkeiten das zu erreichen, was man möchte. Doch dieser Ehrgeiz, die Weichen hierfür müssen in der Familie gestellt werden. Und wird das verpaßt entsteht Mut- und Ahnungslosigkeit.
Auf deinen Vergleich mit den Juden gehe ich gar nicht ein, denn das ist völlig überzogen und primitiv. Zudem sollten wir uns mittlerweile bereitwillig weiterentwickelt haben. Und wenn wir nicht stehen bleiben wollen, müssen wir auch aufhören immer wieder Salz in Wunden zu streuen. Das führt nur zu Entzündungen.

Du siehst es werden sehr wohl Statistiken von Sonderschulen geführt, ich kann sie dir gerne als PDF zusenden.
Integration wird von dir in Frage gestellt. Schade daß dein Blick von so viel Wut getrübt ist.

Meryem