Lest das mal durch :)
Den BVB-Tempel tauften sie Ali-Sami-Yen-Stadion
Heimspiel in Dortmund: Die Galatasaray-Fans Taner, Ümit, Yildiray und Mustafa aus Aalen freuten sich nach dem Weihnachtsmarktbummel auf den Fußball-Schlager. WAZ-Bild: Franz Meinert
WAZ Dortmund. Aus den Boxen dröhnt türkischer Techno. Hunderte Fußballfans von Galatasaray Istanbul hüpfen auf und ab. Ihre rot-gelben Fahnen und Schals flattern im Wind. Hoch über ihren Köpfen steht in roten Lettern an der Fassade: "Ali-Sami-Yen"-Stadion. Champions-League-Spiel der Türken gegen Juventus Turin - mitten in Dortmund.
Für die Metamorphose der schwarz-gelben Hochburg in eine Fanmetropole von Galatasaray benötigten die türkischen Anhänger gestern nur wenige Stunden. Zuerst wurde die gelbe Schrift "Westfalenstadion" überklebt, anschließend die türkische Flagge vor dem Haupteingang gehisst. Dann kamen die Fans. Mit gelb-rot bemalten Gesichtern, Käppis, Trikots, Schals und Schuhen. Soweit zu den Äußerlichkeiten. Der 31-jährige Ümit rollt seine Fahne aus, wedelt damit, hält inne und sagt voller Inbrunst: "Mein Herz ist nicht blutrot. Es ist gelb-rot." Gemeinsam mit sechs Freunden ist er aus Aalen angereist.
Eintrittskarten haben sie noch nicht. Vor den Ticketschaltern für die Galatasaray-Fans stehen lange Schlangen. Statt Ungeduld oder Gemecker: Schlachtgesänge im Chor. Um die Stimmen zu ölen, holen die Fans Getränke vom Kiosk gegenüber. Die Verkaufsbuden rund um das Westfalen- ...äääh - Verzeihung, Ali-Sami-Yen-Stadion - haben ihr Angebot erweitert: neben dem alten Schild "Käse- oder Putenbrötchen: 1,50 Euro, Bockwurst: 2 Euro", klebt ein Neues: "Türkische Pizza: 2 Euro".
"Wo sind eigentlich die Italiener?", fragt Hagi, der mit Hüseyin und Gülsün einen Stand mit Fan-Artikeln durchwühlt. "Ich habe heute schon zwei gesehen", sagt die Dame hinter dem Verkaufsstand. "Ich sehe keinen einzigen", bemerkt Hagi siegesgewiss.
Für die italienischen Anhänger sind zwei Ticketschalter geöffnet. Davor: kein Mensch. Irgendwann kommen doch Leute und kaufen Eintrittskarten: zwei Schweden. "Wir sind halt Juventus-Fans. Sieben Stunden sind wir mit dem Auto hierher gefahren. Nach dem Spiel geht´s direkt wieder zurück", erklärt Patrick.
Eine halbe Stunde später: Ein Mann nähert sich mit zwei Jugendlichen, die sich in die weiße Juve-Flagge eingewickelt haben. Italiener? "Ja, aber wir wohnen in Wickede", sagt der 51-jährige Andrea. Landsleute sind ihm auf dem Weg keine begegnet. "Die kommen bestimmt noch", ist er fest überzeugt. Sein Sohn Nino (14) schaut sich erst vorsichtig um und traut sich dann zu sagen: "Dass wir mit weniger Fans hier sind, macht gar nichts. Wir gewinnen trotzdem 2:1." Dann geht das Trio im rot-gelben Getümmel unter. Die Türken feiern fröhlich und ausgelassen. Und einige von ihnen verabreden sich schon vor dem Anpfiff für das nächste Heimspiel: Dienstag spielt Besiktas Istanbul gegen Chelsea London - auf Schalke.
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