"Diese Rede ist NICHT antisemitisch"(NF)
Norman G . Finkelstein
US-Politikwissenschaftler
Diese ganze Debatte ist für mich ein billiges Streben nach Sensation, orchestrierte Hysterie. Ich sehe nicht den geringsten Zusammenhang, zwischen dem, was in Ausschwitz passiert ist, und der Rede von Herrn Hohmann. In seiner Rede sagt er an keiner Stelle, die Juden seien eine Täterrasse oder ein Tätervolk. Er sagt, die Atheisten, die Gottlosen seien das. Ich weiss nicht, ob die Deutschen die Rede wirklich gelesen haben. Ich habe eine Übersetzung bekommen und habe sie sorgfältig studiert. Das Thema dieser Rede ist doch nicht der Antisemitismus. Das Problem liegt doch dort, wo der Begriff missbraucht wird, um hier Entschuldigungen zu finden, für immoralische und illegale Handlungsweisen, darum geht es doch hier. Die Friedensbewegung ist hier als antisemitisch kritisiert worden, man hat ihr das um die Ohren gehauen, weil sie gegen die kriminellen Aktivitäten der Vereinigten Staaten gegen den Irak waren. Das fand ich unmöglich. Das empfand ich als einen Missbrauch des Begriffs Antisemitismus.
Die Herausforderung für das deutsche Volk liegt darin, wahre Zivilcourage zu zeigen, nicht diese Art von Zivilcourage. Und das bedeutet, dass man sich nicht einschüchtern lässt durch diese moralische Erpressung, und das man mit einer Elle misst, und nicht mit verschiedenen Kriterien misst, wo es um Menschenrechte geht. Menschenrechte für alle und für jeden. Dass man mit gleichen Maßstäben auch das Völkerrecht beurteilt. Das, und ich bin sicher, dass die Deutschen das verstehen, ist die wahre Lehre, die sie aus dem Holocaust ziehen sollen. Es gibt keine Übermenschen, und es gibt keine Untermenschen. Jeder hat Recht und Anspruch auf Menschenwürde und auf den Schutz des internationalen Rechts.
Mich erinnert diese Diskussion immer an ein Problem, das meine Mutter immer als den Übergang von der Leere zum Vakuum bezeichnet hat.
Mir ist bekannt, dass Herr Schily einmal ein Linker war. Linke Juden haben das immer als Grund für ihren Stolz angesehen, dass die Führer der bolschewistischen Revolution Juden waren: Trockij, Kamenev, Sinov"ev. [...]Das ist doch nicht antisemitisch, das zu sagen.
Ist Kritik an der Politik Israels antisemitisch? Wenn sie ja sagen, dann sage ich, ja sie haben eine Zunahme des Antisemitismus. Wenn ein Widerstand gegen den Angriff der USA gegen den Irak antisemitisch ist, dann sage ich, ja. Wenn das aber nicht so ist, dann nimmt auch der Antisemitismus nicht zu. Da haben sie ein Definitionsproblem, das räume ich ein.
Die Herausforderung für Deutschland ist es, sich mit seriösen, inhaltsreichen Themen auseinanderzusetzen.
</ercan>
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