Keine der Zahlen ist schön. Der Themenschwerpunkt ist hier jedoch die Türkei.
Auch sollte man sich nach den Hintergrund der Häufung fragen.
Manchmal sind es banale Sachen, wie z.B. die Statistik anders erfasst wird. Aber Gelegentlich spiegeln die Zahlen auch einen interessanten Wandel der Gesellschaft wieder.
Der Artikel im Spiegel von 2007 gibt einen interessanten Einblick in den gesellschaftlichen Wandel der Türkei:
http://www.spiegel.de/panorama/gesel...-493624-2.html
Zitat:
Frauen in der Türkei: Gewalt im Drei-Minuten-Takt
Türkische Soziologen rätseln über den Grund der angestiegenen Gewalt gegen Frauen. "Die Modernisierung schreitet voran, und dringt bis in das kleinste Dorf vor. Das stößt auf Widerstände", sagen die einen. Demnach ist die angestiegene Zahl der "Ehrenmorde" doch ein Zeichen für die fortschreitende Frauenemanzipation. Eine andere Erklärung hatte der Chefredakteur der Tageszeitung "Hürriyet" im vergangenen Winter dazu: "Ehrenmorde sind ein kurdisches Problem" betitelte Ertugrul Özkök seine Kolumne und heimste sich sofort den Vorwurf ein, ein "Rassist" zu sein. Aber ein anderer Bericht der Polizei scheint ihm Recht zu geben.
In 15 Städten wurden die "Ehrenmorde" der letzten sechs Jahre unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Hälfte der Morde geschehen zwar im Westen des Landes, aber die Opfer stammen weitgehend "aus Ost- und Südostanatolien", sprich: Sie sind genauso wie die in Berlin getötete Hatun Sürücü Kurden. Die angestammten Bewohner der Westtürkei, des obersten Schauplatzes der "Ehrenmorde", fallen diesen am allerwenigsten zum Opfer.
Auch unter Universitätsabsolventen werden Frauen verprügelt
Eine andere Umfrage brachte ganz ähnliche Zahlen hervor. Vildan Yirmibesoglu, Vorsitzende der Frauenkommission des Istanbuler Gouverneurs, befragte Männer im Osten und Südosten des Landes, also hauptsächlich Kurden, darüber, "was mit einer Frau, die ihre Ehre verlor, geschehen müsste". 63,2 Prozent der Männer sagten: "Bestrafen." Und wiederum ein Viertel von ihnen sagte gerade heraus: "Sie muss getötet werden."
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Nicht mal die Einschulung von Mädchen ist selbstverständlich
Die Türkei sucht 80 Jahre nach der Gründung ihrer laizistischen, modernen Republik wieder einmal das richtige Rollenmodell für ihre Frauen. Die Probleme des westlichen Lebensstils werden zu grundsätzlichen Mankos aufgebauscht. So schiebt die islamistische Kolumnistin der regierungsnahen "Yeni Safak" die Schuld an den "Ehrenmorden" unverblümt den westlich orientierten Medien der Türkei zu
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Mit diesen Hintergrund-Informationen und neueren Zahlen, ist es sehr interessant nach den neuesten Tendenzen zu fragen. Und hier gibt es wohl einen negativen Wandel.
Wenn wir uns neueren Zahlen um 2013 widmen, wird das Gefälle erschrecken sichtbar
http://www.welt.de/vermischtes/artic...en-Frauen.html
Zitat:
3500 türkischen Männern belegt, was in der Türkei ohnehin eine Binsenweisheit ist: Selbstverständlich finden die meisten türkischen Männer Gewalt gegen Ehefrauen völlig normal, sinnvoll und praktisch.
28 Prozent der Befragten hielten Gewalt gegen Ehefrauen für unerlässlich: Das müsse eben geschehen, um sie zu disziplinieren. 34 Prozent gaben sich gemäßigter und hielten Gewalt gegen Ehefreuen nur "gelegentlich" für "notwendig".
Zusammen sind das 62 Prozent, fast zwei Drittel der befragten Männer. Vielleicht liegt es daran, dass ohnehin jeder im Land weiß, dass Männer so denken. Aber nun wurden sie das erste Mal überhaupt zum Thema befragt.
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Und weiter unten in den Texten:
Zitat:
Statistiken verzeichnen: Die häusliche Gewalt nimmt zu
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Männer betrachten Gewalt als Gebot der Religion
In ihren Aufklärungsbemühungen stützt sich die islamisch geprägte Regierung auf die Botschaft, dass Gewalt gegen Frauen auch ein Verstoß gegen den Islam sei.
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Für eine Aufweichung der Sitten in der angeblich immer konservativeren Türkei spricht auch die zunehmende Zahl der Sexualverbrechen. In der als sehr religiös und konservativ geltenden zentralanatolischen Stadt Konya beispielsweise gibt es laut Medienberichten heute 400 Prozent mehr Sexualverbrechen als bei Antritt der islamisch geprägten Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vor zehn Jahren.
Das Land wird immer wieder erschüttert von Berichten über bestialische Gruppenvergewaltigungen. Vor einigen Wochen schrieb ein zwölfjähriges Mädchen, das von 26 Männern vergewaltigt worden war, an den Justizminister: Alle ihre angeklagten Peiniger waren vom Gericht freigelassen worden.
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Was bringt wohl die Statistik von 2015?