Fund:
Unerwiderte Liebe
Wo die Liebe hinfällt........
Wir trauern im Leben keiner Sache so sehr hinterher wie den Chancen, die wir verpasst haben und eine unerwiderte Liebe gehört in diesem Zusammenhang wohl zu den schlimmsten Erfahrungen. Sie bohrt sich tief in die Eingeweide, verunsichert und bringt uns nachts um den wohlverdienten Schlaf.
Dabei könnte eigentlich alles so schön und unkompliziert sein. Nach langer Suche hat man endlich die eine Person gefunden, die das Herz höher hüpfen und die gesamte Magengegend kribbeln lässt. Jede Begegnung wird mit Spannung erwartet und ist dann nach wenigen Augenblicken wieder vorbei, ohne dass etwas geschehen wäre. Vielleicht arbeitet er oder sie ja in der gleichen Abteilung, fährt im selben Bus oder wohnt nur einige Häuser entfernt die Straße entlang. Eventuell kennen wir diese bestimmte Person schon seit Jahren, sind sogar eng mit ihr befreundet und wissen, dass niemals mehr daraus wird. Zum Greifen nahe und doch meilenweit entfernt.
Die Übergänge zwischen heimlicher Liebe und unerwiderte Liebe sind dabei fließend, denn in beiden Fällen wird die Zuneigung des einen, durch das Desinteresse oder die Abweisung des anderen bestraft. Dabei leidet das Herz ebenso wie das Selbstbewusstsein, denn es stellt sich immer die gleiche Frage: Warum will er oder sie nicht mit mir zusammen sein, bin ich nicht gut genug?
Sicherlich kein angenehmes Gefühl, doch ist diese Art von Liebeskummer wirklich intensiver als die über eine zu Ende gegangene Beziehung? In gewisser Hinsicht schon, denn eine Partnerschaft bedeutet neben Zweisamkeit gleichfalls das Eingehen von Kompromissen sowie Probleme, die bewältigt werden wollen und fördert auch negative Eigenschaften der Beteiligten zutage.
Bleiben die Gefühle unerwidert, wird der andere dagegen nicht selten auf ein Podest gestellt, speziell wenn es sich nur um eine flüchtige Bekanntschaft handelt. Dieser Mensch hat dann praktisch keinerlei lästigen Angewohnheiten wie Schnarchen oder Nägelkauen, entsteigt fertig geschminkt dem Bett, teilt die eigenen Hobbys und zeigt für jede noch so schrullige Spinnerei Verständnis. In der eigenen Gedankenwelt verläuft die Beziehung demnach völlig harmonisch, ohne Streit und Alltagsschwierigkeiten.
Natürlich ist diese Vorstellung sehr überspitzt formuliert, aber im Großen und Ganzen trifft sie den Nagel durchaus auf den sprichwörtlichen Kopf. Bevor also irgendwelche Ratschläge gegen dieses bittere Ziehen in der Magengrube auf fruchtbaren Boden fallen können, müssen zunächst zwei Dinge im Kopf stattfinden:
Zum einen sollte den Träumereien über das Objekt der Begierde gelegentlich etwas Realität beigemischt werden. Kein heterosexueller Mann wird jemals Gefallen an Shopping finden und keine Frau besitzt von Natur aus haarlose Beine. Rufen Sie sich zur Unterstützung ganz bewusst auch negative Situationen ins Gedächtnis und erinnern Sie sich an Verhaltensweise, die Sie bei diesem Menschen gestört haben. Jeder hat Flecken auf seiner weißen Weste und schwebt nicht engelsgleich durch die Welt. Es bedarf einer gewissen Anstrengung, der eigenen Fantasie ein Schnippchen zu schlagen, aber es lohnt sich.
Zum anderen muss ab einem gewissen Zeitpunkt die Erkenntnis stattfinden, dass diese Liebe schlicht keine Zukunft hat. Es klingt hart, aber nur wer irgendwann diese Tatsache akzeptiert, kann der ewigen Spirale aus Hoffnung und Enttäuschung entkommen und nach vorne blicken. Permanent auf ein winziges Zeichen oder eine kleine Geste zu warten, versperrt zudem die Sicht auf das, was neben dem Weg liegt. Möglicherweise wartet nämlich nur einen Wimpernschlag entfernt jemand, der in diesem Augenblick auf genau ein solches Zeichen von Ihnen wartet – und Sie sind derjenige, der es nicht sieht.
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