Kant - Willenskraft und Vernunft
Eine Verwandlung des Herrn K.
Dies ist die Geschichte des Herrn K. eines geselligen lebendigen Menschen. Glaubt man einem seineZeitgenossen, war er der galantaste Mann der Welt, aber das war vor K's kühnem Selbstversuch. Als K 40 wurde geriet er nämlich in mitlife crisis und fasste den Entschluss sein Ich neu zu entfernen, wie es ein Architekt an einem Reissbrett tut oder wie ein Informatiker eine Sofware umprogramiert. Herr K Version 2.0. Die Operation; ein Putsch gegen den Rest der Person kann Jahre dauern. Doch schliesslich gelang sie. Und aus dem ehemaligen Bibliothekar und Oberlehrer wurde der vernünftigste Mensch auf Erden. Kein Wort diese Geschichte ist eine Erfindung. K's Heimatstadt eine aufblühende Hafenstadt, gehörte mit 4000 Häusern und 50.000 Einwohnern zu den größten deutschen Städten. Hier wuchs er auf, K ging zur Uni. Als Student bagab er sich gern an die populärsten Salons, spielte Billard und Karten. In jenen Jahren jedoch deutete noch nicht allzuviel darauf hin, das K einmal zu einem der berühmtesten Deutschen werden würde. Heute gibt es kaum eine Universität an dem man seine Gedanken nicht lehren würde.
Der Grund für diesen Weltruhm liegt einzig und allein daran, was K nach seinem 40. Lebenjahr vollbracht hat, nach seiner Wiedergeburt, wie er es selbst nannte. Den entscheidenden Anstoss zu seinem zweiten Leben gab der indische Kaufmann namens Joseph Green. Einem Junggesellen wie K selbst. Grenn wurde K's bester Freund. Es war eine Freundschaft, wie K es betonte, auf Grundsätzen und nicht auf Gefühlen beruhte. Green war die Pedanterie in Person, die vollkommene Kontrolle des Verstandes über das Leben. K war fasziniert. Einmal haben sich K und er am morgen um 8 zu einer Spazierfahrt aufs Land verabredet. Green pflegte zu einer solchen Situation schon um viertel vor 8 mit einer Uhr in der Hand in seine Stube auf und ab zu gehen. Um 7:50 setze er seinen Hut auf, um 7:55 nahm er sein Stock und ging hinaus. Punkt 8 öffnete er den Wagen und fuhr los. Unterwegs sah er K, der sich um mehrere Sekunden verspätet hatte. K völlig ausser Atem eilte ihm entgegen, machte heftige Zeichen; Nun komm schon Green und nimm mich mit. Aber einer Neigung nachgeben, sich nicht gegen die getroffene Verabredung halten, nein das wäre ein Verstoss gegen Greens Maxime gewesen. Also fuhr Green an K vorbei, grusslos, den Blick nach vorne gerichtet. Zutiefst beeindruckt fasste K den Entschluss sein zukünftiges Leben den Maximen unterzuordnen.
Wahre Tugend beruht auf Regeln, sagte er sich, nicht auf Gefühlen. K schätze seinen Körper nicht gerade, er war klein 157. Die rechte Schulter deutlich höher als der linke. Eine gebrechliche Gestalt, schmächtig, mager, ja seine Knochen waren wie sein Freund geschildert, mit so wenig Fleisch bedeckt, dass er seine Kleider nur durch künstliche Mittel halten konnte. Das Fleisch dieser Fluch. K war hypochandrisch und allergisch. Schon ein frisch gedruckte Zeitung rief ein Niesen hervor. K verachtete seinen schmächtigen Körper und dessen unkontrolierbare Launen. Er würde mit seinen Willen, jeder dieser Launen überwinden. Als Menschen leben nach der Vernunft. Demnach sollen wir durch die Maximen der Vernunft die Triebfeder der Tierheit einzuschränken und keine Neigungen ausarten zu lassen suchen. Also sprach K und machte sich an die Operation Wiedergeburt einzusetzen. Die Tage des Strudels der gesellschaftlichen Zerstreuung gingen zu Ende. Nicht mit einem Mal, sondern langsam. Maxime für Maxime. Formulierte sein Biograph. K schrieb sein Ich mit Hilfe seines Verstandes und seiner Vernunft neu. Launen wurden durch Regeln ersetzt, Neigungen durch Maximen. K wurde Professor für Logik und Metaphysik. In jüngeren Jahren hatte K schon mal verschlafen. Jetzt sollte sein Diener der ehemalige Soldat Martin Lampe jeden Tag, egal ob Winter oder Sommer und egal wie Müde K noch sein mochte, Punkt 5 mit den Worten wecken; Es ist Zeit! K liebte Kafee, da er aber diese Neigung nicht nachgeben wollte, trank er zwei Tassen dünnen Tee und rauchte eine Pfeife. Ihm war natürlich klar, dass Tabak süchtig macht und so setzte er sich eine Maxime täglich nicht mehr als eine Pfeife zu rauchen. Da aber K's körperliche Bedürfnisse, größer waren als seine geistigen Maxime erlaubte, lies er um sowohl den Bedürfnissen als auch der Maximen gerecht zu werden, die Pfeifenköpfe von Jahr zu Jahr größer werden. K hatte als Hauslehrer seine Heimatstadt verlassen, damit war es jetzt vorbei, keine Reisen mehr. Dafür las er Reisebücher wie ein bessener. Früher war K gerne ins Theater oder ins Konzert gegangen, hatte die Musik gemocht. Nun verachtete er sie, weil sie ja etwas sei, wobei man bloss empfinden könne. Die Theaterbesuch wurden erst seltener, dann hörten sie ganz auf. K lies das Kartenspielen sein, seinem Freund Green zuliebe, der gegen jeder Zerstreuung und Ästhetik immun war. Poese zb. konnte Green anhand des Druckbildes von Pose unterscheiden und Musik klang in seinen Ohren wie jedes andere Geräusch auch.
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