Die Reformation
Unter der Begrifflichkeit der Reformation ist die kirchliche Erneuerungsbewegung im 16.Jhd zu verstehen, die Martin Luther allgemein bekannt 1517 mit seinen 95 Thesen, die eran das Tor der Schloßkirche zu Wittenburg geschlagen und somit das Zeitalter der Aufklärung eingeleitet haben soll. Zuvor gab die Frage Zündstoff, ob sich Seelenheil kaufen ließe…
Ausgestellt im Namen des Papstes oder eines von ihm beauftragten Bischofs oder Kardinals, versprach die Kirche den Käufern einen Nachlass zeitlicher Sündenstrafen oder einen vollkommenen Ablaß. Als Auflage war dabei aber die Verrichtung bestimmter Gebete oder das Tun gottgefälliger Werke (z.B. Spenden für den Bau von Kirchen). Aufmerksam darauf machte der Dominikanermönch Johann Tetzel mit dem berühmten Satz: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“ In Tetzels Ablaßkiste wurden die Gelder für die Ablaßbriefe gesammelt, dessen Schlüssel an drei Inhaber verteilt waren, einem Bankhaus, der Römischen Kurie, sowie dem Erzbischof oder einen anderen Landesherrn. Martin Luther war die Finanzierung kirchlicher Werke ein Hauptkritikpunkt an der katholischen Kirche und Grund für das Verfassen seiner 95 Thesen. Bußstrafen zu umgehen, indem man geldliche Abgaben tätigte, um dem „Fegefeuer“ zu umgehen, sei eine Erfindung, während die Bischöfe schliefen, so sagt er sinnbildlich, in seiner 11.These (…) und daß wer seinen „Glauben“ daran verkaufe, auf Ewig mit seinen Lehrmeistern verdammt sein werde, in These 32 (…) und beschreibt den „wahren Schatz der Kirche“ als „das allerheiligste Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes“, in seiner 62.These. (…)
Dem zur damalig anhaltenden Zeit herrschenden Kaiser Karl V im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation mißfiel Luthers Bewegung, die in vielen Schichten der Bevölkerung Anklang gefunden hatte (v.a. den Ärmeren, wie den Bauern -> Bauernaufstand). Das Reich bestand aus vielen Kürfürstentümern, denen er die Wahrung ihrer territorialen Rechte zugestehen mußte, und Gesetze konnte er auch nicht alleinig erlassen, sondern brauchte die Zustimmung des Reichtags, auf dem Reichsfürstenrat und Reichsstädte stimmberechtigt waren. Karl V versuchte mit allen Mitteln die Einheit des Christentums zu wahren und duldete Luthers „Hetze“ oder „Ketzerei“ vorerst nicht. Jedoch hatte Luther bereits viele Fürsten von seinen Ansichten überzeugt, die Karl V nicht ausblenden konnte. So kam es, daß er in Worms einen Reichstag einberief, um die Sache dort zwischen den Fürsten und dem Kaiser, zu klären. (…) Am 17. Und 18. April 1517 wird die Reichsacht über Martin Luther verhängt und von Karl V abgesegnet (Wormser Edikt). Zuvor war Luther durch die päpstliche Bannbulle exkommuniziert worden, was zur damaligen Zeit die Reichsacht als Folge mit sich zog und das Resultat des Wormser Edikts imgrunde überflüssig machte. Das Wormser Edikt verbot die Lektüre und die Verbreitung der Schriften Luthers über seine Lehre und ordnete seine Verbrennung an. Luther selbst sollte von jedermann, der sich seiner annehmen sollte, an Rom ausgeliefert werden, und es war verboten, ihn zu beherbergen. Jedoch gehörte der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, zu er Mehrheit, die nicht anwesend war, als das Wormser Edikt beschlossen wurde, sodaß die Rechtsgültigkeit des Beschlusses nicht auf ihn zutraf. Er ließ Luther abfangen und auf die Wartburg schaffen, wo Luther u.a. die Bibel ins Deutsche. Karl V. fehlte auch die entsprechende Macht und Autorität, seinen Beschluss gegen das allgemeine Reichsrecht durchzusetzen und foolgend kam hinzu, daß er ein Jahrzehnt im Ausland wegen politischen bzw. kriegerischen Angelegenheiten verblieb (Türken vor Wien, Krieg mit Frankreich). Die inzwischen aufgekommenen Unruhen und Aufstände im Volk, die durch das Urteil der Vogelfreiheit Luthers aufkamen, konnte er selbst nun wieder durch Predikten schlichten.
Ein Beispiel für die Unruhen gab es schon ein Jahr zuvor, als Luthers Lehre von Gleichheit der Christen vor Gott und Schriften wie >Von der Freiheit des Christenmenschen< schrieb. Das Bauerntum, daß äußerst arm lebte und die empfundene Schmach der Kirche, sowie die eigene Machtlosigkeit im Staate nicht mehr dulden wollte, faßte Luthers Lehre als Aufruf zur Schaffung eines Mächtegleichgewichts, so nach eigenem Empfinden, und begann gewalttäige Unruhen, die sich teils bis an die Grenzen des Reichs ausdehnten; die Fürstenheere mußten die Aufstände niederschmettern. Von Luther selbst wurden die Aufstände als komplette Fehlinterpretation seiner Worte widerlegt, die keine Ansage zum Kampf sein könnten. Religion solle Frieden beherrbergen.
Die katholische Kirche war also von der durch Luther ausgelöste Welle zunächst völlig überrascht und verlegte sich auf politischen und kirchlichen Druck, bis er floh (s.o.). In der Zwischenzeit gelang es Zwingli, den Rat von Zürich von der Richtigkeit seiner Lehre zu überzeugen. Die Ideen der Reformation breiteten sich wie ein Lauffeuer aus – die Bevölkerung strömte zum neuen Glauben, Reichsstädte und Fürsten gingen auf die Seite der Reformation über.
In ganz Europa bildeten sich religiöse Reformationen…
In England leitete König Heinrich VIII im Jahre 1527 die Trennung von der römisch-katholischen Kirche ein, um sich von seiner Frau Katharina trennen, um schließlich Anne Boleyn heiraten zu können. 1533 trennte sich juristisch englische Kirche von der römischen und 1534 wurde der König bon England durch die Suprematsakte zum Oberhaupt der Anglikanischen Kirche (Kirche Englands). Widersacher wurden hingerichtet. Als Gegenpol bildeten sich weitere Kirchen, wie Hochkirche (High Church), deren Angehörige glaubten, daß noch zu viele katholische Elemente in der Anglikanischen Kirche vorhanden seien.
Eine andere Glaubensgemeinschaften bildeten die Calvinisten. Der Calvinismus geht auf Johannes Calvin und Ulrich Zwingli (ehemals Schüler von Erasmus von Rotterdam) zurück. Calvin gründete 1541 in Genf eine streng organisierte Gemeinde, der >echten Gemeinde Gottes<, das auf vier Ämtern beruhte: Prediger, Lehrer, Älteste, Diakone), sowie auf strenger >Kirchenzucht<. Grundlegend unterschied sich der Calvinismus in seiner Strenge der Auslebung des Glaubens. Ulrich Zwingli und Johannes Calvin lehnten konsequent alle Traditionen ab, die nicht in der Bibel begründet sind. Daher haben die reformierten Kirchen nüchterne Gotteshäuser, die höchstens mit Bibelsprüchen dekoriert sind; die Kirchenstruktur ist ohne Bischofsamt strukturiert; Zwingli lehnte zeitweilig sogar Instrumentalmusik in der Kirche ab. Das letzte Abendmahl ist für beide eher eine Gedenkfeier Zwingli und später auch Calvin formten daher gänzlich neue Liturgien.
Theorie am Rande bez. Heutiger Zeit: Einige Historiker unserer heutigen Zeit vermuten, daß Europas heutige wirtschaftliche(…) Vormachtsstellung in der Welt auf die vielen Calvinisten der Vergangenheit zurückzuführen seien. Denn war es u.a. grundlegend für den Calvinismus, daß man „etwas zu schaffen hatte“, dieses aber nicht in Zügellosigkeit verpachten sollte. So käme man Gottes Gunst. Es ergab sich also unweigerlich Wohlhaben und Reichtum unter puristischen/minimalistischen, aber trotzdessen lebenswürdigen Umständen für die Anhänger der calvinistischen Glaubensgemeinschaft, wenn man denn die Religion nach Calvins Verständnis auslebte. (…)
Geändert von damia (09.09.2009 um 11:55 Uhr).
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