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Alt 30.04.2007, 00:43
unknown
 
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Standard Es gab und gibt keine Alternative

Ich verstehe, daß Du meine Ansicht für reduktionistisch hälst, da ich hier tatsächlich gern das Ergebnis betrachte, daß Erdogan bislang geschaffen hat und das ist auch letzten Endes das, was wirklich zählt. Nicht für mich, ich lebe noch in Deutschland, aber für die Türkei der letzten paar Jahre.
Daß er einen Mullahstaat errichten wolle, oder er in der heutigen Zeit der NSDAP gleichziehen wolle, ist in Zeiten von Spekulationen für einen EU-Beitritt und dem Druck durch die Beobachtung des Westens schon paranoid - ja.

Ich zweifle übrigens die Neutralität der türkischen Medien stark an. Was vertrieben wird, ist doch für jeden Menschen mit klarem, eigenständig denkenden Menschen Propaganda - warum siehst Du das nicht?
Es werden religiös geprägte Veranstaltungen gezeigt und regelrecht als Feindbild für die Regierung in die Köpfe der Menschen gebrannt und nichts, rein gar nichts wird positiv berichterstattet von der: Hürriyet, Milliyet und Sabah (...), ganz zu Schweigen von den visuellen Medien. Ich gehe mittlerweile gar nicht mehr auf dieses Material ein, weil mein Respekt vor Menschen, die ihre Religion so ausleben möchten, wie sie(!) es für richtig halten, zu sehr respektiere. Dazu zähle ich ausnahmslos jeden! Wer genau das nicht kann, hat faschistoide Gedankengut.
Stattdessen wird von den Medien jegliches Symbol religiöser Zugehörigkeit als Angriff auf den Laizismus, somit dem Kemalismus gedeutet! Atatürk dinsiz miydi???
Emine hanim dinsiz miydi???
Atatürk dini yok mu etmek istedi ülkeden? Atatürk degil miydi TÜrkiye´nin halk icin yapabilecegi en uygun olan hareket Avrupa´ya yaklasmaktir diyen?
Sind denn die Menschen, die Erdogan gewählt haben dumm oder alle religiöse Fanatiker? Ich glaube eher, daß der Grund daran lag, keine bessere Alternative gesehen zu haben und es bislang noch keine gibt. Ich glaube kaum, daß jemand mit sovielen positiven, spürbaren Errungenschaften dieser Partei gerechnet hatte - ich eingeschlossen, weil ich mich von Erdogans Vergangenheit und medialen Skandalen habe ablenken lassen.
Wie sehr das Land unter der politischen Korruption gelitten hat, haben sich in Inflation, Bildungsmangel, Faschismus, Wertlosigkeit des Geldes-&gtArbeitslosigkeit-&gtVerarmung und Depression gut gezeigt.
Sowie ich mir im eigentlichen Sinne wünschte, daß die Türkei auf die EU materiell nicht angewiesen ist, ist das nur Wunschdenken, da wir sie aus gleichem Grund wirklich mehr brauchen, als dem ein oder anderen lieb sein mag.
Noch ein Grund, warum ich Erdogan als einen effektiveren Kandidaten für die Landesführung betrachte liegt eben darin, daß er eines der wichtigsten Defizite des Landes reduziert hat, undzwar das der Wirtschaftslage. Das ist ein A und O, wenn man die Folgen von Armut, wie Faschismus, Bildungsmangel und Depression bekämpfen will, oder irre ich mich?
Nicht nur, daß er dem Geld einen tatsächlichen Wert verschaffen hat, bin ich meiner Meinung, weil ich erkenne, daß kein anderer Politiker in der Historie der Türkei eine derartige Nähe zu einem auch nur ansatzweise reellen Beitritt in die EU geschaffen hat, weil sie alle vor Korruption gesprossen, machtsüchtig waren und am Sessel geklebt haben. Die Annäherung der Türkei durch seine Verhandlungstaktik der EU hat sein Regime eingeleitet und bereitet sie taktisch und reformistisch auf sie vor. Das ist eines, wenn nicht überhaupt das wichtigste Pro-Kriterium, sowohl wirtschaftlich als auch interkulturell.
Ich verstehe nicht, warum diese zwei schier wichtigen Erfolge so derart im Wert verkannt werden, obwohl sie einen zukünftig derart massiven Wert enthalten.
Möchtet Ihr eigentlich, daß die Türkei sich dem Iran nähert, wenn nicht dem Westen? Das will doch keiner von uns?!
Dieses Eingreifen der Milizen, bzw. ein zukünftiger Eingriff dieser, hat dem Bild der Türkei einen immensen Schaden zugefügt, undzwar
-daß sie unfähig ist, demokratische Abläufe zu respektieren.-
Unter zahllosen korrupten und destruktiven Organen, wie dem Militär den Medien und den restlichen Parteien fällt schließlich ein Konstruktives nicht mehr auf. Warum sollte das Militär also nicht die Ergebnisse des AKP-Regimes über den Haufen werfen und schlichtweg in demokratische Regierungsentscheidungen eingreifen?
Tatsächlich ist "das versteckt diktatorisch!


Und das Resultat davon wird sein - und das ist "wirklich ein Disaster für jedermann - daß die EU uns den Rücken zukehren wird - wurde direkt angekündigt.
Ist Euch bzw. Dir "das nicht bewußt, welches Bild das ergibt und was dann eigentlich passieren wird?
Die eklatante Schleife der Korruption und Antidemokratie beginnt dann von vorn!
Das Militär macht, was es will und die Menschen schauen klatschend zu, ohne an die Folgen zu denken, weil sie einer Berichterstattung von profitgeilen und seit Lebzeiten parteiischen Medien verfallen sind, statt auf die Macht wichtigerer Tatsachen zu lenken. Das ist für meine Begriffe als freiheitsliebenden, demokratisch und eigenständig denkenden Idealisten völlig unbegreiflich - entschuldige, ich will, daß die Türkei ihren Weg in wohlhabendere und freiere Verhältnisse einlenkt und nicht in das gleiche Chaos, daß geschichtlich vorangegangen ist, wobei das Militär oft genug eine bahnlenkende Rolle gespielt hat. Und dazu braucht es den ideellen Glauben an Demokratie - dann kommt auch das Geld. Eine Kopftuch tragende First Lady ist in diesem Zusammenhang null und nichtig, genauso wenig wie Pessimismus und Verrat an demokratischen Abläufen.
Es ist -zum ersten Mal- in so kurzer Zeit Schwung in die Wirtschaft gekommen, die Bildungschancen wurden erhöht und bestimmten, ärmeren Schichten der Gesellschaft geht es wesentlich besser. Das zählt!
Ich möchte zu gern die Alternative erkennen, die diesen jetzigen positiven Aufschwung im Volk fortführen könnte.

In Europa ist übrigens das einzig laizistische Land Frankreich und das, weil es mit blutigen Revolten seine Geschichte geschrieben hat - gemerkt erfolgreich.
Soweit darf es in der Türkei nicht (wieder) kommen. Es reicht langsam.

Und jetzt mach mich rot.

*Keine-Kopftuch-Damia*