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Alt 20.01.2007, 16:29
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halitpasa75 halitpasa75 ist offline
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Standard Ein trauriger Tag für uns Türken

Es ist ein trauriger Tag für uns Türken.

Wir haben gestern einen Landsmann, einen Ehemann, einen Familienvater und Intellektuellen verloren.

Einen Menschen, dessen Ansichten man zwar nicht teilen musste, jedoch vor dem man Hochachtung haben musste.

Ein Mann, der seine Heimat trotz aller Anfeindungen nicht verließ und für eine - in seinen Augen - bessere Türkei kämpfte.

Bereits der Mord erfüllte zumindest diejenigen, die noch ein Fünkchen Menschlichkeit in sich tragen, mit Trauer, jedoch dürfte die Traurigkeit und Trauer - meine zumindest - durch andere Umstände noch wesentlich gesteigert worden sein.

Denn leider musste ich gestern feststellen, dass wir fast alle Tugenden, weshalb ich eigentlich in meine Nation so vernarrt bin, verloren zu haben scheinen.

Wie kann es sein, dass ein Journalist, der anscheinend täglich ernstzunehmende Morddrohungen erhielt, keinen Personenschutz erhielt. Wie kann es sein, dass die Verantwortlichen hierfür lapidar feststellen, Hrant Dink wollte keinen Personenschutz.
Das Recht auf Leben ist nicht dispositiv und untersteht dem besonderen Schutz des Staates. Der Staat hätte einschreiten müssen, ob Hrant Dink wollte oder nicht. Der Staat tat dies aber nicht. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Bilder gestern waren erschreckend. Nicht nur, dass ein Mensch erschossen wurde, der Leichnam lag stundenlang auf dem Asphalt!
Behelsweise zugedeckt mit einem weißen Tuch.
Wenn ich bislang behauptet habe, dass wir eigentlich die Vollmitgliedschaft in der EU verdient haben, so nehme ich das ausdrücklich zurück. Nach den Bildern von gestern haben wir es mit Sicherheit nicht verdient. Wie kann es sein, dass Journalisten bis auf 3-4 m um den toten Körper standen und Aufnahmen machten konnten. Wie kann es sein, dass die türkischen Medien, die Trauer heucheln, die Bilder vom blutgetränkten Leichnam zeigen.
Wie kann es sein, dass die Familienangehörigen die Stunden nach der Tat am Tatort erscheinen mit diesen Bildern konfrontiert werden.
Nein, gestern hat der Staat und auch die 4.Gewalt (die Medien) versagt.

Anscheinend wurde - laut Augenzeugenberichten - Hrant Dink wegen seiner armenischen Herkunft erschossen.
Dies ist erschreckend, jedoch auch hierfür gibt es Verantwortliche. Gestern wurde die Zwietracht, die insbesondere durch Erdogan gesäht wurde, Hrant Dink zum Verhängnis. Durch Erdogan"s Diyarbakir Rede wurden Lager geschaffen. Rassismus wurde geschürt und dieser Rassismus, der in meinem Land nichts verloren hat, hat einem Menschen das Leben gekostet.

Hrant Dink"s Ansichten habe ich im wesentlichen nicht nur nicht geteilt, ich würde sogar sagen, dass ich ein erbitterter Gegner, zumindest einiger seiner Ansichten, war. Dennoch vertrete ich das Prinzip der Waffengleichheit. Gedanken sollten mit Gedanken bekämpft. Wer in diesem Kampf zu unlauteren Mitteln, wie jetzt geschehen, greift, der sollte wissen, dass nicht er, sondern Hrant Dink als Sieger dasteht.

Abschließend ist nochmals festzuhalten, dass sich die Tat nicht gegen einen Armenier richtete, sondern ebenso wie bei dem Anschlag auf den Kassationshof, Ziel die türkische Nation war und ist. Ich sehe keinen Unterschied zwischen den beiden Taten. Die Kugeln trafen nicht nur Hrant Dink, sondern auch mich und jeden anderen Türken.

Später ist vielleicht auf die wahren Hintergründe der Tat einzugehen.

Hrant Dink"e Allah"tan rahmet, ailesine, dostlarina ve tüm Türk Ulusuna bassagligi dilerim. Ruhu sad olsun.

Not: Diyarbakirli sisman ve hizli konusan sisman derhal istifa edin!