Da hab ich aber auch einen ...
... Das derzeit so beliebte Schlagwort von der "Gescheiterten Integration" hilft überhaupt nicht weiter. Tatsächlich war die so genannte Integrationspolitik meist nicht viel mehr als ein Hinnehmen des gesellschaftlichen Nebeneinanders.
Aber was noch schwerer wiegt: Wer heute von der gescheiterten Integration redet, der verbreitet die Illusion, dass es eine Alternative gebe, eine Politik der Nicht-Integration. Nach dem Motto: "Wenn es ihnen bei uns nicht gefällt, dann sollen sie wieder nach Hause gehen." Aber diese Option gibt es nicht. Der französische Innenminister hat es versucht. Er wollte hartes Durchgreifen demonstrieren und möglichst viele Gewalttäter abschieben. Doch mit dem Ausländerrecht ist wenig auszurichten. Von den Randalieren, die nach den Ausschreitungen in Frankreich festgenommen wurden, hatten neun von zehn den französischen Pass. Sie sind in Europa geboren, in Europa aufgewachsen und wie immer ihre Zukunft aussehen wird, sie wird hier in Europa sein. Auch wenn sie es selbst nicht immer so genau wissen, sie sind junge Europäer. Eine andere Heimat haben sie nicht. Schon deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als darüber nachzudenken, wie man diese Menschen doch noch in die Gesellschaft einbinden kann. Wie man erreichen kann, dass sie sich ein wenig mitverantwortlich fühlen. Wie man erreichen kann, dass sie unsere Gesellschaft nicht dauerhaft als ihren Feind begreifen.
Alois Berger im Deutschlandfunk am 12.11.2005
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