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Alt 24.04.2005, 17:01
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Standard ABUZERKADAYIF postete:

Zitat: Ich habe mir erlaubt, in den letzten Wochen intensiv in der umfangreichen Literatur zu dem Völkermord an den Armeniern zu lesen: amerikanische, deutsche, armenische und ein wenig (ja, es gibt sie!) türkische Quellen, wobei sich Alle mehr oder weniger auf die umfangreichen Berichte der zahllosen Augenzeugen - von deutschen Generälen bis hin zu dänischen Krankenschwestern - beziehen.

(Antwort) Na sowas, da gibt es doch tatsächlich auch Augenzeugen, die sich natürlich als Zeugen eignen. Wie verfährt man denn dann mit den türkioschen Zeitzeugen?

Zitat: Da das deutsche Kaiserreich (und Österreich) Bundesgenossen der Türkei waren, dürften die zahllosen Akten des Auswärtigen Amtes zum Thema besonders wertvoll sein, zumal dann, wenn die Berichte von einem deutschen Konsul aus Trabzon geschrieben sind, der sich nach dem Krieg als einer der Ersten mit Hitler verbündete und beim auf die Feldherrnhalle in München 1923 neben Hitler erschossen wurde - also nicht verdächtig, irgendwelche weinerlichen Missionarsgreuelgeschichten zu erzählen.

(Antwort) Da wäre ich schon mal vorsichtig. In der Hitlerzeit haben sich so viele Menschen mit hohen Rängen, Hitler mit solchen Argumenten angeschleimt, dass man solche Leute danach, obwohl Sie viel am Kerbholz hatten wieder gehen liess. Alleine die Gesinnung konnte man diesen Leuten nicht vorwerfen. Was geht in diesen Köpfen dann vor sich?

Zitat: Ergebnis: Die Armenier wurden bereits 1894/95 unter Abdul Hamid planmäßig dezimiert (100 - 200.000 Tote), dann mit den Adana-Massakern 1909 erneut verfolgt und zu 10-Tausenden erschlagen

(Antwort) Nun mal halt. Dass waren, je nach Missionaren und Konsulaten, Aufstände gegen das Reich, die überall auf der Welt DAMALS niedergeschlagen worden sind, wenn alles andere versagte. Diese Berichte sind auch vorhanden, werden aber aus welchen Gründen auch immer, nie mitgenannt.

Zitat: und schließlich unter Enver Pascha und Talaat 1915/16

(Antwort) Da kennen wir ja allzu gut. Da hat keiner was zu meckern, da Sie aber dem Staat selber nicht angelastet werden kann, ist diese Art des Befundes nur eine Grobe Aussage.

Zitat: und schließlich noch mit Höhepunkten 1920 und 1922 nahezu völlig in der Türkei ausgelöscht, planmäßig und gewollt als "Vernichtung der Christen und der Armenier im Besonderen (Talaat)

(Antwort) Wer hat damals zwischen 1920-1922 was angerichtet. In einer Zeit wo, dass Land schon zerteilt war und gerade wieder befreit worden ist, hatten die neu gegründeten Armeen unter Atatürk nichts anderes zu tun als die Armenier abermals zu massakrieren? Das geht ebbes zu weit, mein Herr. Entweder Sie irren sich in den Zeitabläufen oder bringen alles durcheinander.

Zitat: Die Massaker wurden von den Armeniern nicht provoziert, im Gegenteil gehörte es zur Taktik der aus freigelassenen Verbrechern bestehenden Sonderkommandos unter Befehl von Armeeoffizieren armenische Dörfer zu überfallen und zuerst die Männer wegzuführen um dann den Rest zu massakrieren. In Van 1915 hatte die türkische Armee bereits sämtliche Dörfer der Umgebung in Brand gesteckt und die Bewohner massakriert als die Armenier in Van sich aus erklärlichen Gründen weigerten, 4.000 Männer an die türkische Armee auszuliefern. Sie wehrten den Angriff starker Verbände der türkischen Armee erfolgreich ab. Schließlich zogen die Türken sich zurück - erst danach ein russisches Regiment nach Van ohne auf türkischen Widerstand zu stoßen und zog nach wenigen Wochen wieder ab - die meisten Armenier folgten ihnen nach Eriwan.

(Antwort) Noch eine Lüge, in die sich viele unwissende Interresierte festklammern. Van bestand nicht nur aus Armeniern, sondern zu 70% aus Türken und Kurden. Diese Völker wurden während den Aufständen zwischen 1913 und 1916 mehrfach dezimiert, worauf die Regierung mehrere Einheiten nach Van beorderte. Diese Gendarmen sollten die Ordnung in dieser Stadt herbeiführen wurden aber durch die Angriffe der Aufständischen rund um die Stadt sowie in der Stadt aufgerieben worauf auch noch die Armee herangezogen wurde. In vielen Städten des östlichen Reiches wurde so versucht die Ordnung wiederherzustellen, aber ohne Erfolg, da viele Sticheleien der Aufständischen und der Freischärler langsam unmut in der Bevölkerung sowie Panik verbreitete. Diese Version habe ich zu einem aus vielen Zeitzeugen und einigen Konsulatsbeamten die in Aleppo sowie Erzurum stationiert waren. Zum überlaufen kam es als die Russen dann mit verbänden der Armenier die Stadt verwüsteten und so zig tausenden Menschen das Leben kostete. Daher sind auch die vielen Trecks nach Wésten zu erklären die damals stattfand. Diese Vertreibung wurde wie ein Kehrricht ausgeführt, von Samsun im Norden bis Adana im Süden.

Zitat: Die ganze Geschichte ist ein düsteres Beispiel dafür, wie ein psychotischer Abdul Hamid und danach faschistoide Jungtürken immer wieder die Armenier als Prügelopfer ihrer desolaten und menschenfeindlichen Politik mißbrauchten.

(Antwort) Nein, mein Herr, dass ist ein Beispiel wie ein nationales Gefühl der Minderheiten ein Land in Chaos stürzen kann.


Zitat: Neben dem Nationalismus waren auch die Religiösen treibende Kraft hinter den Massakern.

(Antwort) Das wurde schon mehrfach erörtert, der Glaube hatte in diesem Konflikt eher eine Untergeordnete Rolle, da die Osmanische Dynastie zwar auf dem Glauben des Islams aufbaute, aber nicht von Ihr gelenkt war, dass wäre auch ziemlich gegen den Koran gewesen, trotz der Kalifenwürde die damals die Osmanischen Herrscher innehatten.


Zitat: Enver Pascha und sein Schwager - Gouverneur und verantwortlich für die Van-Massaker - hatten noch den ganz privaten Grund, daß sie damit ihr persönliches Versagen als Kommandeure im Felde vernebeln wollten: Enver als Oberkommandierender des katastrophalen Feldzuges im Winter 14/15 gegen den Kaukasus, wobei er dank seiner Fehlleistungen 75.000 Mann seines 95.000-Mann starken 3. Armeekorps weniger unter Feindfeuer als mehr durch Kälte und Hunger verlor. Türkische Armenier waren an dieser Fehlleistung eines völlig überforderten Enver nicht beteiligt.


(Antwort) Dass stimmt auch nur zum Teil. Zwar war die Armeeführung beider unter aller Würde, aber die Kampfkraft in sich litt nicht darunter, so wie es die Deutschen Generäle auch beschrieben, vielmehr waren es die Freischärler, die dem Versorgungstrecks und den herangeführten Reservisten auflauerten und rückkehrenden Soldaten die letzte Moral nahmen.


Zitat: Envers Schwager hatte den ebenso desaströsen Feldzug gegen persien zu verantworten. Daß Armenier in größerer Zahl nach 1922 in die Türkei zurückgekehrt sind, halte ich angesichts der Greuel, die sie in drei großen Wellen bis zur völligen Vernichtung und Austreibung erlebt hatte für ein Märchen!

(Antwort) Dass ist kein Märchen sondern tatsachen, die gerade die Franzosen vielfach veröffentlicht haben. Auch die Briten hatten solche Wiedergutmachungsaktionen am laufen, wobei die meisten nach der Eskalation im Berfreiungskrieg wieder kehrt machten und sogar die Allierten für die fehlgeschlagene Integration verantwortlich machten.

Zitat: Solange die offizielle Türkei nicht begreift, daß die Ausinandersetzung mit der eigenen Geschichte wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung der Zukunft ist, bleiben "Reformen" in der Türkei die Schimäre einer kleinen Oberschicht.

(Antwort) Nein, erst wenn die im Südosten endlich begreifen, dass Nationalismus in einer Nation nichts zu suchen hat, erst dann wird die Zivilisation dem des Westens gleichen. Solange die Kurdischen Fehden, Blutrache, Mädchenverkäuferei usw... nicht beendet werden, solange wird diese Region für Aramäer, Armenier und Türken ein ungewisses Land bleiben. Viele Armenier sowie Aramäer trauen sich doch gerade in diese Gegend überhaupt nicht mehr weil Sie entweder von den Kurdischen Clans verjagt worden sind, oder weil Sie die Konflikte nicht ertragen haben. Seit einigen Jahren werden aber vermehrt Aramäer heimisch, die mit Hilfe des Staates Ihren Besitz zurückerhalten und wieder in die Heimat zurückkehren können, ohne verfolgt zu werden.


:-)