Sayfa 39-40:
... Lehrbuch-Definition des Fundamentalismus: Modernität ist nur selektiv auf der Basis der Textgläubigkeit zu übernehmen, wobei der Rückgriff auf den verabsolutierten Text unter raum-zeitlichen Bedingungen ebenso selektiv erfolgt, wenngleich dies ohne Bewusstsein von der Selektivität des Skripturalismus geschieht.
Die ursprünglichen Quellen des Islams dienen als unveränderliche Grundlage für eine eigene Version von Kultur; Fundamentalisten nehmen die ihnen fragmentiert erscheinende, weil durch "Zweifel und Vermutung" eingeschränkte Weltsicht, die aus der fremden Kultur des Westens stammt, als feindlichen Rivalen wahr... sie vertreten beispielsweise die Ansicht, dass die Aspekte moderner Wissenschaft, die sie bereit sind vom Westen zu übernehmen, in Wirklichkeit ihren Ursprung im Islam haben. Die Übernahmen werden also nicht als kulturelle Anleihen gesehen, sondern vielmehr als ein Akt der Wiederaneignung gerechtfertigt. Berücksichtigt man die kritischen Einstellungen der europäischen Aufklärung gegenüber der Religion und setzt diese zu dem Argument muslimischer Fundamentalisten in Beziehung, dass die techno-wissenschaftliche Modernität Europas ihren Urspung in der islamischen Religion hätte und deshalb dem Islam verpflichtet sei, werden folgende Fragen relevant: Hat Wissenschaft als eine von der Religion unabhängige Disziplin im Islam jemals existiert?... Bekanntlich lässt die islamische Offenbarung keinerlei Raum für Autonomie und Subjektivität des Menschen, da dieser – laut Koran – sein Wissen nur vom Schöpfer/Gott bekommen kann... Im Islam ist – nach dieser Auffassung – das Wissen, welches die Menschen auf "den richtigen Weg"... leite, stets göttlichen Ursprungs. Der Muslim kann als frommer Mensch nur der Empfänger göttlicher Anleitungen sein und hat von sich aus keine schöpferische Kraft, weil dies eine Anmaßung göttlicher Eigenschaften darstellen würde.
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