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Alt 18.12.2004, 17:27
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freebee freebee ist offline
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Standard So blöd ist die Frage gar nicht...

Der Begriff "Ideologie" stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet wörtlich "Ideenleere". Er geht zurück auf Platon und ist ein Kernbegriff seiner Philosophie (genauer: seiner Erkenntnistheorie). Im Zusammenhang mit politischen Systemen bezeichnet er heute aber eher das Konstrukt - die Idee - einer Staatsform. Staatsformen gibt es viele verschiedene, Du hast ja einige genannt. Insofern ist also auch die Demokratie eine Ideologie. Das Wort "Demokratie" stammt ebenfalls aus dem Altgriechischen und bedeutet, dass der "Daimos" - so bezeichnete man die freie Bürgerschaft eines Staates (nur die Männer) - die Macht über die Staatsführung hat. Heute besitzen bekanntlich wesentlich mehr Menschen den Status eines Bürgers, d.h. das Volk hat die politische Gewalt. (Ob das wirklich immer so ist, sei einmal dahingestellt...)
ABER: Was die Trennung von Staat und Religion betrifft, muss ich Dir widersprechen. So gilt in einer nach heutigen Masstäben "demokratischen" Gesellschaft das Prinzip der Religionsfreiheit, die in anderen Gesellschaftsformen nicht gegeben ist. (Man denke nur an die jüdische Religion im Deutschland der Nazis! Und auch in kommunistischen Staaten wird so ziemlich jede Form von Religion unterdrückt!)
Die Trennung von RELIGION und Staat wird in einer Demokratie eigentlich sowieso nicht gefordert, sondern die Trennung von Staat und RELIGIÖSEN VEREINIGUNGEN (z.B. Kirchenorganisationen usw.). Die Religion, also der Glaube an sich, gilt als Privatsache. Dass in Deutschland z.B. Kirche und Staat voneinander getrennt sind (oder zumindest sein sollen), hat seinen Hauptgrund darin, dass religiöse Vereinigungen im Grunde niemals demokratisch sein können; das gilt insbesondere für Religionen mit absoluten Geltungsanspruch, v.a. also für Offenbarungsreligionen (Judentum, Christentum, Islam). Denn göttliche Offenbarungen unterliegen nach religiösem Verständnis keinem Mehrheitsbeschluss - kein Jude wird über die Richtigkeit der 10 Gebote abstimmen wollen, kein Christ über die Richtigkeit der Aussagen Jesu und kein Moslem über die Bestimmungen des Koran. Deshalb ist z.B. die katholische Kirche - politisch gesehen - eine Monarchie, mit dem nach katholischen Verständnis "unfehlbaren" Papst als Oberhaupt. So gesehen dürfte der Islam, da er eigentlich keine "Hierarchie" besitzt bzw. besitzen dürfte, noch am demokratischsten gelten, aber auch hier gibt es gewisse "Autoritäten".
Wie dem auch sei, Demokratie kann man deshalb als beste Staatsform betrachten, weil sie am "gerechtesten" ist, da sie jedem ein Mitspracherecht einräumt und Minderheiten schützt. Die Frage ist allerdings: Was passiert, wenn sich die Mehrheit entschliesst, die Demokratie abzuschaffen?
Die Antwort darauf überlasse ich lieber anderen...