samuel p. huntington zum thema türkei
Wien - Der umstrittene US-Politikwissenschafter Samuel Huntington, Autor von "Kampf der Kulturen", hat vor einer Bedrohung der Identität Europas durch die Türkei gewarnt. "Wenn die EU im Dezember zustimmt, Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufzunehmen, wird das die Natur der EU fundamental verändern. Die Türkei wurde nie wirklich als Teil Europas gesehen - und ist es auch geografisch und vor allem kulturell nicht", erklärte Huntington in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "profil" (Online-Ausgabe).
Migrantenstrom würde Löhne drücken
Der verstärkte Migrantenstrom nach Europa würde die Löhne nach unten drücken und zu größeren kulturellen Konflikten führen, so der Harvard-Gelehrte. Wenn man die Berichte aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien oder Italien über das Verhältnis zwischen moslemischen Einwanderern und der einheimischen Bevölkerung lese, könne man sich "des Eindrucks nicht erwehren, dass es hier große Schwierigkeiten gibt". Ein Beispiel dafür sei der Kopftuchstreit in Frankreich, "im Grunde trivial, aber symbolisch sehr wichtig".
"Ursprüngliche moslemische Kultur"
Bezüglich des Arguments, ein EU-Beitritt würde die Türkei stärker an den Westen binden und möglicherweise so einen "Kampf der Kulturen" vermeiden, verwies Huntington auf die Reformbemühungen Mustafa Kemal Atatürks, der aus der Türkei einen modernen europäischen Staat machen wollte. "70 Jahre später ist dieses Ziel nur teilweise erreicht. Die große Mehrheit der Türken pflegt noch immer ihre ursprüngliche moslemische Kultur."
USA durch Überfremdung bedroht
Huntington hat zuletzt ein Buch über die drohende Überfremdung der USA durch Mexikaner verfasst. "Bei einigen mexikanisch-amerikanischen Autoren kann man nachlesen, dass Mexikaner keinen Wert auf Ausbildung legen. Das ist bei Mexikanern in den USA sicherlich der Fall: Sehr viele brechen die Schule ab, sie tendieren zu einem Mangel an Arbeitsethos", warnte der Politologe vor einer Bedrohung amerikanischer Werte.
"Wenn sich die gegenwärtigen Trends fortsetzen, werden wir in zwanzig Jahren ein zweisprachiges Land sein", fügte Huntington hinzu. "Die Gefahr besteht darin, dass Menschen, die zweisprachig sind, einen großen Vorteil haben. Sie werden Jobs finden und befördert werden, während die überwiegende Mehrheit derer, die nur Englisch sprechen, diskriminiert wird." Das werde zu einer nationalistischen Reaktion gegen Immigration und Latinos führen. Auch in den USA gebe es "solche Bewegungen" wie die FPÖ.
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