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Alt 24.06.2004, 10:39
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Standard Pressemitteilung Amnesty International

TÜRKEI


Gewalt gegen Frauen in der Familie grausamer Alltag


Berlin / Istanbul, 2. Juni 2004 - Weit über ein Drittel aller türkischen Frauen erfahren familiäre Gewalt. Sie werden zwangsverheiratet, misshandelt, vergewaltigt und ermordet. Noch immer gilt Gewalt in der Familie als "Privatsache", die Täter können mit geringen Strafen rechnen. Es fehlt an angemessenen staatlichen Schutzmaßnahmen. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht, den amnesty international heute in Istanbul vorgestellt hat.


Gewalt gegen ein weibliches Familienmitglied, das gegen die strengen Regeln des "Anstands" verstoßen hat, gilt vielerorts noch immer als Ehrensache und wird gesellschaftlich toleriert. Auch wenn erste gesetzliche Änderungen auf den Weg gebracht wurden, zeigt die praktische Umsetzung noch große Mängel. Der heute im Rahmen der weltweiten ai-Kampagne gegen Gewalt an Frauen veröffentlichte Bericht enthält zahlreiche Fallbeispiele und einen ausführlichen Forderungskatalog an die türkische Regierung.


Behörden gehen Anzeigen von Frauen nur ungenügend nach. Wird eine Frau akut bedroht, kann sie in den seltensten Fällen mit polizeilichem Schutz rechnen. Zufluchtsorte wie Frauenhäuser werden kaum staatlich unterstützt. Es gibt keine staatlichen Beratungsstellen. Wenn es überhaupt zu einer Anklage kommt, werden die Täter häufig zu milden Strafen verurteilt. "Es ist ein Skandal, dass ein Vergewaltiger ohne Strafe davonkommt, wenn er sich bereit erklärt, sein Opfer zu heiraten. Die betroffene Frau dagegen wird doppelt bestraft und ist ihrem Peiniger im schlimmsten Fall lebenslang ausgeliefert", sagte Amke Dietert, Türkei-Expertin von amnesty international.


"Die türkische Regierung muss endlich entschieden vorangehen und deutlich machen, dass Gewalt gegen Frauen auch in der Familie inakzeptabel ist. Gesetzliche Regelungen zum Schutz von Frauen müssen verbessert und vor allem muss deren Umsetzung sorgfältig begleitet und überprüft werden. Beamte müssen sensibilisiert und geschult und der Opferschutz auf allen Ebenen gestärkt werden."


Zum ai-Bericht "Turkey: Women confronting family violence": <a href="redirect.jsp?url=http://web.amnesty.org/library/Index/ENGEUR440132004" target="_blank">http://web.amnesty.org/library/Index/ENGEUR440132004</a>