Scherf wirbt für Integration per TV
ftd.de, Do, 10.6.2004, 14:09
Scherf wirbt für Integration per TV
Bremens Bürgermeister Henning Scherf will die Integration von Ausländern in Deutschland durch das Fernsehen fördern. Dazu soll es ein eigenes Programm geben.
Das Programm, das sich zunächst an die türkisch-stämmige Bevölkerung richten soll, soll von der ARD angeboten werden. "Wir müssen die Integrationsangebote verbessern", sagte Scherf am Donnerstag in Berlin. Dies folge auch aus dem Parteienkompromiss zum Zuwanderungsgesetz. Denkbar wäre eine Mischung aus Unterhaltung und Lebenshilfe. Dazu könnten Ratgeber zum Gesundheits- oder Schulsystem zählen. Der SPD-Politiker signalisierte deutlich, dass er das Programm in Bremen ansiedeln möchte.
Die Pisa-Studie über die Schulleistungen habe extreme Probleme bei den Kindern aus Migrantenfamilien gezeigt. Scherf denkt vorerst an einen zweisprachigen Kanal im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Das Angebot soll sich zunächst auf die hier lebenden türkisch-stämmigen Mitbürger konzentrieren, die die größte Gruppe unter den Ausländern bilden. Das Programm soll zu Beginn täglich zwei bis drei Stunden ausgestrahlt werden.
Scherf setzt darauf, dass die Ministerpräsidenten aller Länder sich bei ihrer Konferenz über den Gebührenstaatsvertrag in der kommenden Woche über diesen Vorschlag einig werden und ihn an die Intendanten weiter geben. Er sei bei Vorgesprächen "nicht ausgebremst worden", sagte er, ließ aber durchblicken, dass er noch Hilfe bei der Überzeugung brauche. Die Kosten für das Programm schätzt Scherf auf 20 bis 25 Mio. Euro bei etwa 50 Mitarbeitern.
In Deutschland leben 7,5 Millionen Ausländer, die größte Gruppe kommt aus der Türkei. Scherf verwies darauf, dass die meisten von ihnen Rundfunkgebühren zahlen, obwohl sie mit Satellitenschüsseln nur ihre Heimatsender sehen würden.
© 2004 Financial Times Deutschland , © Illustrationen: AP, ish.de
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