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Alt 10.05.2004, 18:38
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abouhabib abouhabib ist offline
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Standard Berlin=Ausland?

LEBEN


Es ist schwer zu leben in einer Stadt, in der eine dicke Goldkette oder die neuesten Nikeschuhe mehr zum Ansehen beitragen als ein guter Beruf oder gute Noten in der Schule. Es ist schwer zu leben in einer Gesellschaft, die von Neid und Egoismus geprägt ist und in der der Drang zur Selbsterhaltung als oberste Priorität soziale Verhaltensweisen verdrängt.
Ein Blick auf die Strassen zeigt die vielerorts verwarlosten Verhältnisse auf: hier vertickt ein 14Jähriger Gras, dort zieht eine Gruppe Jugendlicher Handys und Markenklamotten ab, hier kommen Sozialhilfeempfänger mit nagelneuen BMWs die Straße entlanggebraust, eine Straße weiter verprügelt jemand seine Frau, weil diese ohne Bescheid zu sagen die Wohnung verlassen hat.
Väter schlagen ihre Töchter, ohnmächtig gegen den angeblichen Sittenverfall ihrer Kinder, welcher in Wahrheit nur Integration in die lokale Gesellschaft ist. Es ist schwer für viele von uns in einem Land zu leben, welches nicht die Heimat aber unser Zuhause geworden ist.
Es ist ein Zuhause, das vielen von uns dennoch fremd ist. Die Toleranz hat in vielerlei Hinsicht ihre Grenzen. Man wird gedulded, jedoch nicht akzeptiert. Obwohl man hier geboren ist, die Sprache meist besser Spricht als die eigene Muttersprache und obwohl man die Staatsangehörigkeit besitzt, stößt die immer und immer wieder gepredigte Toleranz mit dem beschränkten Horizont deren zusammen, die zu sein vorgeben, es aber nicht sind. Klischees werden 100%tig erfüllt, müssen erfüllt werden weil keine andere Chance besteht. Das Aussehen klebt an einem wie eine Klette und es ist vollkommen klar, warum dich der Türsteher vor der Disco abweist und Dir Deinen Spaß nicht lässt, es ist vollkommen klar warum die alte Dame an der Bushaltestelle von Panikattacken ergriffen wird sobald Du Dich näherst und es ist klar warum Du im Supermarkt ständig vom Ladendetektiv verfolgt wirst und warum du vom Busfahrer als einziger nach der Fahrkarte gefragt wirst.
Duldung ohne jegliche Akzeptanz. Die schwachsinnige schwarz-weiße Weltanschauung. Weiß ist gut, schwarz ist böse. Klischee. Die Forderung nach Toleranz wird laut, doch Toleranz und Akzeptanz uns gegenüber sind nicht erreicht nur weil die Leute in unseren Läden Döner essen oder Mokka trinken.
Parallelgesellschaften entstehen, es gibt Leute die seit 25 Jahren hier leben ohne einen vernünftigen Satz auf deutsch zustande zu kriegen. Wozu auch? Neukölln, Kreuzberg, Wedding, Schöneberg sind die besten Beispiele für über hohe Arbeitslosigkeit, mangelnde Deutschkenntnisse und eine unglaublich hohe Kriminalitätsrate.95% Ausländeranteil an Schulen sprechen eine deutliche Sprache. Was hat der deutsche Durchnittsbürger hier verloren? Was will er hier? Er zieht weg. Verständlicherweise. Wir ziehen ja auch nicht nach Marzahn oder Hellersdorf. Wir gehen nicht mal dorthin. Verständlicherweise. Wozu auch? Das ist nicht unser Stadtteil, nicht unsere Gesellschaft. Wir leben in unserer Parallelgesellschaft mit arabischen und türkischen Banken, Supermärkten, Kaufhäusern, Reisebüros, Cafes, Moscheen, Autohäusern, Tankstellen, Kinos und Schwimmbädern. Hört sich alles perfekt an. Doch eine Frage bleibt offen:
Wie sollen wir uns so jemals integrieren?