nicht ganz...
Also, eins nach dem anderen: ich glaube nicht dass die tuerkische Aussenpolitik etwas verschlafen hat in Bezug auf die Zentralasien-Laender, ganz im gegenteil. Dein beispiel mit Aserbaidschan habe ich auch gehoert, aber ich weiss nicht ob das stimmt. Sollte es auch der Wahrheit entsprechen, aendert dies nichts an der tatsache, dass die Tuerkei DOCH wiederholt Versuche unternommen hat eine Annaeherung all dieser Laender mit der Tuerkei zu erreichen, und erfolglos waren diese Versuche sicherlich nicht. Allerdings stimmt es genau was du ueber Russland gesagt hast: all diese laender haben eine Wirtschaft die so stark mit der russischen verflochten war (waehrend der Sowjet-Zeit), dass eine Umorientierung gar nicht so einfach ist.Es ist auch ganz natuerlich dass in diesen laendern eher russisch als tuerkisch gesprochen wird (wie du auch sehr richtig schreibst). Ich denke nicht dass die moegliche Zusammenarbeit der Tuerkei mit diesen "Tigern" irgend eine Bedeutung fuer die EU besitzen wuerde.
Ganz anders verhaelt es sich mit den Investitionen die in der Tuerkei moeglich sind. Dein Beispiel vom Toyota-Werk ist genau richtig, auch MAN hatte vor 5 Jahren Interesse gezeigt (daraus ist soviel ich weiss nichts geworden). Allerdings sind diese Investitionen eher fuer den Innenmarkt der Tuerkei gedacht, zumal Toyota-Fahrzeuge dort sehr beliebt sind. Aehnliches hatte auch davor Fiat gemacht (ueber Tofas, wie du vielleicht weisst, produziert Tofas alte Fiat-Modelle unter Lizenz, ausschliesslich jedoch fuer den tuerkischen Markt). Soviel ich weiss sind die Toyota-Erzeugnisse aus dem tuerkischen Werk nicht fuer Export gedacht, aber es kann auch sein dass ich mich irre. Wie dem auch sei, solche Investitionen zeigen das Potential das in der Tuerkei noch steckt, nicht nur wegen dem finanziellen Umfang eines solchen projektes, sondern eher wegen dem technischen Aufwand: in der Tat ist ein solcher Schritt nur in einem Land moeglich, das schon ein gutes Industrieniveau besitzt, mit genuegend ausgebildeten Fachkraeften. Und die Tuerkei hat die Infrastruktur fuer solche Investments (durch Tofas und Oeguen, aber auch anderen Unternehmen, stattlichen und privaten, wie ASELSAN z.B.).
Ich finde auch das Beispiel von Coca-Cola sehr fraglich. Da ich in einem arabischen Land gerbeitet habe (Aegypten), kann ich dir bestaetigen, dass es den Arabern ganz egal ist woher Coca-Cola ist, sie moegen es so wie es ist! Mir ist nichts von Uelker aufgefallen, weder in Aegypten noch in anderen arabischen Laendern, die ich besucht habe.
Ueberhaupt, ich finde diese Argumentation von wegen Chancen fuer die EU im Orient durch EU-Beitritt der Tuerkei nicht allzu stark. Die Tuerkei soll in die EU rein eher wegen ihrem eigenen versteckten Industriepotential und wegen den wirtschaftlichen Moeglichkeiten die das Land besitzt. Auch wichtig ist die Tatsache dass die Tuerkei vollkommen autarch ist was Energieeerzeugung betrifft,vor allem durch Wasserkraftwerke. Es hat Tourismus, Industrie, eine relativ gute Infrastruktur, und eine gut gebildete Mittelschicht, auch wenn die Mehrheit der Bewohner nicht sehr gebildet sind (was sich aber staendig verbessert). Abgesehen von den neuen Beitrittslaendern (die fuer die EU ein GLUECKSFALL sind, auch wenn das noch wenige sehen, aber darueber koennen wir ein anderes Mal reden) glaube ich kaum dass es ein anderes Land geben kann dass bessere Aussichten fuer eine EU-Mitgliedschaft haben koennte als die Tuerkei. Davor sind mehrere reformen noetig, aber die Tuerkei scheint schon auf dem richtigen Weg zu sein. Wie schnell der beitritt folgen wird, das ist eione andere Frage, und haengt auch von einigen Vorbehalten der Europaaer ab, gerechtfertigten und ungerechtfertigten Vorbehalten!!
|