Kontakttretmühle
Neben der Geißel E-Mail, von der wir rund um die Uhr in Kontakt zur Außenwelt getreten werden, damit nicht auffällt, dass wir kaum noch wen persönlich kennen lernen, bringt uns auch das Handy der immer währenden Alltagsneurose zügig näher. Die Perversion der Plauderei mit Siemens und Nokia statt mit Menschen, die neben uns stehen, genügt uns noch nicht. Wir lassen uns auch gern durch Klang-, Düdel- und Flötgeräusche durch die Straßen jagen. Die Tonfolgen haben es so weit gebracht, dass wir jeden Ton folgen, der unser Gerät verlassen haben könnte - und das ist jeder Ton. Radiohören gestaltet sich so als hektische Fingerübung. Psychopathisch anspruchsvoller ist das Gehörtrainig in gut besuchten Räumen. Hier gilt es, in wenigen Sekunden folgende Fragen richtig zu beantworten. 1. Eines oder keines? 2. Seines oder meines? 3. Wo ist meines? 4. Mantel-, Jacken-, Aktentasche? 5. Neben-, Seiten-, Hauptfach?. 6. Ich spüre es, kann ich es fassen? 7. Ich fasse es, kann ich es herausziehen? 8. Wie laut darf es werden, bevor man mich anzeigt? 9. Wo ist das grüne Telefon, wo mein Zeigefinger, und wie bringe ich die zwei zusammen? - Geschafft! Ton weg. Blutgefäß erweitert. Gespräch abgewürgt. Herzinfakt nah :~
|