Verrohungstendenzen bei Türken??
In der Jugendkriminalität sind die Zahlen zwar rückläufig und die Jugendgruppengewalt stagnierte 2002. Aber hochgeschnellt sind die Zahlen der Täter. Wenn wir früher Gruppen von zwei oder drei Tätern hatten, haben wir heute fünf. Wir haben ausgesprochene Verrohungstendenzen und eine erschreckend hohe Zahl von jugendlichen Tätern mit Migrationshintergrund - bis zu 44 Prozent. Das ist nicht so einfach mit Schwierigkeiten bei der Integration zu erklären. Wir haben oft in einer Gruppe einen Deutschen, einen Araber, einen Türken und einen Jugoslawen. Da finden sich die Schlechten aus allen Ethnien zusammen. Die Polizei ist aber bei der Jugendgewalt ziemlich am Ende der gesellschaftlichen Handlungskette zuständig. Wir müssen die Vorbeugung viel stärker in den Blick nehmen. Eine der Ursachen ist die Verunsicherung von arabischen oder türkischen Jugendlichen über ihre Zukunft. Das korrespondiert mit 40 Prozent Jugendlichen ohne Perspektive auf dem Arbeitsmarkt, weil sie keine oder schlechte Schulabschlüsse haben. Außerdem verschwindet vieles, was man aus der Heimat kannte, zum Beispiel den Vater als oberste Gewalt.
Auch die Ausländerbeauftragte Barbara John spricht von ´Verwahrlosungserscheinungen´. Es sei höchst beunruhigend, dass es für diese türkischen Jugendlichen einfacher scheine, etwas kaputtzumachen, als etwas zu schaffen. John konstatiert ein Verschwinden elterlicher Autorität ebenso wie bei Schulen oder Jugendorganisationen. Es müsse daher ein Netzwerk aus Migrantenorganisationen, Moscheen, Eltern, Bezirk und Polizei geben, das Schüler schon dann erreiche, wenn sie beginnen, Normen zu übertreten.
´Ein Teil der türkischen Eltern ist leider nicht in der Lage, ihren Kindern zu helfen´, meint Ertekin Özcan, Vorstand des Türkischen Elternvereins. Zwar beende heute nur noch ein Viertel der Türkischstämmigen die Schule ohne Abschluss, vor 20 Jahren aber sei es noch die Hälfte gewesen - und das sei die heutige Elterngeneration. Er sieht Anzeichen dafür, dass wie bei den Deutschen links- und rechtsradikale Gruppierungen versuchten, die Jugendlichen zu gewinnen. Schlecht ausgebildete Eltern seien dann kaum in der Lage, entsprechend zu reagieren.
Auch Hilmi Kaya Turan, Vorstandsmitglied beim Türkischen Bund Berlin-Brandenburg (TBB), vermutet, dass bestimmte politische Gruppen ein Interesse hätten, Gewalt zu schüren. Anfällig seien dafür aber alle sozial benachteiligten Jugendlichen, egal welcher Herkunft. Bei denen spielten sowohl reiner Spaß als auch politischer Protest und Frustration eine Rolle.
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