Ein Vers aus dem Kontext gerissen und vor allem wenn es dabei um die Übersetzung handelt, kann leicht falsch entgegen dem islamischen Geist verstanden werden. Deshalb werde ich nun eine kurze Erläuterung des genannten Verses samt des vorhergehenden und darauf folgenden Verses aus Sura Al-Imran versuchen zu geben:
• Es darf nicht sein, dass ein Mensch, dem Allah die Schrift und die Weisheit und das Prophetentum gegeben hat, alsdann zu den Leuten spräche: „Seid meine Diener neben Allah“ Vielmehr (soll er sagen): „Seid Gottergebene mit dem, was ihr gelehrt habt und mit dem was ihr studiert habt.“(3/79)
• Und Er würde euch nicht, euch die Engel oder die Propheten zu Herren zu nehmen . Sollte Er euch den Unglauben gebieten, nachdem ihr (Ihm) ergeben worden sein? (3/80)
• Und da nahm Allah von den Propheten den Bund entgegen (des Inhalts

„Wenn Ich euch das Buch und die Weisheit gebe, dann wird zu euch ein Gesandter kommen und das bestätigen, was ihr habt. Wahrlich, ihr sollt ihm glauben und sollt ihm helfen. “ Er sprach: „Erkennt ihr das an und nehmt ihr unter dieser (Bedingung) das Bündnis mit Mir an?“ Sie sagten: Wir erkennen es an.“ Er sprach: „So bezeugt es, und Ich will mit euch (ein Zeuge) unter den Zeugen sein.“ (3/81)
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1 Das mit „Weisheit“ übersetzte Wort „Hukm“ beinhaltet das Recht, unter den Menschen zu richten auf Grund von Wissen, Urteilskraft und Einsicht (Qutb)
2 Zu den Worten „Seid meine Diener“: -Der Prophet Muhammed (sas) sah sich selbst immer als Untertan Allahs, dem Herrn über die gesamte Schöpfung. So wie alle anderen Propheten vor ihm leitete er aus der Lehre, die er verkündete, niemals den Anspruch für sich selbst ab, göttliche Eigenschaften zu besitzen. Auch widerspricht er dem Auftrag des Propheten an die Menschen, sich die anderen Propheten und die Engel zu Gottheiten zu nehmen. Deshalb ist es auch ausgeschlossen, dass Jesus Christus seinen Gefährten befahlen haben könnte, ihn als Allah oder Allah gleichgestellten zu verehren. (Qutb)
3 Zu den Worten „Seid Gottergebene“ sagte Imam Riza unter Berufung auf Sibawaya für das Wort „rabbani“ folgende Bedeutung an: „Einer, der Wissen um Allah besitzt und sich unablässig bemüht, ihm zu dienen“. Nach anderen Kommentatoren bezeichnet dieses Wort „einen Gelehrten, der den Menschen religiöses Wissen vermittelt und sie dazu ermahnt, dementsprechend zu leben“, das heißt einen Gottesmann einen Gottergebenen. (Siddiqi)
4 Das würde bedeuten, ihm göttliche oder nahezu göttliche Eigenschaften beizumessen. Hierin liegt eine kategorische Ablehnung jeglicher Form der Anbetung von „Heiligen“ oder von engelsgleichen Geschöpfen. (Asad)
5 Dies alles ist als Widerlegung an die Bekenner der Dreieinigkeit unter den Christen gerichtet. Isa (as) -hätte als Prophet die Menschen niemals lehren können, ihn anzubeten oder ihn in irgendeiner Weise Allah gleichzustellen. Der Gesandte Allahs ruft die Menschen dazu auf, ihm im Gehorsam Allah gegenüber zu folgen, keinesfalls aber ihn zu vergöttlichen. (Daryabadi)
6 Dieser Bund (oder Gelübde) ist mindestens ebenso bindend für die Anhänger der Propheten. (Daryabadi)
7 Dies bezieht sich eindeutig auf den letzten Gottesgesandten Muhammed (sas), denn er hat sowohl Zeugnis abgelegt für die früheren Propheten, wie auch deren Mission erfüllt und die Wahrhaftigkeit ihrer Botschaft bestätigt. In seiner Person erfüllten sich die Prophezeiungen, die die früheren göttlichen Offenbarungen und Propheten über sein Kommen hinterlassen haben. (Siddiqi)
8 Wörtlich: Nehmt ihr diese Bürde auf euch?
9 Allah hat jedem Seiner Gesandten das feste Versprechen abgenommen, das folgendes zum Inhalt hat: dass der Gesandt Prophet jeweils an das, was auch immer Allah ihm an Schrift und Weisheit oder Weisungen hatte zukommen lassen und das dann ein nach ihm kommender Gesandter bestätigen würde, glauben sollte und seinen Vorgänger unterstützen und seiner Religion folgen werde. Die Gesandten verpflichten sich vor Allah, der Einen Wahrheit, von der Allah will, dass darauf das Leben der Menschen aufgebaut wird, zu folgen und nicht von ihr abzuweichen oder sich abzuwenden. Vielmehr versprachen sie, sich als jeweils auserwählte Diener Allahs völlig ihr zu widmen; dann übergaben sie diese Aufgaben den Auserwählten nach ihnen. Hierbei ging es nie um Persönliche Wünsche oder den eigenen Ruhm, sondern es ging darum, dass sie auserwählte Diener Allahs und damit Vorbilder waren. Auf diese Weise verbreitete sich der Aufruf Allahs unter allen Völkern. Durch dieses Abkommen wird Allahs Religion frei von Subjektivität, Fanatismus und Nationalismus. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie das Volk der Schrift es versäumte, an den letzten Propheten (sas), zu glauben und ihn zu unterstützen. Dies konnte nur deshalb geschehen, weil die Menschen fanatisch an ihrer Religion festhielten, wenn auch nur dem Namen nach, nicht aber wegen deren wahrem Inhalt, der sie ja tatsächlich dazu aufforderte, dem Propheten zu folgen und beizustehen. Damit jedoch wichen sie von der Botschaft ihrer jeweiligen eigenen Propheten ab, die ihnen ihre Religion gebracht hatten, und brachen das Abkommen mit ihrem Herrn. Indem sie das Abkommen mit Allah brechen, verstoßen sie gegen die Ordnung des gesamten Daseins, das sich dem Schöpfer ergeben hat und demütig Seinem Gesetz gehorcht. (Qutb)
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Anmerkung:
Bei der Übersetzung des Korans habe die Ausgabe (Al-Qur’an Al-Karim) der Islamischen Bibliothek benutzt, die von Muhammad Rassoul übersetz ist.
Die Fußnoten sind aus der Sammlung „Die Bedeutung des Korans- Band I vom SKD Bavaria Verlag entnommen.