Wow, du sprichst indirekt genau die Dinge an, die die Türkei auch beschäftigt.
Die Stunden für Islamunterricht wurden in etlichen Schulen erhöht mit der Begründung, das moralische Bewusstsein bei der Jugend zu steigern.
Das war auch die Basis zur Überlegung beider Mütter, für diese Schulen.
Andere TürkeiTürken sehen darin sehen in diesen Schritten jedoch die Zwangseinweisung der Gesellschaft in die Religion.
Wie du schriebst, die Koranschulen hatten einen gesunden und einen ungesunden Anteil. Außerdem kontrolliert kaum jemand, was die "lieben" Hocas den kleinen Kindern noch so vermitteln, bzw. was sie sonst mit Einschüchterung eintrichtern.
Ich habe Familien-nahe damals erlebt, wie einer ein Leben lang darunter litt bzw. die Folgen ausbügelte, weil er den Koran in arabisch Auswendig lernen musste! Sprachliche Folgeprobleme im Kopf eines 13jährigen sind nur ein Teilaspekt
Natürlich müssen damalige Denkweisen nicht weiterhin praktiziert werden. Aber die Dosierung aller Dinge kritisch betrachten ist halt wichtig.
Genau diese unkontrollierbare Erziehung in Koranschulen führte zu folgenden Entscheidungen bei den Deutschtürkische Alleinerziehenden Müttern:
- Die Eine gab ihre Tochter zeitweise in ein Internat, damit sie Disziplin und Ordnung lernt. Außerdem die Tochter sieht, was sie zu Hause schätzen kann.
- Die andere war irgendwann ihrem Sohn gnadenlos unterlegen, weil sie gänzlich die Kontrolle verlor.
Zitat:
Zitat von lafebesi
Ich war selbst in der Koranschule, nur war das keine Ganztagsschule sondern ein Kurs in der Moschee von den dort lehrenden Hocas. Es war keine Moschee der Diyanet sondern von einer strengeren Gemeinschaft - meinen Eltern war das zunächst egal, weil sie lediglich wollten, dass ich den Koran lese und verstehe.
Sonntags fuhren wir, zwei Freundinnen und ich, mit dem Bus hin, machten den Kurs und nahmen anschließend als erstes die Kopftücher ab.. damit konnte ich mich noch nie so anfreunden, Hut ab vor den Frauen, die das gerne und freiwillig anziehen. Im Kurs lernten wir die Buchstaben und das Lesen des Koran. Als ich 12 war musste ich mit gleichaltrigen Mädchen in einen Nebenraum, wo wir gefragt wurden, ob wir Biologie in der Schule hätten. Ich bejahte das, wie auch einige andere. Darauf hin wurde ich darauf hingewiesen, dass ich nicht am Sexual-Unterricht teilnehmen dürfe und wenn ich das doch mache, dann sollte ich der Moschee fern bleiben.
Darauf hin war ich ein wenig verwirrt - ich hatte in Biologie noch keine Sexualkunde und hab meine Mutter gefragt was zu tun ist. Sie meinte, ich solle nichts drauf geben und natürlich den Unterricht besuchen. Und der Hoca sagte ich einfach nichts..
Ein Jahr in etwa war ich schon in dem Kurs, mit 13 war ich körperlich schon ziemlich ausgewachsen und wirkte älter als ich bin. Die Mütter, die sich einfach in die Moschee setzten, um einen Plausch zu halten (naja, sie lästerten gerne), haben irgendwann angefangen sich zu erkundigen, wer ich denn sei, da sie mich gerne als Schwiegertochter hätten.. Nun ja, als meine Mutter dann davon Wind bekam, nahm sie mich von der Koranschule bevor ich arabisch lernen konnte. Ich kann daher den Koran lesen, weiß aber nicht, was ich lese - weil mir die nächste Lektion fehlt.
In dieser Zeit gab es einige Mädels, die sich haben durch die Moschee beeinflussen lassen. Dank meiner Familie und meinen Brüdern konnte ich mir meine eigene Meinung bilden und trotzte dem Einfluss, den die Moschee ausüben wollte.
Alles in allem war es nicht schlecht, es war eine Erfahrung um die ich reicher bin. Ganztagesschulen wären für mich keine Alternative aber der Kurs, wie ich ihn gemacht habe, prägt und diese Erfahrungen sind durchaus wertvoll im späteren Leben.
|