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Alt 06.12.2006, 20:40
unknown
 
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Standard Her damit (:

Hi Lala,

Die Bildungspolitik hat starke Defizite aufgewiesen und tut es noch, komplett recht hast Du. Die Rütli-Schule Neukölln ist dafür ja das Vorzeigebeispiel der Medien.
Ich bemängele außerdem das veraltete dreigeteilte System, in dem ausländishe Schüler, je nach Stadtteil, schon "systematisch entsorgt" werden, indem man sie einfach auf die Hauptschulen "abschiebt". Na, ja, das schweift schon etwas aus...

(Abweichend: Der Verdienst vom "schnellen" Geld ohne Schulbildung steht vielleicht deswegen im Vordergrund, weil gerade in sozialschwachn Gebieten das individuelle Profil in der Masse der Armut verlorengeht. Da interessiert kein Schulabschluß, oder gar ein Studium für einen Klasse-Kob, lieber wie die Eltern: Arbeit ohne besondere individuelle Ansprüche, die jeder verrichten kann, Hauptsache Geld, somit Auto, Uhr und Klamotten, man fällt auf, stellt etwas dar, aber eben nur in den eigenen Reihen. Die Abkapselung von diesem Zyklus ist ein unheimlich großer Schritt für Betroffene, der sich wirklich durch eine hohe soziale Kompetenz auszeichnet und sehr zu schätzen ist.)

Natürlich kann man, wenn man selbst will, eine Sprache auch im Erwachsenenalter lernen.
Nur ist eben die Motivation, völlig abgesehen von dem biopsychologischen Schwierigkeitsgrad der Aneignung einer Sprache im Erwachsenenalter, kaum vorhanden bei sozialschwachen Jugendlichen mit Imigratentenstatus. Das nennen wir Faulheit - völlig zurecht - nur klingt dies ohne den Anhang, daß die Idole aus dem Elternhaus und Umgebung nicht genug als Vorbildfunktion geleistet hätten, etwas herablassend.
Wenn wir weiterhin beachten, daß der Charakter eines Kindes etwa im ersten Jahrzehnt seines Lebens vollständig geprägt ist, dann müssen wir an diesem Punkt zusätzlich erwähnen, daß bis dahin das allgemeine Sprachzentrum unterfordert, eventuell auch unterentwickelt (worden) ist, was nachhaltige Folgen von lingualer Lernschwäche erreichen kann.
Dazu ein simples Beispiel: In der Uni sehen wir tagtäglich zahllose *ausländische* Mitstudenten, die alle zwar mehr oder weniger gutes Deutsch beherrschen, nur mindestens* zu oft mit einem Akzent, troz Schul- und akademischer Laufbahn. (Desweiteren - wir hier können uns in unserem Alter auch nur schwerlichst Vokabeln merken, um eine Srache zu lernen.)
Von Unterbildung ist dabei keine Rede, nur...
Das wird weniger daran, daß sie ihre Sprachkenntnisse und Aussprache weniger trainieren, als die Tatsache, daß die Sprachzentren zu schlecht gefordert wurden, undzwar in frühen Lebensjahren.
Wie beschrieben, die deutsche Sprache, wie ja auch die Muttersprache, sind nur relativ ausgeprägt und variieren je nach Sozialstatus und vor allem der Umgebung des Elternhauses, sehr individuell. (Die Umgebung des Elternhauses, Schule, sowie der Freundeskreis, haben auf Kinder sogar einen größeren Einfluß, als die Eltern selbst auf das Kind, behaupten zumindest Kinderpsychologie und Pädagogik)

Faulheit und Bequemlichkeit ist das Resultat von Bildungssystem, Elternhaus und nächster Umwelt. DIe Motivation sich einer Sprache nachhaltig noch mächtig zu machen, ist wohl sogar größer, als der hinderliche biopsychologische Prozeß, der hinzukommt.
Nur, was bringt es Dir, wenn Du die Resignation dieser jungen Menschen auf einer völlig falschen Grundvorraussetzung, wie schlechtes Schulsystem (...) bekämpfst. Es wird ständig an der Obrfläche gekratzt, statt mal der Ursache solcher Mißstände auf den Grund zu gehen.
(Allgemein gilt: Intelligenz "verfällt", wenn man sie nicht fördert.)
Das Thema ist ziemlich umfangreich und beginnt und endet sicherlich nicht nur bei Sprachkenntnissen...

PS@Lala
mir war ist und wird es auch immer ein Vergnügen bleiben, mich mit Dir im Forum auszutauschen, weil Du zu den sehr Wenigen gehörst, die sowohl Texte emphatischer, als auch intelligenter und intellektueller Natur verfassen können, deswegen ohne persönliche Anspielungen diskutieren `kann.

Lieben Gruß,

E***