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Alt 27.10.2006, 08:53
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peren peren ist offline
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Richard Dawkins, Zoologe von der Oxford-Universität, hat ein Buch geschrieben, das es im angelsächsischen Sprachraum sofort auf die Bestsellerlisten schaffte. Es heißt „The God Delusion“ und fordert zur Abkehr vom Glauben auf. Der biblische Gott, erklärt der Wissenschaftler, sei ein rassistischer, völkermordender, bösartiger Tyrann, der abgeschafft gehöre; der Mensch könne auch ohne Gott „sittlich und geistig ausgefüllt“ sein.

Der Grimm des Professors erklärt sich daraus, dass er als Evangelist der Evolutionstheorie gewissermaßen Krieg gegen die in Übersee starke Gruppe der so genannten Kreationisten (also Schöpfungsgläubigen) führt. Hierzulande würde er damit offene Türen einrennen. Aber da Dawkins, wenngleich nur aus der Warte des Naturwissenschaftlers, die Gottesidee schlechthin für Unsinn hält, räumt er gemeinsam mit Jahwe auch Allah ab, so dass seine These automatisch politisch wird. Er stimmt ein in den Chor derer, die meinen, eine total säkularisierte Welt ohne Religion und Gott wäre die bessere.

Daran sind, sogar aus eher atheistischer Warte, einige Zweifel möglich.

Zunächst: Gewiss ist der Gott des alten Testaments ein arger Geselle mit seinem Blutdurst und seinen Vernichtungsdrohungen gegen die anderen Völker, aber erstens ist es unsinnig, die zivilisatorische Frühgeschichte mit den humanistischen Maßstäben von heute zu messen (die sich übrigens allesamt aus den Religionen entwickelt haben), zweitens sind es die Juden in den Konzentrationslagern gewesen, die an Jahwe glaubten, während ihre Mörder Gott abgeschworen hatten. Dasselbe galt für die sowjetischen, rotchinesischen und kambodschanischen Massenmörder.

Dass sowohl Nationalsozialisten als auch Kommunisten dennoch an eine veritable Heilslehre glaubten, illustriert das anscheinend unzerstörbare Bedürfnis der meisten Menschen nach irgendeiner Form von Transzendenz. Wie sämtliche menschlichen Bedürfnisse kann auch das spirituelle entarten und pervertieren; heutzutage lässt sich das am Islamismus studieren, aber auch im manischen Machbarkeitsglauben und der angemaßten Welterklärungskompetenz gewisser Forscher und Techniker glimmt ein quasireligiöser Kern.