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Alt 12.10.2006, 00:25
unknown
 
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Standard Nix, siehst Du bei mir :-)

(...) Dafür bist Du zu voreingenommen.
Meine Laufbahn in Deutschland ist so aalglatt, daß man von einer Antiwestader in dem von Dir mir suggerierten Sinne nicht vorhanden ist. Für so eine Bahuptung sollte man mich wenigstens kennen, um sowas Dreistes behaupten zu dürfen, ansonsten wirkt es nur schwach. Jedoch kann ich momentan nicht mehr behaupten, daß ich bei propagandischten Suggestionen(!) wegschauen kann, was Du aber anscheined verhaltenstechnisch verinnerlicht hast. So objektiv bin und war ich immer und ich bilde mir auch meine Ansichten durch Urteile, indem ich selbst nachforsche und evtl. bewirke. Genau das tun nämlich die wenigsten. Es gäbe sonst heute nicht z.B. diese Armenierfrage. Ich gehe jetzt auf Deine persönliche Art ein und mache das Gleiche mit Dir.
Ich frage mich bei Dir manchmal, da ich DIch schon ziemlich lang hier lese und gelesen habe, ob Du auch mal Bücher, statt Zeitung liest. Wohlgemerkt dabei aber nur die Artikel, die Deine eigene innerliche Einstellung gegenüber bestimmten Themen offeriert, die man manchmal, aber nicht immer, widerlegen kann. :-)
Ich kann nur sagen, daß ich die Dokumente kenne, sie selbst in den Händen hatte, und die Inhalte, sowohl die, die veröffentlicht werden durften und nicht, mich derart überzeugt haben, daß ich auf meinem Standpunkt unumstößlich bin.
Und ich bitte Dich, mal das Buch zu lesen, statt Zeitungen zu zitieren, akshalil. :-) Aber genau das tun Menschen wie Du nie, dafür sitzt die Verbitterung über eine Enttäuschung zu tief.
Wie Tessa Hofmann, nicht lesen, aber gerade durch die eigene antitürkische(!) antiislamische Ader auf veralteten Spekulationen basieren, faktische Entlarvungen, "falscher" Tatsachen - teils oder völlig, Neuerkenntnisse bzw. faktische Komplettierungen alter Tatsachen total ignorieren und nichts belegen können, vor allem, nur zitieren und "machen lassen". Nimm es nicht persönlich, ich kenne DIch nicht, aber Deine Art Diskussionen zu führen und Deine Standpunkte, was Schuldzuweisungen und die *schlechte* und furchtbar barbarischen Türken betrifft, die Du gern so in den Dreck ziehst. Mit dieser Form von Unterwürfigkeit gegenüber anderen Völkern, die das Haßobjekt*, bei Dir immer TÜrkei, auch verachten, um gerade solchen Fragen, wie die der Armenschichen, aus dem Weg zu gehen, komme ich nicht klar - charakterschwach.
Auf Deinen Text bzw. den Zeitugsbericht, gehe ich nicht persönlich ein, tut mir leid, dafür aber auf Deine Art, mit Zeitungsartikeln.

Kunst zwischen vier Fronten

Der türkische Historiker Cem Özgönül liest die deutschen Akten zum
Armenier-Massaker neu und entdeckt erstaunliche Retuschen

von Boris Kalnoky

Es gibt in der Türkei keine Armenier mehr, und vor 1915 gab es sehr
viele. Darüber, was mit ihnen geschah, und ob ihre damalige
Deportation durch die osmanische Regierung sowie der Tod
Hunderttausender von ihnen als Völkermord zu bezeichnen ist oder
nicht, darüber wird neuerdings mit frischer Heftigkeit gestritten. Es
ist eine der giftigsten historischen Debatten, in die man sich begeben
kann.

Vorweg: Nach der Meßlatte heutigen internationalen Rechts ist ein
Völkermord wohl gegeben. Aber die sogenannte Genozidthese geht in
ihrer radikalsten Ausprägung weiter. Sie behauptet eine
Vergleichbarkeit mit dem Holocaust. Ihre Eckpunkte sind "1,5 Millionen
Opfer" und eine rassistisch motivierte Vernichtungsabsicht der damals
regierenden Jungtürken. Die türkische Seite spricht dagegen von rund
300 000 Opfern, die meist durch Krankheiten und Unterernährung
starben, streitet eine Vernichtungsabsicht ab, und sieht die
Vertreibung als eine militärisch notwendige Operation, nachdem
armenische Freischärler sich gegen die Türken erhoben und teilweise
die türkische Zivilbevölkerung massakriert und vertrieben hatten.

Wo die Wahrheit liegt, man wüßte es gern. Vermutlich irgendwo
dazwischen. Immerhin wird derzeit, dem türkischen EU-Beitrittsbegehren
sei es gedankt, so viel geforscht wie selten zuvor. Zumindest auf
türkischer Seite, mit dem klaren Ziel, den Genozidvorwurf zu
entkräften. Vergangene Woche richteten türkische Historiker in
Istanbul eine Konferenz aus, auf der ein Neuling in der Szene, Cem
Özgönül, ein Buch vorstellte ("Mythos eines Völkermordes", Önel-Verlag
2006). Es handelt sich um den ersten umfassenden Versuch eines
deutsch-türkischen Historikers, die deutschen Akten zur armenischen
Tragödie zu bewerten - die Originale und die oft anders lautenden
Versionen in einer Aktenedition (1919) des deutschen Pfarrers und
Armenierfreundes Johannes Lepsius. (Diese Dokumente bilden das
Fundament der Genozid-These.) Es ist zugleich, trotz mancher
Schwächen, wohl das beste Werk in deutscher Sprache, das die
türkischen Argumente synoptisch zusammenfaßt.

Özgönüls Buch ist interessant, aber noch interessanter war die
Reaktion. Kaum stand ein Artikel über die Konferenz, in dem Özgönüls
Buch erwähnt wurde, im Internet, kam es, buchstäblich binnen Stunden,
zu heftigen Reaktionen der prominentesten deutschen Verfechter der
Genozidthese, Wolfgang Gust und Tessa Hoffmann. Gust räumte dann ein,
das Buch nicht gelesen zu haben, verriß es aber gleichwohl im
Deutschlandradio in Bausch und Bogen. Tessa Hoffmann meldete sich im
WDR zu Wort, und bezeichnete das Werk "bei näherem Hinsehen als alten
Hut", aber noch näheres Hinsehen zeigte, daß auch sie das Buch nicht
gelesen hatte.

Wolfgang Gust, der eine umfassende kritische Aktenedition der
Lepsius-Dokumente herausgegeben hat (www.armenocide.de), erklärt die
teilweise krassen Manipulationen Lepsius" mit dem Wunsch, Deutschland
zu entlasten. Özgönül nimmt dieselben Dokumente und andere, die Gust
nicht verwendet - etwa Zeugnisse aus dem in Yale befindlichen Jäckh-,
sowie dem darin integrierten Humann-Nachlaß - und argumentiert, es
gehe Lepsius vor allem um Verzerrungen zugunsten der Armenier, um
armenische Autonomie-Ambitionen bei den Friedensverhandlungen von
Versailles zu fördern. Die Manipulationen dienten unter anderem der
Verharmlosung des armenischen Aufstandes und einer Übertreibung der
Opferzahlen des Genozids. Andererseits würden auch besonders
übertriebene Opferzahlen nach unten korrigiert, um die Glaubwürdigkeit
zu wahren.

Ein Beispiel: Lepsius zitiert den deutschen Vizekonsul Kuckhoff aus
Samsun mit folgendem Telegramm: "An deutsche Botschaft,
Konstantinopel. Regierung verhängte Ausweisung des gesamten
armenischen Volkes nach Mesopotamien." Es fehlt aber der Zusatz des
Originals: "(...) wegen allgemeiner Verschwörung und Verrat wie
Verwüstung einiger Städte Anatoliens und Tötung von deren
muselmanischer Bevölkerung (...)". Damit ist der vorangegangene
armenische Aufstand wegretuschiert.

Lepsius äußert sich zu seinen Motiven selbst, wie bereits in Gusts
Edition nachzulesen: "Es war eine Kunst zwischen den vier Fronten,
Entlastung Deutschlands, Belastung der Türkei, Reservebedürftigkeit
des Amtes und Vertrauensgewinnung der Armenier (...)".

Lepsius wurde gleich nach Herausgabe seiner Edition von führenden
deutschen Militärs angegriffen, daß seine Fakten nicht stimmten - von
eben jenen Leuten also, die Lepsius, Gust zufolge, von einer Mitschuld
entlasten wollte. Oberstleutnant Felix Guse, damals Stabschef der III.
osmanischen Armee, zweifelte Lepsius" Opferzahlen an, sah sie eher bei
"300 000"und schrieb: "Wenn es einige Hunderttausend mehr oder weniger
sind, es bleibt gleich grauenvoll. Das Schlagwort von der Ausrottung
der Armenier aber ist falsch, denn am Schluß des Weltkrieges gab es
immer noch ein starkes armenisches Volk."

Eine solche Aussage überrascht jeden Laien, der entsprechend der
vorherrschenden Meinung davon ausgeht, daß es 1917 kaum noch Armenier
in den armenischen Gebieten gegeben haben kann (1,5 Millionen
Todesopfer). Özgönül zitiert einen verblüffenden Brief von 1918 des
Vorstands der von Lepsius gegründeten Deutsch-Armenischen Gesellschaft
an Reichskanzler Graf Georg von Hertling. Wortlaut: "Die Wünsche der
Armenier gehen auf innere Autonomie, Selbstverwaltung der 6
armenischen (ostanatolischen) Provinzen (...) Wie bereits betont, sind
die Provinzen jetzt von Mohammedanern größtenteils entleert; die
Armenier (...) bilden jetzt auch in diesen Gegenden, wo es früher
keine armenische Mehrheit gab, die Mehrzahl der Einwohner. Die Frage
der Autonomie ist daher erheblich leichter lösbar als früher."

Mit anderen Worten: Lepsius" eigener Organisation zufolge bilden die
eigentlich "ausgerotteten" Armenier Anfang 1918 die
Bevölkerungsmehrheit. Des Rätsels Lösung laut Özgönül (aber er folgt
da nur einer Reihe anderer Historiker): Viele der totgesagten Armenier
flohen auf die russische Seite und kehrten mit der russischen Armee
zurück. Ihren Träumen vom eigenen Staat machte dann der türkische
Unabhängigkeitskrieg nach dem Weltkrieg ein Ende.

Einen Genozid hat es gegeben, die Deportation selbst reicht da als
Argument völlig, und auch wenn es am Ende "nur" 300 000 Opfer waren,
so ist dies furchtbar genug. Das Schlagwort "Genozid" sollte aber
nicht in ein Verbot ausarten, sich zu fragen, was wirklich passiert
ist.

Artikel erschienen am Mi, 22. März 2006

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© WELT.de 1995 - 2006

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Die</a> große Istanbuler Konferenz über den Völkermord an den Armeniern
könnte eine Trendwende markieren

von Boris Kalnoky

Es hätte eine Diskussionsplattform werden können, auf der armenische
Historiker ihren türkischen Kollegen einmal richtig hätten zeigen
können, wie das armenische Volk 1915 bis 1917 von türkischer Hand
vernichtet wurde. Aber die meisten zogen es vor, fernzubleiben. Vier
armenische Historiker, die die Genozidthese vertreten, waren zur
dreitägigen Konferenz "Neue Ansätze in den türkisch-armenischen
Beziehungen" in Istanbul eingeladen worden, lehnten aber ab. So waren
nur drei Verfechter der Genozidthese auf der Konferenz zugegen, die
von ihren Gegnern ausgerichtet worden war - jenen Historikern also,
die in der Deportation der armenischen Bevölkerungen durch die
osmanische Regierung keinen Genozid erblicken. Hilmar Kaiser, der
israelische Historiker Yair Auron und Ara Sarafian vom Londoner
Gomidas-Institut hörten sich an, was ihre Kollegen zu sagen hatten.
Das Ergebnis war interessant: Sarafian sagte am Ende zu, gemeinsame
Projekte mit den türkischen Historikern des TTK zu erwägen (einer
Institution, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Genozid-These zu
entkräften).

Neue Forschungsergebnisse gab es vor allem von Yusuf Sarinay, der
Dokumente präsentierte, wonach der osmanische Innenminister Talat
Pascha ein strenges Vorgehen anordnete, um die deportierten Armenier
vor Übergriffen zu schützen, und auch persönlich die Todesurteile von
1643 türkischen Offizieren, Soldaten und Funktionären unterzeichnete,
die sich an Deportierten vergriffen hatten. Daß es solche
Hinrichtungen gab, war schon früher klar gewesen, neu war die
persönliche Rolle Talat Paschas, der auf armenischer Seite als
erbarmungsloser Armenier-Hasser und Architekt des "Genozids" gilt.

Der deutsch-türkische Historiker Cem Özgönül präsentierte ein
bemerkenswertes Debüt. Als erster türkischer Historiker überhaupt hat
Özgönül die deutschen Dokumente des Auswärtigen Amtes unter die Lupe
genommen und sie mit den Versionen verglichen, die (im Auftrag der
Reichsregierung) 1919 vom protestantischen Armenier-Aktivisten
Johannes Lepsius veröffentlicht wurden. In "Der Mythos eines
Völkermordes" (Önel-Verlag, 2006) vertritt Özgönül die These, daß
Lepsius die Dokumente systematisch und massiv manipulierte, um
übertriebene Dimensionen der armenischen Tragödie zu suggerieren
(Opferzahlen), deren Ursache (armenische Freischärler) zu verharmlosen
und der osmanischen Führung rassistische Motive zu unterstellen.
Letztlich sei es Lepsius, so Özgönül, um eine armenische Abspaltung
vom osmanischen Reich gegangen. Özgönül meint, daß die Manipulationen
nur zum Teil dazu dienten, eine deutsche Mitschuld abzustreiten,
sondern daß Lepsius unabhängig vom Außenministerium proarmenische
Ziele verfolgte.

Wenn diese Ausführungen stimmen, dann ist die wichtigste
dokumentarische Grundlage der Vertreter der Genozid-These erschüttert.
Ein anderes Standbein, die sogenannten Andonian-Dokumente, erwiesen
sich schon vor mehr als 20 Jahren als Fälschung.

Hilmar Kaiser, ein namhafter Genozid-Verfechter, hörte sich Özgönüls
Ausführungen an, brachte aber keinerlei Einwände oder Kritik vor. Es
wird interessant sein, diesen Aspekt der Diskussion in den nächsten
Monaten zu verfolgen. Sollte Özgönüls Werk tatsächlich kritischer
Prüfung standhalten, könnte es durchaus eine Trendwende in der Debatte
über den Genozid an den Armeniern herbeiführen.

Einen Völkermord wird man in der Debatte immer behaupten können.
Damals gab es den juristischen Begriff zwar nicht, aber gemäß der
UN-Definitionen sind die Geschehnisse unschwer als Völkermord
einzuordnen. Türkische Historiker sagen aber, daß es keine
Vernichtungsabsicht gab, daß die Opferzahlen auf armenischer Seite
(durch Krankheit, Hunger und Übergriffe) nicht höher waren als die
Zahl der Opfer auf türkischer Seite durch Krankheiten, Hunger und
armenische Übergriffe, und daß es mithin keine "Singularität" des
armenischen Leids gab - ja, daß man den armenischen Aufständischen
ähnliche Vorwürfe machen kann wie den Osmanen, nämlich Massaker an
Zivilisten und systematische Vertreibungen in jenen Gebieten, wo sie
zeitweise die Macht hatten. Vielleicht kommen die armenischen
Historiker ja nächstes Mal doch, um ihren Standpunkt zu vertreten.

Artikel erschienen am Mo, 20. März 2006

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Desweiteren</a> ging es bei Henry Miller unter anderem um die Verletzung des menschlichen Grundsatzes der Meinungsoffenbarungsfreiheit bezüglich der Behandlung der Widersacher der Armenschen Frage, über die Du natürlich erwogen hast, kein Wort zu schreiben.

:-)