Bezeichnung Döner gerichtlich verboten
Von Matthias van der Gobel, Presseinformationszentrum ftp
Entsetzen und Aufschrei bei allen türkischen Dönerherstellern und Dönerbudenbetreibern! Vor ein paar Stunden hat der Europäische Gerichtshof einen seit Jahrzehnten schwelenden und fast vergessenen Rechtstreit zwischen dem griechischen Fleisch- und Metzgereiverband GIROMATOS und der Europäischen Vereinigung türkischer Dönerproduzenten und –verkäufer EUTÜRKDÖN entschieden: Wird das Urteil rechtskräftig, ist es im Gebiet der Europäischen Union untersagt, das bei uns als Döner bezeichnete und bekannte Gericht unter diesem Namen zu verkaufen. Die amtliche Verkaufsbezeichnung des Gerichts wäre dann nur noch „Gyros“, was zwar nichts anderes als Döner bedeutet, aber griechisch ist..
Döner, jetzt Gyros, ist eines der bekanntesten Gerichte der türkischen Küche. Es besteht aus gewürzten großen Fleischscheiben, die schichtweise auf einen speziellen, senkrecht stehenden Spieß gesteckt und gegrillt werden, und von denen nach und nach die äußeren, gebräunten Schichten mit einem großen Messer dünn abgeschnitten werden. Serviert wird Dönerkebab traditionell mit Beilagen wie Reis und Salat oder als Imbiss in einem aufgeschnittenen Fladenbrot (Pide), türkisch ekmek arasý döner – in einer modernen, dürüm döner („gerollter Döner“) genannten Variante auch in ein besonders dünnes Fladenbrot (Saç) gewickelt. Ursprünglich wurde für Dönerkebab nur Hammel-oder Lammfleischverwendet, heute sind – zumindest außerhalb der Türkei – auch Kalb-und Rindfleisch oder Geflügel nicht ungewöhnlich.
Der Namensstreit war vor ca. 20 Jahren im Jahr 1986 entflammt, als in Deutschland und auch im übrigen Europa Döner-Gerichte noch nicht den Marktanteil wie heute hatten. Zwischenzeitlich wird mit Döner mehr umgesetzt als mit allen anderen Schnellgerichten zusammen (einschließlich Mc Donalds, Burger King usw.), geschätzte 12 Mrd Euro, weshalb es hier beim Namensstreit nur sekundär um die historisch verwurzelte Feindschaft zwischen Griechen und Türken geht. Je mehr Dönerbuden in den letzten zwei Jahrzehnten entstanden, desto mehr verschwand –zum großen Ärgernis der Griechen - aus dem Alltag die früher übliche Bezeichnung als Gyros. Türkische Dönerverkäufer betrachteten es als eine Verletzung ihrer nationalen Ehre, wenn Anfangs Kunden Gyros bei ihnen bestellten. Entweder erfolgte keine Reaktion oder ein barscher Hinweis, dass man keinen Gyros habe, der Kunde aber Döner haben könne. Zwischenzeitlich kennt man kaum noch die Bezeichnung Gyros, während sich die Bezeichnung Döner bereits als eine Art von „Way of Life“ in die deutsche und europäische Gesellschaft integriert hat. Geht es nach dem Pressesprecher des griechischen Fleisch- und Metzgereiverbandes GIROMATOS, Tsatikios Pideon, soll nun damit Schluss sein. Man werde sehr genau darauf achten „dass das höchstrichterliche Urteil in Europa eingehalten wird“. Die Türkeiisierung Europas, vor allem der europäischen Küche und auch der Sprache, müsse ein Ende haben, erklärte Tsatikios Pideon ganz selbstbewusst und verwies auf die 189 Seiten Urteilsgründe des Gerichts. Dort ist genau ausgeführt, weshalb der christlich–mitteleuropäischen Bezeichnung Gyros der Vorzug zu geben ist vor der Bezeichnung als Döner, einem Wort aus der arabisch-türkisch-osmanisch-islamischen-Tradition. Strittig dürfte insbesondere die Formulierung des Gerichts sein, Döner sei ein wichtiges Symbol des fundamentalen Islam und daher als Bezeichnung eines Gerichts, das seine Ursprünge in der Antike habe, unwürdig, vor allem in der gegenwärtigen Situation, in der der fundamentalistische Islam die Zivilisation bedrohe. Über solche Worte freuen sich die Vertreter der GIROMATOS, die nun wieder Hoffen dürfen, in Europa den Gyros-Markt wieder unter Kontrolle zu bekommen. Der Verband hat bereits Finanzmittel in Höhe von 450 Mio € zur Verfügung gestellt, um eine umfassende Werbekampagne zu starten.
Katerstimmung dagegen herrscht bei den Vertretern der Europäischen Vereinigung türkischer Dönerproduzenten und –verkäufer EUTÜRKDÖN, von denen sich lediglich der stellvertretende Pressesprecher, Mitalen Sozsuz zu einer Erklärung bereit zeigte. Das Urteil sein ein „Skandal“ und beweise ein weiteres Mal, dass es sich bei Europa um einen „Christenclub“ handeln würde, es würde immer von „Menschenrechten“ gesprochen, aber selbst würden man diese nicht einhalten. Man habe, so Sozsuz, unmittelbar nach Erhalt des Urteils die türkische Regierung informiert und um Beistand gebeten. Prompt kam auch eine Pressemitteilung vom türkischen Außenministerium, in dem darauf hingewiesen wurde, dass man von diesem Rechtstreit nichts gewusst habe, aber sofort sämtliche erforderlichen Schritte einleiten werde, um die Sache zu klären. Döner sei ein Teil der kulturellen Identität der Türkei und auch ein europäisches Gericht dürfe nicht so damit umgehen. Direkter war dagegen der derzeit von türkischen Haselnussbauern schwer gebeutelte Türkische Landwirtschaftminister Zülfü Dermansiz: „ Wenn die Griechen Krieg wollen, dann bekommen sie ihn“, so Dermansiz. Die Frage, ob ein Döner so bezeichnet wird oder als Gyros sei genauso für die nationale Ehre und Würde der Türken von Bedeutung wie das Zypern-Problem oder die Hoheitsrechte in der Ägäis. Lieber verzichte man auf die EU-Mitgliedschaft als so ein Urteil tatenlos hinzunehmen. Auch wenn das Urteil zu keinem Krieg führen dürfte, erwarten Experten eine neue Eiszeit in den Beziehungen der Nachbarn und NATO-Mitglieder Griechenland und Türkei.
Das bisher ohnehin gespannte Verhältnis zwischen der EU und der türkischen Regierung dürfte durch dieses Urteil ebenso nachhaltig gestört werden. Der türkischer Ministerpräsident Erdogan, der innenpolitische derzeit von allen Seiten sehr unter Druck steht, und unbedingt Erfolge vorweisen muss, will er nächstes Jahr als Staatspräsident gewählt werden, hat bereits über seinen Pressesprecher verlauten lassen, dass man die Sache „sehr ernst nehme“.
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