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Alt 29.03.2006, 18:03
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henrymiller henrymiller ist offline
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Standard P.S.:Ich vergaß noch die anderen Punkte:

Du schreibst: "Ich glaube kaum, dass Atatürk meinte, dass wir den Europäern in den Hintern kriechen sollten, sondern eher, dass die EU uns um den Beitritt förmlich bitten sollte!"

&lt--- Polemik! Aus welcher (belegbaren) historischen Quelle hast Du diese Erkenntnis? Schließlich hat sich die Türkei mit Atatürk hin zu Europa entwickelt, das Rechtssystem ist sogar schweizerisch. Also nicht weit von Europa entfernt ;-)

Es war sogar kein geringerer als Mustafa Kemal Pascha Atatürk, der in seinen „sechs Prinzipien, die bis heute als Kemalismus Verfassungsrang in der Türkei besitzen, den Reformismus, also Anschluss an die europäische Zivilisation“, gefordert und gefördert hat!!!

Du schreibst: "Ziel der EU ist es doch Türkei zu entzweien, damit sie wieder freie Bahn haben und das Land ausschöpfen können."

&lt--- Polemik! Freie Bahn für was? Und mit was soll das Land bitte sehr ausgeschöpft werden? Solle etwa die hohen Arbeitslosigkeit und die noch reformierungsbedürftigen Sozialgesetze ausgebeutet werden? Meinetwegen können sie gerne ausbeuten! :-) Oder das sie uns Tarkan und Konsorten wegnehmen?

Sollen unsere noch nicht entdeckten und ausgebeuteten Erdschätze, Erdölvorkommen etc. etwa von den bösen europäischen Kolonialmächten ausgeschöpft werden? Wohl kaum! Und wenn solche Vorkommen eines Tages entdeckt werden sollten, werden wir sie schon schön brav selber ausbeuten und nutzen...


Du schreibst: "Die EU sollte darum betteln, dass die Türkei in die EU beitritt und nicht umgekehrt. Und dafür wird es wohl einen zweiten Atatürk brauchen oder der Mann muss wieder auferstehen!"&lt--- Wieder Polemik! Ja ja…und morgen kommt der Weihnachtsmann ;-)) Im übrigen müßen auch wir nicht betteln, wenn es mit dem türk. Wirtschaftswunder (nur mit der sozialen Verteilung hapert es nur gewaltig!) weiter so geht, kommt Europa irgendwann mit ausgestreckter Hand auf uns zu…so what?!

(Der/Die-ach-so-stolze-türkische) Mann/Frau hätte nur mal ein wenig erkundigen können bzw. rum-googlen :-) :

Der kemalistischen Staatskonzeption liegen sechs Prinzipien zugrunde, die auch das kemalistische Frauenbild prägten:
1. Republikanismus (Cumhuriyetçilik): bedeutet republikanische Staatsform als Gegensatz
zu einer absolutistisch-theokratischen Sultansherrschaft (Betonung der Prämisse der Volkssouveränität).
2. Nationalismus (Milliyetçilik): beinhaltet die Souveränität des türkischen Staates und
definiert die Einwohner der Türkei als „türkisches Volk“ (betonte die ruhmreiche türkische Geschichte und das Recht der Türken auf einen eigenen, modernen und souveränen Staat).
3. Reformismus/Modernismus (Inkilapçilik): Wahrung und Fortführung der kemalistischen
Reformen ( u. a. alle zur Modernisierung notwendigen Maßnahmen sollen sofort und in vollem Umfang vollzogen werden mit dem Ziel der Entwicklung einer modernen türkischen Gesellschaft . Ständige Erneuerung mit dem Ziel der Verwestlichung .Anschluss an die europäische Zivilisation).
4. Laizismus (Laiklik): auch Säkularismus genannt, Trennung von Religion und Staat. (vollständige Trennung von religiösen Einrichtungen und Staatsgeschäften)
5. Etatismus (Devletçilik): staatliche Intervention in die Wirtschaftsabläufe bei gleichzeitiger
Beibehaltung der Privatwirtschaft (staatliche Lenkung der Wirtschaft mit dem Ziel der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung).

6. Populismus (Halkçilik): Gleichheit aller Bürger vor den Gesetzen und Gewährleistung
einer sozialen Ordnung (Idee einer Großen Nationalversammlung, die alle wirtschaftlichen und sozialen Interessen vertritt).
Nach dem Tode Atatürks wurde der Kemalismus zum grundlegenden Staatsprinzip der Türkei. Diese Prinzipien finden Eingang in die Verfassung und gelten bis heute. Heute gelten sie aber teilweise auch als schwere Hypothek, da das Festhalten an ihnen notwendigen Reformen im Wege steht. So behindert beispielsweise der Nationalismus einen vernünftigen Ausgleich mit der kurdischen Minderheit. Der Populismus leugnet das Bestehen sozialer Klassen. Das etatistische Denken hat lange Zeit Privatisierungen und Strukturreformen in der Wirtschaft verhindert. Der Staat ist der Gesellschaft übergeordnet und versucht, die Entwicklung der Gesellschaft so weit wie möglich zu bestimmen. Der Bürger seinerseits erwartet alles vom omnipotenten Staat. Erst das Versagen staatlicher Stellen, vor allem des Militärs bei der Erdbebenkatastrophe im Sommer 1999, führt zu einer Ernüchterung und erschüttert auch das Staatsverständnis der Türken.

Die Leitlinien der Republik werden in der Verfassung von 1982 bewahrt. Der zweite Artikel der Verfassung definiert die Republik Türkei als demokratischen, säkularen und sozialen Staat, der von Rechtsstaatlichkeit geleitet wird. Die Ideen des öffentlichen Friedens, der nationalen Solidarität und Gerechtigkeit, des Respekts der Menschenrechte und des Nationalismus von Atatürk sind auch charakteristisch für die Republik. Diese Verfassungsprinzipien sind unveränderlich.
Die Souveränität geht ohne Vorbehalt auf das Volk über, das diese durch die bevollmächtigten Organe ausübt, wie es in den in der Verfassung niedergelegten Prinzipien vorgeschrieben ist. Artikel 6 der Verfassung legt fest, dass das Recht zur Ausübung der Souveränität nicht auf Einzelne, eine Gruppe oder Klasse übertragen werden kann.
Der säkulare Charakter der Republik zieht eine deutliche Trennung zwischen Religion und staatlichen Angelegenheiten. Dieser sieht folglich auch die Religions- und Gewissensfreiheit für Einzelpersonen vor.
Der Schutz der Grundrechte und Grundfreiheiten, die Gewaltenteilung und der Vorrang des Gesetzes sind auch in der Verfassung verankert. Jeder besitzt inhärente Grundrechte und –freiheiten, die unverletzlich und unveräußerlich sind. Wie in Artikel 10 festgelegt, sind alle Individuen ohne jede Diskriminierung vor dem Gesetz gleich, unbesehen ihrer Sprache, Rasse, Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihrer politischen Meinung, Weltanschauung, Religion, ihres Bekenntnisses oder ähnlicher Erwägungen. Weder einer Person noch einer Familie, Gruppe oder Klasse wird ein Vorrecht eingeräumt und die Staatsorgane und Verwaltungsbehörden handeln bei ihren Verfahren gemäß dem Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz.
Das Prinzip des Sozialstaates ist eine heutige Komponente, die das traditionelle Prinzip des Rechtsstaates ergänzt. Dieses Prinzip vertraut dem Staat die Aufgabe an, soziale Gerechtigkeit und soziale Sicherheit bereitzustellen.
Die grundlegenden Ziele und Aufgaben des Staates sind in Artikel 5 aufgezählt: die Sicherung der Unabhängigkeit und Integrität der türkischen Nation, der Unteilbarkeit des Landes, der Republik und der Demokratie; die Gewährleistung des Gemeinwohls, des Friedens und des Glücks des Individuums und der Gesellschaft; das Bemühen um die Beseitigung von politischen, sozialen und wirtschaftlichen Hindernissen, die die Grundrechte und Grundfreiheiten des Einzelnen auf eine Art einschränken, die unvereinbar mit den Prinzipien der Gerechtigkeit und des Sozialstaates sind, der von Rechtsstaatlichkeit geleitet wird; die Bereitstellung von Bedingungen, die für die Entwicklung der materiellen und geistigen Existenz des Einzelnen erforderlich sind.
Die Türkei durchlief in den letzten Jahren einen umfassenden Reformprozess mit dem Ziel, die Demokratie zu stärken und die politischen Kriterien von Kopenhagen zu erfüllen, um die Beitrittsverhandlungen mit der EU zu beginnen. Sie hat große Schritte in Richtung auf dieses Ziel gemacht. Die Verfassungsänderungen wurden im Oktober 2001 verabschiedet, um die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit und die Achtung der Grundfreiheiten und Grundrechte zu festigen. Acht Harmonisierungspakete wurden erlassen, um zahlreiche Gesetze mit den Verfassungsänderungen und den europäischen Normen in Einklang zu bringen. Aufgrund dieser Reformen wurde die türkische Demokratie weiter gestärkt, um die Standards ihrer Gegenüber in Europa voll zu erfüllen.
Quelle: Türkische Botschaft

Letzte Fassung der türk. Verfassung:
<a href="redirect.jsp?url=http://www.tuerkei-recht.de/Verfassung2005.pdf


Sincerly," target="_blank">http://www.tuerkei-recht.de/Verfassung2005.pdf


Sincerly,</a> DOH