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Alt 24.10.2005, 17:58
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halitpasa75 halitpasa75 ist offline
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Standard o.T.

Zu Pamuk muss ich sagen, dass ich all seine Bücher, bis auf das letzte, gelesen habe.
Da waren ein, zwei gute dazwischen die mir gefallen haben, aber es gab auch viel, was mir nicht gefiel.

Yasar Kemal lebt doch seit Jahrzehnten von seinem Namen. Er hat einen absoluten Knaller, "Ince Memed", geschrieben und auf diesem ruht er sich hauptsächlich aus.

Ich fand traurig, was Du dann geschrieben hast. Zunächst möchte ich kurz darauf hinweisen, dass unter dem Begriff Minderheiten ausschließlich die nicht-islamischen Religionsgemeinschaften wie Christentum und Judentum fallen.

Der türkischen Nation insgesamt Rassismus vorzuwerfen ist, muss ich sagen, schon ein starkes Stück.

Dann deine bewußte Abgrenzung von Türken fand ich ebenfalls bedauerlich. Ob Du von deiner Abstammung her Kurde, Laze, Tscherkesse, Albaner, Bosnier oder Deutscher bist, ist doch vollkommen irrelevant. Entscheidend ist doch vielmehr die Frage, ob Du dich als Teil unserer Nation ansiehst, die sich türkische Nation nennt. Dieses "unserer" wurde von mir bewußt gewählt und bezieht sich auf deine und meine Nation gleichermaßen, die nach meiner Vorstellung ein und dieselbe ist.

Das es unter Umständen Verirrte unter unseren Landsleuten gibt, die ein Problem mit deiner ethnischen Herkunft haben, will ich nicht abstreiten, allerdings sind das wie bereits gesagt Verirrte. Dem Großteil unserer Landsleute ist es doch vollkommen egal welcher Ethnie Du nun genau zugehörig bist.
Ich muss wohl eingestehen, dass es für mich häufig auch nicht nachvollziehbar, warum es Leute, die man teilweise vor 1 Minute kennengelernt hat, es für notwendig erachten, ohne jeglichen Grund, mit ihrer Ethnizität oder ihrer Konfessionszugehörigkeit zu kommen. Ich stelle mich auch nicht hin und fange sofort an, sämtliche ethnischen Zugehörigkeiten und Religionsbekenntnisse meiner Vorfahren aufzuzählen. Ist das wirklich notwendig?

Darüber hinaus erstaunt es mich immer wieder, wieviele "reinrassige" Türken oder Kurden in meinem Land leben wollen. Als unsere Vorfahren aus der mongolischen Steppe loszogen waren sie rothaarig und hatten Mandelaugen, wieviele können von sich behaupten heute noch immer so auszusehen. Die Kurden waren vor 1000 Jahren zu einem nicht unwesentlichen Teil blond, hellhäutig und blauäugig. Wieviele Kurden sind das noch heute? Wußtest Du, dass ein nicht unerheblicher Teil der Kurden eigentlich ethnische Türken sind, die ebenfalls aus der mongolischen Steppe nach Anatolien gezogen sind, sich dann im Südosten niederliessen und zu "kulturellen" Kurden wurden? Ich weiß, dass diese Fakten einigen nicht gefallen, aber das ändert nichts daran, dass es Fakten sind.

Kannst Du mir mit Sicherheit sagen, dass Du unter deinen Vorfahren keine Türken, Armenier, Araber oder sonst jemanden mit einer anderen Ethnizität als der kurdischen hast?
Wohl kaum.

Wir sollten daher endlich alle auf den Teppich kommen und nicht nach unseren wenigen Unterschieden suchen, sondern nach unseren vielen Gemeinsamkeiten schauen und endlich den kemalistischen Nationenbegriff, unsere gemeinsame Geschichte und unser gemeinsames Schicksal als Grundlage für unser Zusammenleben nehmen.

Aber Du scheinst das anders zu sehen, oder?

Ferner sollte niemand, ähnlich wie die EU, unsere Souveränitätsgrundlage in Frage stellen.