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Alt 20.07.2005, 23:35
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aliabi aliabi ist offline
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Standard Es ist Vorbei!

Schon seit der Kindheit scheute ich mich in den engen Räumen. Als wurde mir der Mund zugehalten, konnte ich nicht atmen. Auch als mir der Arzt bescheinigte, dass dieser Zustand eine Krankheit sei, und behandelt werden müsse, konnte ich mir nicht helfen. Und jetzt… Jetzt soll ich in den engsten Raum hinein?

Ich wurde in einem Leichentuch gewickelt, vorsichtig in einen Sarg gelegt. Die stimmen, derer die um mich waren hörte ich deutlich, obwohl meine Augen verschlossen waren sah ich Sie alle.

Sie klagten „so jung ist er gestorben“. Ja so jung bin ich gestorben. Dabei hatte ich noch so viel vor. Die monatlichen Raten für den Fernseher und das Auto hatte ich noch nicht bezahlt. Mein Sohn hatte seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen. Ich wollte ein Unternehmen gründen, und alle die mir lieb waren dort unterbringen. Nicht mal Heizöl habe ich bestellt, dabei ist es bald wieder Winter.

Als ich mich in diese Gedanken versinken ließ, hörte ich eine laute grelle Stimme im Hintergrund, die mich erschreckte. Sie sagte „Es ist vorbei“. Ach wäre es doch nicht vorbei…

Wie konnte es passieren, wie konnte es zu diesem Unfall kommen. Ich war doch ein guter Fahrer. Während ich mich noch mit dem Unfall beschäftigte, merkte ich, dass sich meine Verwandten und Freunde um den Sarg versammelten, um einen letzten Blick auf mich zu werfen. Vier Hände konnte ich noch sehen, die den Sargdeckel auflegten.

Ich versuchte zu schreien. „Nicht doch! Nicht doch!.. Ich brachte keinen Mucks heraus, es wurde stockdunkel. Nur zwei Lichtstrahlen an den Seiten konnte ich bemerken. Mussten wohl Schlitze sein, der Sargdeckel schien nicht ganz zu passen. „O Allah!.. Was wird jetzt aus mir? Was geschieht mit mir?

Ich war nicht mehr im Stande, zu denken. Bald drauf wurde ich hoch gewieft. Es fühlte sich so an als wäre ich jetzt auf den Schultern, meine Freunde. Es schien zu regnen, die Regentropfen waren deutlich zu hören, obwohl das quietschen der Sargnägel die Tropfen zeitweise übertönten. Ich war wohl auf dem Weg zur Moschee, für den Totengebet… Sie ist eigentlich gleich um die Ecke. Irgendwie hatte ich es nicht geschafft die Moschee mal zu besuchen…

Ich wollte mich doch noch ändern. Mit 50, ja dass hatte ich mir fest vorgenommen. Alle hässlichen Gewohnheiten wollte ich loswerden. Ich wollte mit meinen täglichen Gebeten anfangen… Ein fromme Muslim werden. Ja dass alles wollte ich noch machen, eben ein guter Mensch sein. Wie kam es nur zu diesem Unfall? Da war die grelle Stimme wieder „Es ist Vorbei“

Kurz darauf war auch das Totengebet beendet. Als der Imam die Anwesenden fragte wie sie mich kannten, antworteten einige nicht. Ja, ich war in den Schuld dieser Menschen… Wenn der Unfall nicht geschehen wäre, hätte ich sie doch um Verzeihung gebeten. Ich hätte meine Fehler bestimmt wieder gut gemacht.

Ich wurde wieder hochgehoben, wir verließen den Moscheehof. Durch die Schieflage des Sarges merkte ich, dass wir Richtung Friedhof marschierten, wir gingen Berghoch. Der regen wurde wilder, die Aufschläge der Tropfen wurden stärker und dichter, um meine Arme herum konnte ich schon Nässe spüren. Die Gespräche draußen waren nur schwer zu hören.

Zwei Geschäftsleute besprachen die momentane Flaute auf dem Markt, zwei andere bekannte waren dabei einen Kinofilm fürs Wochenende zu wählen. Ein Sargträger der vorne Links angepackt hatte flüsterte dem anderen, vorne rechts „Ja, der hat den zum sterben richtigen Tag erwischt … ich bin Nass bis zum Hemd“

Kann das sein?. Höre ich richtig? Sind das nicht meine Verwandte, Freunde um deren Willen ich meine Zeit, meinen Schlaf geopfert, denen ich keine Hilfe abgeschlagen habe. Ich wurde herabgesetzt, wir sind wohl schon zu meinem Grab angelangt. Der Deckel des Sargs öffnete sich… Ich sah schon meinen Grab, der schien sich darauf zu freuen mich zu verschlingen. Jetzt wurde es mir bewusst… Es ist vorbei.

Nein! Nein! Mit ihren traurigen Mienen haben mich meine Freunde in die Tiefe herabgelassen. Sie schienen es eilig zu haben, schnell wurde mein Körper mit dünnen Brettern verdeckt. O Allah… Gibt es keine entkommen?.. Eine zweite Chance, um solch ein Diener zu werden wie du es befiehlst. Da war die Stimme wieder „Es ist vorbei!“

Auf die Bretter wurde Lehm geschüttet, jeder Wurf brach meinen Körper zum rütteln. Sammelte alle meine Kräfte um mich aufzurichten...

Ich lag plötzlich auf mein Bett, der Nachbar der ein Arzt war sagte leise „Es ist vorbei… Es ist vorbei“

Ich war schweißgebadet, dass alles war nur ein Alptraum. Meine Familie schaute mich verlegen an. O Allah! Ich danke dir! Ich danke dir mit jeder einzelner Zelle die ich habe… Was wäre geschehen, wenn du mir nicht eine zweite Chance gewährt hättest.
(kaynak www.huzuradogru.com)