Unterschied Historiker - Ideologe
Prof. Dr. Justin Mc Carthy
Abteilung für Geschichte
University of Louisville, Kentucky
"Die Wahrheit über das Armenien-Problem im Osmanischen Reich"
Auszug aus der Rede vom 24. März 2005 in Ankara vor der türkischen Nationalversammlung.
(...)
Unterschied zwischen Geschichte und Ideologie, zwischen Historikern und Ideologen, näher betrachten. Für den Historiker ist der Versuch der objektiven Wahrheitsfindung von Bedeutung. Für den nationalistischen Ideologen ist der Sieg seiner Sache von Bedeutung. Ein korrekter Historiker sucht zuerst nach Beweisen und bildet sich dann eine Meinung. Ein Ideologe bildet sich zuerst eine Meinung und sucht dann nach Beweisen.
Ein Historiker sucht nach dem historischen Kontext. Er beurteilt insbesondere die Glaubwürdigkeit von Zeugen. Er beurteilt, ob diejenigen, die berichtet haben, Grund zur Lüge hatten. Ein Ideologe nimmt Beweise auf, wo immer er sie finden kann und kann auch mal Beweise erfinden, die nicht zu finden sind. Er betrachtet die Beweise nicht allzu gründlich, vielleicht, weil er sich vor dem, was er finden wird, fürchtet. (...)
Ein Historiker deckt zuerst auf, was geschah, und versucht dann die Gründe zu erläutern. Ein Ideologe vergisst den Prozess des Aufdeckens. Er geht davon aus, dass das, was er glaubt, wahr ist und stellt dann eine Theorie auf, um dies zu erläutern. Die Arbeit von Dr. Taner Akçam ist dafür ein Beispiel. Er akzeptiert zunächst vollständig die Überzeugung der armenischen Nationalisten. Dann stellt er eine komplizierte soziologische Theorie auf, in dem er behauptet, dass der Völkermord das Ergebnis der türkischen Geschichte und des türkischen Charakters sei. Diese Art der Analyse ist wie ein Haus, das auf einem Grund aus Sand errichtet wurde. Das Haus sieht gut aus, aber beim ersten starken Windstoß fällt es zusammen. In diesem Fall ist der starke Windstoß, der die Theorie zerstört, die Kraft der Wahrheit. (...)
Der Historiker studiert. Der Ideologe führt einen politischen Krieg. Von Beginn an war die Armenische Frage eine politische Kampagne. Die Materialien, die benutzt wurden, um die lange Zeit anerkannte und falsche Geschichte der Armenischen Frage zu schreiben, waren als politische Dokumente verfasst worden. Sie waren für einen politischen Erfolg verfasst worden. Seien es Artikel in der Zeitung der Daschnaken oder falsche Dokumente, die vom britischen Propagandabüro erstellt wurden, sie waren Propaganda, nicht Quellen der korrekten Geschichte. Historiker haben alle diese sogenannten "historischen Quellen" untersucht und verworfen. Dennoch tauchen dieselben Unwahrheiten ständig als Beweise für den Völkermord an den Armeniern auf. (...)
Wir müssen einen Grundsatz bestätigen: Diejenigen, die Propaganda als Quelle benutzen, schreiben selbst Propaganda, nicht Geschichte. (...)
Warum sich bei der Geschichtsschreibung auf osmanische Archivberichte verlassen? Weil sie eine Art solider Daten sind, die die Grundlage jeder guten Geschichte bilden. Die Osmanen haben nicht für die heutigen Medien Propaganda geschrieben. Die Berichte der osmanischen Soldaten und Beamten waren keine politischen Dokumente oder Übungen in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. (...) Es gibt keinen Beleg für eine vorsätzliche Irreführung in den osmanischen Akten. Vergleichen Sie diese mit der düsteren Geschichte der armenischen Nationalisten: Bevölkerungsstatistiken fälschen, Äußerungen fälschen, die Mustafa Kemal zugeschrieben werden; Talat Paschas Telegramme fälschen, Berichte im Blaubuch fälschen, Gerichtsakten missbrauchen und, am schlimmsten, die durch Armenier ermordeten Türken nicht erwähnen. (...)
Wir können nur hoffen, dass wissenschaftliche Integrität über die Politik siegen wird und sich die armenischen Nationalisten an der Debatte beteiligen werden. Ich habe keine Hoffnung, dass sie dies tun werden. Ich habe jüngst an der Universität von Minnesota, dem Zentrum der sogenannten "Studien zum Völkermord an den Armeniern" zwei Vorträge gehalten. Dr. Taner Akçam lehrt dort. Dr. Akçam war zu meinen Vorträgen eingeladen, er kam jedoch nicht. Tatsächlich kam kein Armenier. Stattdessen wurden alle Bekanntmachungen zum Vortrag abgerissen, so dass andere überhaupt nicht wussten, dass ich referierte.
Das ist kein wissenschaftlicher Ansatz. Es ist ein politischer Ansatz.
Die armenischen Nationalisten haben bestimmt, dass sie ihren politischen Kampf gewinnen werden, wenn niemand weiß, dass es eine wissenschaftliche Opposition zu ihrer Ideologie gibt. Daher werden die armenischen Nationalisten erst mit den Türken zusammenkommen, wenn die Türken zuerst erklären, dass Türken den Völkermord begangen haben. Diese werden in der amerikanischen und europäischen Presse als "türkische Wissenschaftler" bezeichnet. Die Leser erhalten den Eindruck, einen sorgfältig gepflegten Eindruck, dass die türkischen Wissenschaftler glauben, es habe einen Völkermord gegeben. Die Leser erhalten den Eindruck, dass nur die türkische Regierung den Völkermord leugnet.
Wir wissen, dass dies nicht stimmt. Jährlich erscheinen in der Türkei Bücher und Artikel, die nicht nur den "Völkermord an den Armeniern" verneinen, sondern auch die Verfolgung der Türken durch die Armenier belegen. Konferenzen finden statt. Massengräber von unschuldigen Türken, die von armenischen Nationalisten ermordet wurden, werden gefunden. Museen und Denkmäler zum Gedenken an die verstorbenen Türken werden eingeweiht. Die Historiker, die Einsicht in die osmanischen Archive erhalten oder die türkische Bücher über die armenische Frage gelesen haben, erkennen den Begriff des Völkermords nicht an. (...)
Warum denken so viele in meinem Land und in Europa, dass eine kleine Gruppe von Türken, die die Überzeugung der armenischen Nationalisten anerkennt, die türkische Wissenschaft repräsentiert? Warum wird geglaubt, dass diese Türken im Namen der wahren Überzeugung der türkischen Professoren sprechen?
Ein Teil des Grundes sind Vorurteile. Vorurteile gegenüber den Türken gibt es schon so lange, dass es für die Menschen leicht zu glauben ist, dass die Türken schuldig sein müssen. Ein weiterer Grund ist jedoch, dass nur wenige in Europa und Amerika wissen, dass eine wirkliche türkische Wissenschaft zu diesem Thema besteht. (...)
Als Historiker macht es mich wütend, wenn mein Bereich oder mein Land angewiesen wird, über seine Geschichte zu lügen. Das politische Problem, von dem ich spreche, ist der wachsende Ruf aus Europa, dass die Türkei den "Völkermord an den Armeniern" zugeben muss, bevor sie der Europäischen Union beitreten kann. (...)
Heute verkünden die armenischen Nationalisten in den Parlamenten Europas und im Kongress der Vereinigten Staaten, dass sie nur möchten, dass die Türkei den begangenen Genozid zugibt und dass es dann in Ordnung sein wird.
Ich sprach einst mit einem amerikanischen Beamten, der mir sagte, dass die Türken sagen sollten: "Ja, wir taten es, tut uns leid" und es dann vergessen sollten. Ich fragte ihn, ob er glaubte, dass die Türken den Genozid begangen haben. Er antwortete, dass er es nicht wisse und es ihn nicht interessiere. Ich sagte ihm, dass die Türken nie in dieser Weise über ihre Väter und Großväter lügen würden. Er sagte mir, ich sei naiv. Doch er war naiv, da er glaubte, dass die armenischen Nationalisten mit einer Entschuldigung zufrieden sein würden. (...)
Wie kann es richtig sein, Mitglied in einer Organisation zu werden, die verlangt, dass man für den Preis der Aufnahme lügt? Würde ein ehrenhafter Mann dieser Organisation beitreten, die sagt: "Du kannst uns nur beitreten, wenn du erst fälschlicherweise sagst, dass dein Vater ein Mörder war"?
Ich hoffe und vertraue darauf, dass die Europäische Union die Forderungen der armenischen Nationalisten ablehnen wird. Ich hoffe, sie werden erkennen, dass die armenischen Nationalisten nicht daran interessiert sind, was das Beste für Europa ist. (...)
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