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Alt 05.04.2005, 00:21
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Standard Gegen den Gottesstaat: Vatikan vs. Islam

Gegen den Gottesstaat: Vatikan vs. Islam





Wenn der Vatikan und der Papst in der Vergangenheit vom Verhältnis zum Islam sprachen, ging es stets um eins: den Dialog. Katholiken sollten Verständnis zeigen, die Kultur ihrer "muslimischen Brüder" achten und religiöse Gemeinsamkeiten mit ihnen suchen. Am Freitag hat der Vatikan erstmals in einem offiziellen Dokument ganz andere Töne angeschlagen. Was der Päpstliche Rat für die Seelsorge der Migranten zu sagen hat, klingt eher nach einer Strategie der Klärung und Abgrenzung. "Wandel im Vatikan", kommentiert denn ein deutscher Vatikaninsider und Theologe.


"Die Liebe Christi zu den Migranten"

Nicht nur die Warnung vor Mischehen zwischen katholischen Frauen und Muslimen in dem Dokument "Erga migrantes caritas Christi" (Die Liebe Christi zu den Migranten) ist ungewöhnlich scharf. Neu ist in der "Instruktion" auch die Weisung an die Priester, in der Gemeindearbeit das klipp und klar herauszuarbeiten, was am Islam nicht gefällt.


"Was nicht gebilligt werden kann"

Zwar müsse man den Fremden aus dem Morgenland mit Wärme und Offenheit begegnen, so das Schreiben. Aber bei der Auseinandersetzung mit "den religiösen Verhaltensweisen und moralischen Normen des Islam" müsse aber auch gesagt werden, "was nicht gebilligt werden kann" - stärker kann eine Vatikankommission ihre Vorbehalte nicht ausdrücken.


Des Papstes Schritt in Richtung Kritik

"Zweieinhalb Jahre nach dem 11. September scheint sich im Vatikan die Wahrnehmung auch für die Gefahren innerhalb des Islam zu schärfen", meint der deutsche Experte. Bereits zu Ostern hat Papst Johannes Paul II. einen Schritt in Richtung Kritik getan, als er sich zum Terrorismus äußerte und "die Söhne Abrahams" zur Brüderlichkeit aufforderte - zu den "Söhnen Abrahams" zählen neben Christen und Juden auch die Muslime.


Ablehnung des "Gottesstaates"

Ausdrücklich und unmissverständlich ermahnt der Vatikan die "muslimischen Brüdern und Schwestern" auch, grundlegende Freiheiten, die Rechte der Person und das demokratische Prinzip in der Politik anzuerkennen. Sogar die Anerkennung der Laizität des Staates, die Trennung von Staat und Kirche, verlangt das Schreiben - eine kaum verhüllte Ablehnung des "Gottesstaates", den radikale Muslime in vielen Ländern der Erde fordern. Dabei hatte der Vatikan sich in der Vergangenheit nicht gerade leicht von seiner eigenen Idee des christlichen Gottesstaates verabschiedet. "Jetzt nimmt der Vatikan die Moderne gegen den Islam in Schutz", kommentiert ein Vatikanist in Rom.


Quelle: kurier.at